Ein perfekter Platz

Komödie | Frankreich 2006 | 106 Minuten

Regie: Danièle Thompson

In einer Pariser Brasserie in der Nähe der Champs-Elysées treffen Menschen aufeinander, die sich in einer Umbruchphase befinden: eine Serien-Darstellerin, die anspruchsvolle Rollen will, ein Regisseur aus Hollywood, der frankophil wird, ein Konzertpianist, der lieber in Jeans auftreten will, ein Kunstsammler, der die Sammlung verkauft, der er sein ganzes Leben widmete. Zusammengehalten wird der perfekt besetzte Ensemble-Film von einer jungen Frau, die in der Brasserie arbeitet und die Welt, zu der sie gehören möchte, mit großen Augen aufnimmt - bis zur Ernüchterung. Eine unterhaltsame, leichte Komödie, zugleich eine liebevolle Milieustudie. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
FAUTEUILS D'ORCHESTRE
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
Thelma Films/Studio Canal/TF1 Films/Radis Films
Regie
Danièle Thompson
Buch
Danièle Thompson · Christopher Thompson
Kamera
Jean-Marc Fabre
Musik
Nicola Piovani
Schnitt
Sylvie Landra
Darsteller
Cécile de France (Jessica) · Laura Morante (Valentine) · Valérie Lemercier (Catherine Versen) · Albert Dupontel (Jean-François Lefort) · Claude Brasseur (Jacques Grumberg)
Länge
106 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
UFA (1:2,35/16:9/Dolby Digital 5.1)
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Diskussion
Ein Stadtviertel oder auch nur ein Haus, ein etwas diffuser, aber liebenswürdiger Personenkreis, um den sich alles dreht, das Ganze verpackt in eine leichte unterhaltsame Komödie – solche Filme gibt es in Frankreich immer wieder. Man denke nur an „Und jeder sucht sein Kätzchen“ (fd 32 231) von Cédric Klapisch oder „Schöne Venus“ (fd 34 173) von Tonie Marshall oder auch „La Bûche“ (1999), Danièle Thompsons Debütfilm, der vorwiegend in einem Restaurant spielte. Für „Ein perfekter Platz“, ihre dritte Regiearbeit, hat Danièle Thompson, die spät zur Regie berufene Tochter von Gérard Oury, wieder einen solchen Mikrokosmos ersonnen und interessant besetzt. Der „perfekte Platz“ ist eine Brasserie in der Avenue Montaigne in Paris, nahe den Champs-Elysées-Theatern (der Originaltitel „Fauteuils d’orchestre“ bezieht sich auf die Plätze im Theater). Dort treffen sich Künstler und Lebenskünstler aller Art und werden bedient von Jessica. Die junge Frau um die 20 kam aus der Provinz nach Paris, um den Künstlern und der Welt des Luxus nahe zu sein, den sie sich nicht leisten kann. Gerne möchte sie dazugehören, wie ihre Großmutter, die Toilettenfrau wurde, um dieser Welt nahe zu sein. Jessica ist der rote Faden, der den Film zusammenhält. Cécile de France spielt sie mit aufgerissenen Augen, großer Neugier und einem naiven Charme, dem sich viele, denen sie serviert, nicht entziehen können. Doch auch die Künstler scheinen nicht das Leben zu führen, das sie eigentlich möchten, was den Film von den meisten anderen französischen Ensemble-Komödien der letzten Jahre unterscheidet. Da ist der alternde Kunstsammler (herrlich hektisch: Claude Brasseur), der seine Sammlung verkaufen will, mit der er sein ganzen Leben verbracht hat, weil er sie nicht mit ins Grab nehmen kann. Er streitet sich gerne mit seinem Sohn, einem weggetretenen Professor mit beharrlichen Zweifeln an allem. Da ist die Schauspielerin Catherine (schön überkandidelt: Valérie Lemercier), ein Fernsehserien-Star, der sich ärgert, nicht unbehelligt auf die Straße gehen zu können. Da ist der Hollywood-Regisseur (wunderbar als hilfloser Amerikaner in Paris: Sydney Pollack), der das Leben von Simone de Beauvoir verfilmen will, sich unsicher ist, was die Essenz ihres Lebens ist und darüber nicht nur mit Catherine diskutiert. So wie jede der Personen vor Veränderungen steht, auch der berühmte Konzertpianist, der es satt hat, im Frack vor feinen Leute zu spielen und lieber in Jeans vor einem ganz anderen Publikum auftreten will. Nur eine scheint glücklich zu sein: Claudie, jahrzehntelang Concierge und Mädchen für alles am Theater, die nun in den Ruhestand geht. Sie strahlt über alle Maßen. Heute, an ihrem letzten Arbeitstag, sind alle nett und feiern mit ihr. Aber im Prinzip ist auch ihr Leben im Umbruch. Der Film lebt von seinen Schauspielern, ist aber zugleich auch mit einer Leichtigkeit inszeniert, die natürlich wirkt. Dass Danièle Thompson, seit 1966 populär als Autorin unzähliger Komödien mit Louis de Funès, auch feinfühlige Komödien drehen kann, hat sie bereits mit „La Bûche“ und „Jet Lag“ (fd 36 152) bewiesen. Auch „Ein perfekter Platz“ mit seinen mondänen, unglücklichen Künstlern ist eine liebevolle Milieustudie; keine Figur wirkt deplatziert oder peinlich, jede bringt einen zum Schmunzeln oder zum Nachdenken, ebenso wie manche Dialoge. Aber so wie Jessica immer weniger staunt und immer mehr desillusioniert auf die Welt blickt, die sie gestern noch vergötterte, geht es auch dem Zuschauer: Der Platz im Orchester des Theaters ist nicht unbedingt gut, weil man so geblendet ist, dass man das Wesentliche übersieht. Nur für Jessica, die Außenseiterin, die auch das lernt, gibt es ein Happy End.
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