Prestige - Meister der Magie

4K UHD. | USA/Großbritannien 2006 | 130 Minuten

Regie: Christopher Nolan

Zwei erfolgreiche Zauberkünstler im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts werden durch einen fehlgeschlagenen Trick mit katastrophalen Folgen zu erbitterten Feinden, die sich gegenseitig ausspionieren und zu übertreffen versuchen. Eine intelligent und amüsant inszenierte Unterhaltung mit schönen Verweisen auf die Filmgeschichte. Christopher Nolans Film bietet ebenso viele Fallen und Tricks wie die Lebensgeschichte der beiden Magier selbst, die bis zum Schluss immer neue Verwirrungen und Rätsel bereithält. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE PRESTIGE
Produktionsland
USA/Großbritannien
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
Warner Bros./Touchstone/Newmarket Prod./Syncopy
Regie
Christopher Nolan
Buch
Christopher Nolan · Jonathan Nolan
Kamera
Wally Pfister
Musik
David Julyan
Schnitt
Lee Smith
Darsteller
Hugh Jackman (Robert Angier) · Christian Bale (Alfred Borden) · Michael Caine (Cutter) · Piper Perabo (Julia Angier) · Rebecca Hall (Sarah Borden)
Länge
130 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
4K UHD. | Drama | Mystery
Externe Links
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Heimkino

Die Extras der DVD enthalten u.a. das fünfteilige Feature "Das Notizbuch des Regisseurs" (18 Min.). BD & UHD enthalten zudem eine Audiodeskription für Sehbehinderte, allerdings nur in englischer Sprache. Gegenüber der BD (DD5.1-Ton) ist die deutsche und englische Tonspur auf 4K UHD nun auch im unkomprimierten dts-HDMA verfügbar und damit den BD-Tonspuren überlegen.

