Beim ersten Mal

Komödie | USA 2006 | 129 Minuten

Regie: Judd Apatow

Eine begehrenswerte junge Frau Mitte 20 wird von einem eher unattraktiven Zufallsbekannten schwanger. Sie entscheidet sich für das Kind, bleibt bei dem antriebsschwachen Mann, und auch ihrer Karriere als Interviewerin eines Celebrity-Senders tut die Schwangerschaft keinen Abbruch. Leichtgewichtige Komödie, die die heikleren Konfliktstoffe des Sujets meidet. Bestenfalls lässt der Film durch ein überkommenes Rollenverständnis aufhorchen, als sich die Frau in die Abhängigkeit ihres Partners begibt und einen Großteil ihres Lebens seiner "Umerziehung" zum verantwortungsbewussten Bürger widmet. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
KNOCKED UP
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2006
Produktionsfirma
Universal/Apatow/Film Art
Regie
Judd Apatow
Buch
Judd Apatow
Kamera
Eric Alan Edwards
Musik
Joe Henry · Loudon Wainwright
Schnitt
Craig Alpert · Brent White
Darsteller
Katherine Heigl (Alison Scott) · Seth Rogen (Ben Stone) · Paul Rudd (Pete) · Leslie Mann (Debbie) · Jay Baruchel (Jay)
Länge
129 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Die umfangreichen Extras der Doppel-DVD enthalten u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs und der Darsteller Seth Rogen und Bill Hader. Desweiteren eine ungewöhnliche Fülle von 46 nicht bzw. so nicht im Film verwendeten Szenen sowie diverse, allerdings wenig ergiebige Featurettes zum Film.

Verleih DVD
Universal (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
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Diskussion
Der „Morgen danach“ kann unangenehme Überraschungen bereithalten. Zu dieser ernüchternden Erkenntnis kommt zumindest die attraktive Mittzwanzigerin Alison, als sie sich beim Anblick der unansehnlichen Rückenfront ihres One-Night-Stands Ben eingestehen muss, dass der Alkoholpegel der letzten Nacht die Messlatte für potenzielle Bettgefährten augenscheinlich in nicht akzeptable Tiefen versetzt hat. Da das hastige Frühstück auch keine überraschende Seelenverwandtschaft mit dem notorischen Rumhänger zu Tage fördert, flieht Alison überstürzt in ihren Arbeitsalltag beim Entertainment-Sender E!, der sie am Tag zuvor als zukünftige Interviewerin der Stars und Sternchen die Karriereleiter ein gutes Stück hinaufklettern ließ. Als acht Wochen später eine morgendliche Übelkeit ihren Verdrängungsmechanismus ins Stocken bringt und sich Alison für die Schwangerschaft und somit wie selbstverständlich für den „abschreckenden“ Erzeuger entscheidet, muss sich das ungleiche Paar zusammenraufen. Warum es dies eigentlich muss, das wird in Judd Apatows („Jungfrau (40), männlich, sucht …“; fd 37 246) im Kleid einer romantischen Komödie daherkommenden Version von der Schönen und dem Biest zu keinem Zeitpunkt glaubwürdig gemacht. Alison, jung, schön, erfolgreich sucht – mit Sicherheit nicht Ben, den zwar netten Kerl von nebenan, der aber etwas zu viel isst, kifft und die finanzielle Zukunft seiner kleinen Familie durch eine Website mit den barbusigen Filmauftritten bekannter Hollywood-Stars gesichert sieht. Die Komik basiert gerade auf dem Zusammenprall der ungleichen Lebensentwürfe, was in den witzig pointierten Dialoggefechten dank der Besetzung des „Slackers“ Ben durch den Newcomer Seth Rogen durchaus auch gelingt; und doch gräbt gerade die übersteigerte Karikatur von dessen ewig pubertierender, Marihuana-umnebelter Männerclique, der unnötige, unter die Gürtellinie abrutschende Kalauer unterlaufen, dem bemühten Plädoyer für Liebe und Nachkommenschaft allmählich das Wasser ab. Dass sich Alison, die noch bei der Familie ihrer Schwester lebt und karriereorientiert auf den Sprung in die Selbstständigkeit hinarbeitet, passiv in die Abhängigkeit von Ben begeben will, mutet nicht nur unwahrscheinlich und desillusionierend, sondern einfach nur vorgestrig an. Alison, für die eine Abtreibung zu keinem Zeitpunkt in Frage kommt und deren einzige Sorge darin besteht, dass ihr Zukünftiger seine Geburtsvorbereitungs-Bücher verschlingt, wird in die fast schon mitleiderregende Rolle der Frau versetzt, die den unreifen Jüngling auf den rechten Pfad der verantwortungsvollen Bürgerlichkeit bringen muss, während sie selbst in allen Belangen zurücksteckt. Ähnlich abstrus-idealistisch erscheint die versöhnliche Nachricht, dass Alison ihren Job vor der Kamera zunächst doch behalten kann, da Schwangere im Fernsehen seit neuestem „cool und sexy“ seien. Dabei hätten die gelegentlichen Seitenhiebe auf die Medienbranche durch den real existierenden Celebrity-Sender E! mitsamt den kurzen Cameo-Auftritten von Jessica Alba, James Franco oder Steve Carell (dem amerikanischen Stromberg) ebenso etwas mehr Bösartigkeit vertragen können wie die Eheprobleme von Alisons Schwester Debbie. Deren Familie erscheint mit dem handzahmen Angetrauten und den niedlichen Vorzeige-Kindern eher einem erstrebenswerten Katalog entsprungen und weniger wie das von Alison später angeführte Beispiel einer schlecht funktionierenden Partnerschaft. Ob Apatow seiner Hauptdarstellerin Katherine Heigl mit der Regieanweisung, sie beim Sex jedes Mal mit BH zu filmen, ihr Gebären jedoch im schockierend direkten Hebammen-Close-Up zu zeigen, den Auftritt auf eben jenen von Ben favorisierten Internet-Seiten ersparen wollte – darüber darf spekuliert werden. Ben hätte es mit Sicherheit nicht gefallen.
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