Das Geheimnis (1989)

Kinderfilm | Schweden 1989 | 101 Minuten

Regie: Ralf Karlsson

Zwei zu Hause vernachlässigte Kinder freunden sich mit einem ehemaligen Rennfahrer an, der sich in einem leerstehenden schloßähnlichen Haus ein aus Müllgut zusammengestelltes "Museum" eingerichtet hat. Gemeinsam erleben sie viele Abenteuer, bis der Mann durch einen Giftunfall auf der Müllhalde verletzt wird und ihr "Geheimnis" platzt. Ein einfallsreich inszenierter Kinderfilm, der die täglichen Sorgen und Wünsche seiner jungen Zielgruppe ernst nimmt, sie auf kindgerechte Weise mit dem Leben und dem Tod konfrontiert und immer die Balance zwischen Humor, Spannung und "Lebensweisheit" findet. - Sehenswert ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
HEMLIGHETEN
Produktionsland
Schweden
Produktionsjahr
1989
Produktionsfirma
Drakfilm/Sandrew Film & Teater
Regie
Ralf Karlsson
Buch
Ulla Carin Nyquist
Kamera
Peter Kruse
Musik
Ulla Carin Nyquist
Schnitt
Christin Loman
Darsteller
Carl-Gustav Lindstedt (Waldemar) · Sif Ruud (Greta) · Peter Öberg (Sam) · Susanne Björklund (Amanda) · Jan Waldekranz (Amandas Vater)
Länge
101 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 8.
Genre
Kinderfilm

Diskussion
Warum hat dieser wunderschöne Kinderfilm nicht den Weg ins Kino gefunden? Denn besser kann man eigentlich ein junges Publikum nicht bedienen. Die Geschichte spielt in ihrer Welt, greift ihre alltäglichen Probleme auf, ohne den pädagogischen Zeigefinger zu heben, hat Spannung, Humor und auch einen Schuß Traurigkeit - wie im richtigen Leben eben. Auf der Suche nach den zufällig in den Abfall geratenen Tagebüchern seiner Schwester Sofia entdeckt der neunjährige Sam mit seiner Klassenkameradin Amanda auf einer Mülldeponie einen unterirdischen Gang. Er führt die beiden Kinder in ein leerstehendes schloßähnliches Gebäude, in dem der ehemalige Rennfahrer Waldemar verbotenerweise lebt und sich aus dem Abfall der Müllhalde ein wahres "Museum" eingerichtet hat. Fortan verbringen Amanda und Sam ihre Freizeit mit dem neuen Freund, dem sie versprechen müssen, ihr "Geheimnis" für sich zu behalten, weil Waldemar befürchtet, sonst von den Behörden aus dem Haus geworfen zu werden. In der Schule führt Sams und Amandas Unzertrennlichkeit zu ständigen Neckereien, und die Klassenkameraden versuchen vergeblich, den beiden auf die Schliche zu kommen. Ab und an besucht das Trio Waldemars im Krankenhaus liegende Schwester Greta. Als Greta ihr Ende nahen fühlt, "entführen" sie sie, weil Greta gerne nochmals an die Stätten ihrer Kindheit zurückkehren will. Auf dem Rückweg stirbt sie, aber nach einer wilden Verfolgungsjagd mit der Polizei gelingt es den dreien doch, sie unbemerkt wieder in ihr Krankenhausbett zu legen. Waldemar will nun für eine Zeitlang allein sein. Als er sich auf der Müllhalde mit giftigen Chemikalien verletzt, wird er in letzter Sekunde von den Kindern gerettet. Durch ihre Fürsprache bei der Polizei und der alten Dame, der das unbewohnte Haus gehört, gibt es dann aber doch ein Happy End für Waldemar. Fortan sitzen alle Kinder der Gegend zu Waldemars Füßen und lauschen seinen Geschichten.

Schon die Exposition mit einer hektisch durch die Zimmer von Amandas und Sams Elternhäuser fahrenden (Steadycam-)Kamera vermittelt anschaulich die Atmosphäre ihrer Lebensumstände. Keiner kümmert sich so richtig um sie. In einem Haus herrscht Umzugsstimmung, im anderen sitzt der Vater ständig vor dem Computer, und die Mutter filmt sich bei der Gymnastik. Kein Wunder, daß Waldemar mit seinen Erzählungen und seiner Phantasie - so hat er eine Music-Box zu einer Tellerspülmaschine umgebaut - die Kinder fasziniert. Und so ganz nebenbei werden die Kinder mit dem Tod eines liebgewonnenen Menschen konfrontiert, der aber als Selbstverständlichkeit nach einem erfüllten Leben dargestellt und somit seines "Schreckens" beraubt wird. Die Trauer, die Sam und Amanda durch Gretas Tod empfinden, dürfen sie allerdings ausleben, was der Film in einer poetisch-anrührenden Szene darstellt, ohne dabei auf die Tränendrüsen zu drücken. Überhaupt sind Buch und Regie immer darauf bedacht, die stimmige Atmosphäre nicht zu zerstören. So gleitet der Humor nie in lauten Klamauk ab, es werden nicht ständig flotte Sprüche abgesondert und die Spannung nicht durch Horror-Elemente hochgepeitscht. Die sich viel in Bewegung befindende und immer wieder neue Perspektiven suchende Kamera stellt in ihrem Einfallsreichtum genauso wie der flüssige Schnitt viele gängige Erwachsenen-Produktionen in den Schatten. Und auch die flotte, sparsam eingesetzte und nie aufdringlich wirkende Musik trägt viel zum Gelingen des Films bei, dessen Darsteller ihre Spiellaune uneingeschränkt aufs Publikum übertragen.

Zwei zu Hause vernachlässigte Kinder freunden sich mit einem ehemaligen Rennfahrer an, der sich in einem leerstehenden Haus ein aus Müllgut zusammengestelltes "Museum" eingerichtet hat. Gemeinsam erleben sie viele Abenteuer, bis Waldemar durch einen Giftunfall auf der Müllhalde verletzt wird und ihr "Geheimnis" platzt. Einfallsreich inszenierter Kinderfilm, der die täglichen Sorgen und Wünsche seiner jungen Zielgruppe ernst nimmt, sie auf kindgerechte Weise mit dem Leben und dem Tod konfrontiert, und immer die Balance zwischen Humor, Spannung und "Lebensweisheit" findet. - Sehenswert ab 8.
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