The House of Sand

- | Brasilien 2005 | 103 Minuten

Regie: Andrucha Waddington

Im Norden Brasiliens durchleiden drei Generationen von Frauen einer Familie den Traum, die Wüste in ein fruchtbares Land zu verwandeln. Nach dem Tod des Familienoberhauptes sind sie im sandigen Niemandsland gestrandet und sehen sich genötigt, ihr Leben ohne feste Fundamente zu meistern. Die bildgewaltig erzählte Entwicklungsgeschichte lebt von der Präsenz der Natur ebenso wie vom Spiel der Darstellerinnen, die sich ohne große Worte ihren Platz erkämpfen. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
CASA DE AREIA
Produktionsland
Brasilien
Produktionsjahr
2005
Produktionsfirma
Columbia TriStar Filmes do Brasil/Conspiração Filmes/Globo Filmes
Regie
Andrucha Waddington
Buch
Elena Soarez
Kamera
Ricardo Della Rosa
Musik
João Barone · Carlo Bartolini
Schnitt
Sérgio Mekler
Darsteller
Fernanda Montenegro (Donna Maria) · Fernanda Torres (Áurea) · Ruy Guerra (Vasco de Sá) · Seu Jorge (Massu, jung) · Stênio Garcia (Luiz)
Länge
103 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.

Diskussion
Sand ist überall, Sand so weit das Auge reicht. Bis zum Spitzenkragen ihrer Blusen stecken die Frauen im Sand, sind von ihm zugedeckt und in ihm gefangen. Die brasilianische Familiensaga „The House of Sand“ erzählt über einen Zeitraum von 59 Jahren von drei in der Sandwüste verloren gegangenen Frauen, die im Leben stehen und doch keinen Schritt vorwärts kommen. Immer wieder raffen sie sich auf, geben sie sich der persönlichen Fata Morgana hin, ein Stückchen weiter zu kommen, ein wenig näher an den Rand der zivilisierten Welt zu gelangen. Doch sie ziehen immer nur einen Kreis im Sand. Es fehlen ihnen die vorgespurten Wege, es fehlen die Hinweisschilder, die aus dieser Einöde führen. Andrucha Waddingtons „The House of Sand“ schreibt das Jahr 1910, als Dona Áurea und ihre Mutter Maria in Maranhão stranden, einem gottverlassenen Flecken inmitten einer Sandwüste im Norden Brasiliens. Von Áureas Ehemann Vasco wurden Tochter und Mutter gezwungen, widerstandslos zu folgen. Vasco träumt davon, das unfruchtbares Niemandsland fruchtbar zu machen. Dabei duldet er nicht den kleinsten Zweifel. Obwohl auch er bald erkennt, dass er sich verrannt hat, ist er doch nicht bereit umzukehren. Koste es, was es wolle. Den Irrtum zu glauben, eine Existenz auf Sand aufbauen zu können, bezahlt Vasco schließlich mit dem Leben. Áurea ist schwanger, als ihr Mann stirbt. Mit ihrer Mutter und der neugeborenen Tochter, die ebenfalls den Namen Maria trägt, lebt sie allein auf der Düne in einem mit Brettern lose zusammengenagelten Haus, das kein festes Fundament besitzt. Für Waddingtons Wüstenepos „The House of Sand“ ist Cinemascope im Kinosaal ein Muss, will es für die Augen reizvoll sein. Die ausschweifenden Farben und sich ständig veränderten Formen der Wüste, in der die Menschen klein wie Sandkörner fast verschwinden, brauchen ein solches Bildformat. Der dramatischen Dimension der bildschönen Kulisse ist sich der 35-jährige brasilianische Regisseur sehr bewusst und zelebriert sie, wie die Schönheit seiner Hauptdarstellerinnen, von der ersten Einstellung an in großem Stil. Waddingtons Entscheidung, die drei Frauen durch zwei Schauspielerinnen verkörpern zu lassen, führt im Film zu ein paar irritierenden Zeitsprüngen beziehungsweise Schnitten. Mutter, Tochter und Enkelin werden von zwei der populärsten Schauspielerinnen des brasilianischen Kinos verkörpert, von Fernanda Montenegro und Fernanda Torres, die auch im wirklichen Leben Mutter und Tochter sind. Es ist den Schauspielerleistungen von Montenegro und Torres zu verdanken, dass sich die grandiosen Wüstenbilder des brasilianischen Epos von 103 Minuten Laufzeit mit Leben füllen. Obwohl die Geschichte des substanziellen Überlebenskampfes der drei Frauengenerationen vorwiegend in pathetischen Bildern und nicht mit großen Worten erzählt wird, erkämpfen sich die beiden Schauspielerinnen ihren Platz im Film. Der Präsenz ihres Spiels in Detailaufnahmen ist es auch zu verdanken, dass in „The House of Sand“ die Landschaft stellenweise wieder in den Hintergrund rückt – und die Entwicklungsgeschichte der Frauen nicht im Sand verläuft.
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