Verleih DVD
Warner (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
BD: Warner (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.) 4K UHD: Warner (16:9, 2,35:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Diskussion
Christopher Nolans „Prestige – Meister der Magie“ beginnt damit, dass Michael Caine einem kleinen Kind, dessen Naivität ebenso die des Publikums sein könnte, die Prozedur eines Zaubertricks – eines jeden Zaubertricks – erklärt. „Jeder große magische Trick“, erläutert er, „besteht aus drei Akten“: the Pledge, the Turn und – der wichtigste von allen – the Prestige. Die erste Stufe stellt eine ziemlich gewöhnliche Situation vor; die zweite verwandelt sie in etwas überraschend Ungewöhnliches; aber erst die dritte offenbart die oft schockierende Kunst des Magiers, die das Publikum beifällig bewundern, wenn auch kaum jemals rational begreifen kann. Nolan wäre nicht Nolan, der einstige Autor des rückwärts inszenierten Puzzle-Films „Memento“ (fd 35 173), hätte er diese Definition nicht von vornherein auch als Grundriss für seinen neuen Film begriffen. „Prestige“ wäre nur eine hübsche atmosphärische Geschichte um zwei rivalisierende Zauberkünstler, spielte der Regisseur nicht fortwährend seine eigenen Tricks mit dem Publikum. Der Zuschauer ist natürlich ahnungslos, dass hier eine Story ausgebreitet wird, die mindestens genauso viele Verführungen, Fallen und Tricks enthält wie die Lebensgeschichte der beiden Magier auf der Leinwand. Und selbst wenn er eine Ahnung besäße, sähe er sich wohl kaum in der Lage, die Wahrheit hinter der Scheinwirklichkeit zu entdecken. Nolans Filme sind alle durchzogen von der Suche nach Identität. Die Charaktere, die er vorstellt, sind nie, was sie zu sein scheinen. Erst am Ende der jeweiligen Handlung erfährt der Zuschauer, wes Geistes Kind sie sind. Und auch dann bleiben genügend Zweifel übrig, ob nicht die Komplexität der menschlichen Natur noch einen Streich spielen könnte. Die zwei Seelen in der Brust von Batman – dessen letzte Fortsetzung, „Batman Begins“ (fd 37 111), Nolan inszeniert hat –, das psychologische Katz-und-Maus-Spiel in „Insomnia“ (fd 35 617) und die Suche nach dem eigenen Ich in „Memento“ legten Zeugnis ab für Nolans zentrale Thematik. In „The Prestige“ ist es nicht anders. Die Konflikte zwischen den Personen werden angeheizt von deren Persönlichkeit, doch was diese Persönlichkeit wirklich ist, bleibt lange unklar oder wird immer wieder revidiert. Dieser Hang zu ambivalenten Charakteren und deren bloß schrittweiser Identifikation macht die Figuren in Nolans Filmen fürs Publikum interessant (wenn auch nicht im herkömmlichen Sinn als Kinohelden, worunter wohl am meisten sein „Batman“-Film gelitten hat) und ist gleichzeitig eine Erklärung dafür, warum sie trotz der Bedächtigkeit – oft sogar Pedanterie – von Nolans Inzenierungsstil die Spannung aufrechterhalten. Das Umfeld der auf Illusionen basierenden Welt professioneller Magier gibt auf jeden Fall unter allen seinen Filmen den bisher glaubwürdigsten Hintergrund für Nolans Obsession mit den faustischen Qualitäten der menschlichen Seele ab. Nach der vielversprechend geheimnisvollen Begrüßung durch den wie immer allein schon dank seiner Schauspielkunst magisch involvierenden Michael Caine hebt der Film an wie eine Mischung aus historischem Gesellschafts- und Mörder-Drama. Da steht jemand im London des ausgehenden 19. Jahrhunderts vor Gericht, von dem man erfährt, dass er ein erfolgreicher Zauberkünstler ist. Seine Freundschaft mit einem Kollegen ist durch einen fehlgeschlagenen Trick, der zu einem schrecklichen Todesfall geführt hat, ins Gegenteil verwandelt worden. Nun sind die beiden erbitterte Rivalen, die sich gegenseitig ausstechen wollen. Sie belauern die Auftritte des anderen, um herauszufinden, worin die Verblüffungskünste des Gegners bestehen. Und sie treiben es so weit, dass sie in sich gegenüberliegenden Theatern dasselbe Kunststück zum Besten geben, jeder von sich behauptend, er führe den perfekteren Trick vor. Sehr bald vergiftet die Rivalität auch das Privatleben der einstigen Partner. Die Assistentin des einen wird zur Kurtisane des anderen und spielt eine fatale Doppelrolle, in deren Folge die Ehe des Betroffenen scheitert und dessen Frau sich aus Verzweiflung erhängt. Die Rivalität wächst sich zur erbitterten Fehde aus, in der jeder nur noch danach sinnt, den anderen zu zerstören. Ein alles je Dagewesene übertreffendes Kunststück von geradezu Frankensteinscher Spektakularität bereitet die Szene für eine letzte, entscheidende Auseinandersetzung. Dieser Plot ist nichts als das vordergründige Material einer Geschichte, in deren Verstrickungen und Verwirrungen der Zuschauer immer aufs Neue dazu verführt wird, Vorgänge und Motivationen zu erahnen, ohne in Wirklichkeit die Hintergründe überblicken zu können. Der Film funktioniert Szene für Szene nach dem vorangestellten Rezept eines jeden guten Zaubertricks. Illusion und Magie sind es, mit denen Nolan jongliert wie der Zauberer mit dem Kaninchen – seien es Details in der Motivationskette, die er nicht verrät, oder geschickte Manipulationen von Zeit und Raum, Rückblenden versteckt in Rückblenden oder einfach auch nur bis zum Ende verschwiegene oder verborgene Elemente der Geschichte. Es gelingt Nolan in der Tat, den ganzen Film hindurch die Aufmerksamkeit des Publikums wach zu halten und an jeder Wendung der erzählten Story für eine neue Überraschung gut zu sein. Das allein wäre schon Kunststück genug für einen Film, der nicht nur von Zauberkunst erzählen, sondern auch selbst ein Zauberkunststück sein möchte. Was aber darüber hinaus fasziniert, ist die Verflechtung diverser Genres, die Nolans Kenntnis der Filmgeschichte beweist. Vom klassischen Kostümfilm über die geheimnisumwitterten Gesellschaftsfilme der J. Arthur Rank-Ära bis zur Science Fiction hat er vieles verinnerlicht und umgesetzt, was Generationen von Fans ins Kino gelockt hat. So wurde „Prestige“ eine amüsante Hommage auf die Magie des Films und auf die Wunder, die er vollbringen kann, um sein Publikum zu verführen.
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