Zeichentrick | Dänemark/Deutschland 2006 | 82 Minuten

Regie: Anders Morgenthaler

Ein aus der Mission heimgekehrter junger Geistlicher erfährt, dass seine Schwester, ein bekannter Porno-Star, ums Leben gekommen ist, und startet einen grausamen Rachefeldzug. Anime eines dänischen Comic-Zeichners, das in bestechenden Bildern die "Vermarktung" von Menschen anprangert, aber auch die gewalttätige Rache, die die Hauptfigur dem entgegenhält, als menschenfeindlich und destruktiv darstellt. Dabei vermittelt sich ein zutiefst pessimistisches Weltbild.
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Filmdaten

Originaltitel
PRINCESS
Produktionsland
Dänemark/Deutschland
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
Shotgun Pic./New Danish Screen/Zentropa Ent./Det Dankse Filminstitut
Regie
Anders Morgenthaler
Buch
Anders Morgenthaler · Mette Heeno
Musik
Mads Brauer · Casper Clausen
Schnitt
Mikkel E.G. Nielsen
Länge
82 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Genre
Zeichentrick
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Universum (16:9, 2.35:1, DD5.1 dän./dt.)
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Diskussion
Überall Blut. Es spritzt auf die Wände eines Fahrstuhls oder fließt als breiter Strom in einen Swimmingpool, trübt das blaue Wasser tiefrot, dass man den Aquarell-Effekt fast schon bewundert. „Princess“ ist ein Film wie ein Bilderbuch, das seine Unschuld verloren hat. Gewalt und Schönheit ringen miteinander, der Tod gewinnt. Geradezu trotzig wirkt da die liebevolle Gestaltung der Zeichentrickhintergründe, vor allem, wenn die Geschichte für Momente ins Irreale abdriftet: Träume vom Vogelflug an nächtliche Gestade, ein Bettchen steht im Sand, in großen Kinderaugen spiegeln sich die Sterne. Geborgenheit, die kurze Einschlafminuten währt. Ansonsten ist nichts und niemand heil in dieser eiskalten Zeichentrickgeschichte, die der dänische Comic-Zeichner Andreas Morgenthaler in seinem kompromisslosen Langfilmdebüt abrollt. Im Mittelpunkt steht August, ein junger Geistlicher, der jahrelang als Missionar im Ausland unterwegs war. Als er in seine großstädtische Heimat zurückkehrt, erfährt er vom Tod seiner Schwester Christina, die als „Princess“ ein Porno-Star war, Galionsfigur der Firma „Paradise Lust“. In der Chefetage sitzt King Charlie, Christinas Freund und Zuhälter. Scheinheilig hat er ihr eine königlich-kitschige Grabstätte errichtet, die von riesigen Marmorphalli umstellt ist. Die Videos und Hefte mit Princess sind noch immer ein Verkaufsrenner. Um sie zu vernichten, muss August die halbe Stadt niederbrennen und mutiert bald zum Racheengel und blutdurstigen Mörder. Einer, der auch gegen sich selbst kämpft. Augusts apokalyptische Wut wurzelt in Mitverantwortung für das Schicksal der Schwester. Er hortet Pappkartons voller Videokassetten, in denen seine, Christinas und Charlies gemeinsame Vergangenheit festgehalten ist. August war der Mann hinter der Kamera, „Unbeteiligter“ und doch auch Motor des Geschehens. Für die Rückblenden in die Zeiten der chaotischen Dreier-WG benutzt Morgenthaler reale, verrauschte Videoaufnahmen. Sie kommen wie eine Reverenz an „Dogma“ und Regisseur Lars von Trier daher, dessen Firma Zentropa den Film produzierte. Wer will, kann in „Princess“ gar eine düstere Anime-Fortschreibung von Lars von Triers „Idioten“ (fd 33 631) sehen: Anarchie und sexuelle Befreiung sind hier in die unerbittlichen Mühlen des Big Business geraten. Entziehen kann sich dem Sog des Marktes und der Selbstanpreisung kaum einer. Erschreckendstes Beispiel: Christinas fünfjährige Tochter Mia ist auch schon Teil des Sexgeschäfts. Blutig ist Augusts Feldzug, selbstgerecht und auch sinnlos, weil alles nur noch schlimmer wird. Einen pessimistischeren, traurigeren Animationsfilm hat es wohl selten gegeben.
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