Drama | Algerien/Frankreich 2006 | 95 Minuten

Regie: Djamila Sahraoui

Nachdem ihr Mann von Terroristen verschleppt wurde, macht sich eine algerische Ärztin mit einer älteren Krankenschwester auf die Suche. Die Odyssee durch ein weitgehend menschenleeres Land schweißt die beiden Frauen zusammen und führt zu neuem Selbstbewusstsein und Solidarität in einer männlich dominierten Gesellschaft. Der mit verhaltenem Tempo inszenierte Film konzentriert sich in Großaufnahmen immer wieder auf die ausdrucksstarken Gesichter seiner Protagonistinnen. (O.m.d.U.) - Ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Algerien/Frankreich
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
Les Films d'Ici/arte/ENTV/BL/Nomadis Images
Regie
Djamila Sahraoui
Buch
Djamila Sahraoui · Cécile Vargaftig
Kamera
Katell Djian
Musik
Alla
Schnitt
Catherine Gouze
Darsteller
Rachida Brakni (Amel) · Fettouma Bouamari (Khadidja) · Zahir Bouzrar (alter Mann) · Malika Belbey (Nadia) · Amine Kedam (Bilal)
Länge
95 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Road Movie
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Ein scheinbar normaler Abend im Algerien in den 1990er-Jahren: Die Ärztin Amel bereitet das Abendessen für sich und ihren Mann, einen Journalisten, als sie durch einen Notfall zu einem Patienten gerufen wird. Die Blinddarmentzündung eines kleinen Jungen zwingt sie ins Krankenhaus. Nachdem der kleine Patient versorgt ist, fährt Amel nach Hause, doch der Gatte bleibt verschwunden. Bald stellt sich heraus, dass er von einer fundamentalistischen Organisation verschleppt wurde, der seine Artikel ein Dorn im Auge waren. Da sich die Polizei nicht sonderlich für diese Angelegenheit interessiert, versucht Amel auf eigene Faust, sein Schicksal zu klären. In Begleitung der kettenrauchenden, wesentlich älteren Krankenschwester Khadidja begibt sie sich auf eine abenteuerliche Reise quer durch das Land. Dabei kommen sich die Frauen, wenn auch zögerlich, langsam näher. Während Amel nur von ihren Gefühlen getrieben wird, bringt Khadidja ihr Wissen aus dem Befreiungskrieg gegen die französische Kolonialmacht in die Suche ein. Eine Erfahrung, die im konkreten Fall zwar nicht förderlich ist, aber immerhin das gegenseitige Verständnis befördert. Nach einigen Abenteuern treffen sie einen alten Mann, der selbst um seine verschollenen Söhne trauert. Gemeinsam setzen sie die Reise fort, bei der es nicht nur um eine mögliche Zukunft, sondern auch um ein Abschließen mit der Vergangenheit geht. Djamila Sahraoui setzt sich in diesem Film sehr indirekt und mit einer ungewöhnlichen Langsamkeit mit den Nachwehen des Kolonialismus in ihrer Heimat auseinander, der eine Fülle nachfolgender Konflikte zeitigte. Die filmische Suche ihrer beiden Protagonistinnen fernab jeder Zivilisation sowie die Gemächlichkeit der Inszenierung, die in erster Linie auf Großaufnahmen ausdrucksstarker Gesichter setzt, dient dazu, einen Prozess der allmählichen Annäherung zu symbolisieren, an dessen Endpunkt zwar nicht das Vergessen stehen soll, sondern eine geschichtliche Einordnung der mit vielen Kämpfen überwundenen Vergangenheit. Damit öffnet sich der Blick in eine solidarische, demokratische Zukunft, die nur gemeinsam gemeistert werden kann und der jede Art von Fundamentalismus abhold wäre. Insofern formuliert „Barakat!“ fast so etwas wie eine Utopie, wozu auch gehört, dass sich die Frauen in einer patriarchalisch geordneten Welt endlich Gehör verschaffen und ihre Rechte einfordern. Wenn möglich, so suggeriert das Schlussbild, soll dieser utopische Entwurf, ganz im Gegensatz zum gewalttätigen Alltag in vielen Regionen der (männlich dominierten) arabischen Welt, ohne Waffengewalt Gestalt annehmen, dafür aber mit einem Selbstbewusstsein, das durch Solidarität gestärkt und gestützt wird.
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