Die Simpsons - Der Film

Zeichentrick | USA 2007 | 87 Minuten

Regie: David Silverman

Gelungenes Leinwanddebüt der seit den 1980er-Jahren zum Kult avancierten Zeichentrick-Fernsehserie: Nachdem Vater Homer mit den Fäkalien seines neuen Hausschweins den See nahe Springfield zum Umkippen gebracht hat, wird die Stadt von der US-Regierung unter eine riesige Glasglocke gesteckt und soll schließlich vernichtet werden. Die Simpsons, mit knapper Not der Lynchjustiz ihrer Mitbürger entronnen, beschließen, Springfield zu retten. Der Kinofilm um die subversiven "Yellow Ones" überträgt die Qualitäten der Serie souverän auf die Leinwand und unterhält mit einem irrwitzigen Feuerwerk an Gags, Travestien und Seitenhieben auf Politik und Popkultur. - Ab 10.
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Filmdaten

Originaltitel
THE SIMPSONS MOVIE
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
Twentieth Century-Fox/Gracie Films/Akom Prod.
Regie
David Silverman
Buch
James L. Brooks · Matt Groening · Al Jean · Ian Maxtone-Graham · George Meyer
Musik
Hans Zimmer
Länge
87 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10.
Genre
Zeichentrick
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. zwei dt. untertitelbare Audiokommentare: 1. Mit James L. Brooks, Matt Groening, Al Jean, Mike Scully, David Silverman, Dan Castalaneta, Yeardley Smith. 2. Mit David Silverman, Mike B. Anderson, Steven Dean Moore, Rich Moore. Des Weiteren enthalten ist ein kommentiertes Feature mit sechs im Film nicht verwendeten Szenen (5 Min.).

Verleih DVD
Fox (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt., dts dt.)
Verleih Blu-ray
Fox (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl., dts dt.)
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Diskussion
Schön dumm, sich gegen teures Eintrittsgeld im Kino anzuschauen, was man jeden Tag via Fernsehen kostenlos präsentiert bekommt! Findet jedenfalls Homer Simpson, während er sich mit seiner Familie ein Leinwand-Abenteuer von „Itchy und Scratchy“ anschaut. Aber jeder Fan der „Simpsons“ weiß, dass Homer mit seinen Ansichten normalerweise gründlich daneben liegt. Der erste Kinofilm der gelben Familie ist denn auch, Homers Schmähung zum Trotz, durchaus sehenswert. Und sei es nur um der Sequenz willen, in der Bart, der aufmüpfige Sohn der Familie, eine verwegene Exhibitionisten-Skateboardfahrt durch Springfield hinlegt, bei der anständigerweise Kulissenteile und Requisiten den Blick auf die Simpsonschen Kronjuwelen (fast) immer verdecken. Der Sprung vom 30- aufs 90-Minuten-Format und vom Bildschirm auf die Leinwand ist gelungen. Nahezu ganz Springfield ist mit von der Partie und sorgt für Witze am Rand, ohne dass dies in eine Art Nummernrevue ausarten würde; die Basis hierfür ist eine weitgehend auf den harten Familienkern konzentrierte Geschichte. Diese ist nicht gerade originell: Ein Mann, der als Familienvater versagt hat, bekommt die Chance, dies durch eine heroische Tat gutzumachen und sich somit vor seinen Lieben und seiner Umwelt zu rehabilitieren. Der altbekannte Plot funktioniert indes als tragfähiges dramaturgisches Vehikel. Allerdings versteht es sich von selbst, dass Heldenhaftigkeit und süßlicher Familienkitsch schwerlich gedeihen können, wenn der Mann, der über sich selbst hinauswachsen muss, Homer Simpson heißt. Alles beginnt mit einer ebenso kryptischen wie unheilvollen Prophezeiung, die Opa Simpson, erfasst von einer göttlichen Erleuchtung mit epileptischen Zuckungen auf dem Fußboden der Kirche unter den irritierten Blicken von Reverend Lovejoy und seiner Gemeinde ausstößt. Das erste der dort angekündigten schlechten Omen erscheint alsbald in Form eines Schweinchens im Simpsonschen Haushalt, nachdem Homer sich quasi auf den ersten Blick in das Tier verliebt und es davor bewahrt hat, zu einem Krusty-Burger verarbeitet zu werden. Eine Tierliebe, die in Kombination mit Homers fataler Leidenschaft für Doughnuts und seiner grenzenlosen Faulheit alsbald eine Umweltkatastrophe und ein staatliches Strafgericht für Springfield herabbeschwört. Nachdem es den Simpsons gelungen ist, dem gerechten Zorn ihrer Mitbürger gegen Homer mit heiler Haut zu entrinnen, gilt es, das drohende Unheil von der Stadt abzuwenden. Wozu Homer allerdings erst noch ein veritables (und urkomisches) mysthisches Erweckungserlebnis bei einer Inuit-Medizinfrau braucht, bis er auf den rechten Weg zurückfindet. Zwar reicht der Film bis auf die notwendigen erzählerischen und visuellen Anpassungen ans Kinoformat nicht wirklich über die Serie hinaus, bringt also keine (oder fast keine) neuen, überraschenden Facetten des Simpson-Universums an den Tag. Jedoch schafft er es, glänzend zu unterhalten, und trumpft mit einer Vielzahl gelungener, gut getimter Gags, Travestien und süffisanter Seitenhiebe auf, so dass kaum Zeit bleibt zu bedauern, dass mancher Handlungsfaden der Familiengeschichte durchaus ein bisschen origineller oder boshafter hätte ausfallen können. Wunderbar etwa der Auftritt der Band Green Day, die ein Benefizkonzert auf einer schwimmenden Bühne im bedrohten Lake Springfield gibt, um den Bürgern den Gedanken des Umweltschutzes nahezubringen (natürlich ein selbstmörderisches Unterfangen). Oder die liebevolle Vorbereitung eines intimen ehelichen Versöhnungsfestes zwischen Marge und Homer, bei der allerlei Disney-Getier assistiert. Schön zu sehen, wie einzelne Einwohner von Springfield angesichts des sicheren Todes nie gekannte Seiten an sich entdecken. Der Film ist ein Geschenk an die Fangemeinde und eine Feier der unerschöpflichen Kreativität seiner Macher: An deren Werk sind die Alterungserscheinungen, die die meisten Serien nach einer gewissen Laufzeit (nicht nur wegen des fortschreitenden Alters ihrer menschlichen Darsteller) zeigen, bisher vorbeigegangen – sei es aufgrund der Flexibilität und der großen thematischen Bandbreite, die das vielgestaltige Springfield-Universum bietet, oder weil die US-Kultur den „Yellow Ones“ schneller neuen popkulturellen Input und ideologische Zielscheiben liefert, als Homer einen Doughnut verdrücken kann. Es lohnt sich, den Abspann des Films abzuwarten. Wegen der großartigen A-cappella-Version des „Spider Pig“-Songs, den Homer zuvor schon im Film improvisiert und die einen mit einem breiten Lächeln aus dem Kinosaal entlässt. Heim an den Fernseher, zur nächsten „Simpsons“-Folge.
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