Attentat auf Richard Nixon

- | USA 2004 | 91 Minuten

Regie: Niels Mueller

Die (wahre) Geschichte eines Verlierers, dessen Frau aus der Ehe ausstieg und mit den Kindern zur Mutter zog. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis er den neuen Job als Möbelverkäufer wieder verlieren wird. Angewidert von der Gesellschaft seines Landes und ihrem "Führer" Richard Nixon, klagt er in fiktiven Briefen an seinen Helden, den Dirigenten Leonard Bernstein, über Korruption und Rassismus und bedauert, dass selbst der kleine Mann seinen finanziellen Vorteil mit Lug und Trug zu erreichen sucht. Ein beeindruckendes Kammerspiel und eine bemerkenswerte Studie über die menschenfeindlichen (amerikanischen) Gesellschaftsstrukturen, die aus ihren Opfern allzu leicht Täter machen. In der Hauptrolle eindrucksvoll gespielt. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE ASSASSINATION OF RICHARD NIXON
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2004
Produktionsfirma
Anhelo/Appian Way
Regie
Niels Mueller
Buch
Kevin Kennedy · Niels Mueller
Kamera
Emmanuel Lubezki
Musik
Steven M. Stern
Schnitt
Jay Cassidy
Darsteller
Sean Penn (Samuel J. Bicke) · Naomi Watts (Marie Andersen Bicke) · Don Cheadle (Bonny Simmons) · Brad William Henke (Martin Jones) · Jack Thompson (Jack Jones)
Länge
91 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs sowie ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen (8 Min.).

Verleih DVD
e-m-s (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Das Schicksal politisch engagierter Sozial-Dramen ist immer dann ungewiss, wenn sie nicht mit Preisen überschüttet werden. So ist „Attentat auf Richard Nixon“ sicherlich kein schlechterer Film als etwa „Monster’s Ball“ (fd 35 563), aber im Gegensatz zu Marc Forsters Werk ist der Film von Niels Mueller von der „Oscar“-Academy unbeachtet geblieben – und das, obwohl man Hauptdarsteller Sean Penn eine „Oscar“-verdächtige Performance attestierte. Nach der ebenfalls wohlwollend aufgenommenen Premiere auf den Filmfestspielen von Cannes ist es um den Film ruhig geworden. Der deutsche Verleih versäumte eine adäquate Kinoauswertung, und so kommt das beeindruckende Kammerspiel mit zwei Jahren Verspätung als DVD-Premiere heraus. Die (wahre) Geschichte, die Mueller in seinem Film adaptiert, ist die eines Verlierers: Er ist ein wenig einfältig, seine Frau ist aus der Ehe ausgestiegen und mit den Kindern zur Mutter gezogen. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Samuel Bicke den neu angetretenen Job als Verkäufer wieder verlieren wird. Sam ist von der Gesellschaft seines Landes und allem voran von seinem „Führer“ Richard Nixon angewidert. In fiktiven Briefen an seinen Helden, den Dirigenten Leonard Bernstein, klagt er über Korruption und Rassismus und bedauert, dass selbst der kleine Mann seinen finanziellen Vorteil mit Lug und Trug zu erreichen sucht. Einem ehrlichen Geschäftsmann, der er gerne sein möchte, billige man keine Zukunft zu, geschweige denn ein Startkapital bei der Bank. Martin Scorsese hat einst die Kurzschlussreaktion seines „Taxi Driver“ (fd 19 983) mit der unbändigen Wut seines Protagonisten motiviert, bei Muellers Möbelverkäufer ist es die pure Verzweiflung. Das lässt Samuel Bickes zwar sympathischer erscheinen als Scorseses Rassisten Travis Bickle, sein Handeln führt ihn aber genauso zwangsläufig in jenen Abgrund, in dem sich das Mitleid mit dem Protagonisten in Ablehnung wandelt. Die mit Don Cheadle und Naomi Watts auch in den Nebenrollen prominent besetzte „Tragödie eines lächerlichen Mannes“ ist gewiss kein großer cineastischer Wurf, aber eine bemerkenswerte Studie über die menschenfeindlichen (amerikanischen) Gesellschaftsstrukturen, die aus ihren Opfern allzu leicht Täter machen.
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