The Place Promised In Our Early Days

Science-Fiction | Japan 2004 | 92 Minuten

Regie: Makoto Shinkai

Das durch den Zweiten Weltkrieg geteilte Japan steht am Vorabend eines weiteren Krieges. Drei seelenverwandte junge Menschen, die sich der Durchdringung von Parallelwelten verschrieben haben, erinnern sich an einen Kindertraum und wollen einen geheimnisvollen Turm auf der anderen Seite der Grenze erkunden. Gestalterisch traditioneller Zeichentrickfilm, der virtuos Romanze, Abenteuerfilm und anspruchsvolle Science Fiction zu einer verstörenden Geschichte mit gedanklichem Tiefgang verbindet. - Sehenswert ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
KUMO NO MUKO, YAKUSOKU NO BASHO
Produktionsland
Japan
Produktionsjahr
2004
Produktionsfirma
Makoto Shinkai/asread/CoMix Wave
Regie
Makoto Shinkai
Buch
Makoto Shinkai
Musik
Tenmon
Schnitt
Makoto Shinkai
Länge
92 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 16.
Genre
Science-Fiction | Abenteuer | Zeichentrick
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Die Extras von DVD und BD umfassen umfangreiche Interviews mit dem Regisseur (12 Min.) und den japanischen Synchronsprechern (33 Min.). Die DVD-Neuauflage ("Intro Edition Asien 09") enthält zudem ein 16-seitiges Booklet.

Verleih DVD
REM (16:9, 1.78:1, DD5.1 jap./dt.)
Verleih Blu-ray
REM (16:9, 1.78:1, dts-HDMA jap./dt.)
DVD kaufen

Diskussion
Kann das Universum träumen? Wenn es nach dem Stand der Wissenschaft in diesem Film geht, schon; denn jene Paralleluniversen, die inzwischen von der Regierung entdeckt und erforscht wurden, sind, als ob unser eigenes träumen würde. Der Zweite Weltkrieg ist vorbei – niemand weiß, wie lange er gedauert hat. Japan ist als Folge des Friedensvertrags an der Meerenge zur einstigen Insel Hokkaido, die jetzt Ezo heißt, geteilt. Während der Süden (Honshu) unter dem Protektorat der USA steht, regiert in Ezo abgeschottet die Union. Die politische Lage ist gespannt; ein weiterer Krieg steht unmittelbar bevor. Im Grenzstädtchen Tsugaru, in der Provinz Aomori, beginnen im Sommer 1996 die Ferien, die drei Schüler Takuya (Shirikawa), Hiroki (Fujisawa) und Sayuri (Sawatari) – in den von der deutschen Tonfassung divergierenden deutschen Untertiteln werden mitunter unmotiviert nur die Nachnamen genannt – interessiert die aktuelle Politik kaum. Takuya und Hiroki bauen in jeder freien Minute an einem Leichtflugzeug, um sich ihren geheimen Traum zu erfüllen, die Grenze zu überqueren und auf Ezo jenen mysteriösen Turm zu umfliegen, den man bei schönem Wetter sogar aus dem entfernten Tokio sehen kann. „Es sieht aus, als würde die Spitze in eine andere Welt führen“, hat Hiroki einmal gesagt. Auch Sayuri würde gern den Turm aus der Nähe sehen, der in ihren Träumen eine wichtige, aber auch bedrohliche Rolle spielt. In jenem Sommer geben sich die drei das Versprechen, ihren Wunsch zu erfüllen, koste es, was es wolle. Doch einen Tag nach dem Versprechen verschwindet Sayuri spurlos. Drei Jahre später: Takuya arbeitet für die Regierung an einem Forschungsprojekt zum Synchronisieren der Parallelwelten und ist davon überzeugt, dass der Turm im Norden ähnliches verfolgt. Es scheint, als ob ein externer Einfluss die Funktion des Turms beeinträchtigt. Hiroki hat nie aufgehört, an Sayuri zu denken; selbst in den Träumen erscheint sie ihm immer häufiger, sodass der begabte Forscher nicht so recht bei der Sache ist. Als er einen Brief aus einem Krankenhaus in Tokio erhält, klärt sich Sayuris rätselhaftes Verschwinden: Sie fiel damals ins Koma und ist aufgrund ihrer lebhaften telekinetischen Träume nun ein Medium für die Regierung. Auf seltsame Weise scheint das Mädchen mit dem Turm verbunden. Der seinerzeit verworfene Flug nach Ezo gerät nun wieder ins Zentrum von Hirokis Planungen – doch dann erklärt der Süden dem Norden den Krieg. „The Place Promised in Our Early Days“ ist die Geschichte dreier Seelenverwandter, die durch ihr gemeinsames Versprechen auch über die Jahre mit einem unsichtbaren Band verbunden bleiben. Regisseur und Drehbuchautor Makoto Shinkai stellt sie ins Zentrum eines bemerkenswerten Anime, das Romanze, Abenteuerfilm und anspruchsvolle Science Fiction vereint. Der komplett im 2-D-Look gehaltene, traditionelle und mit nur wenigen (sichtbaren) Computereffekten auskommende Trickfilm ist ein weiterer Beweis dafür, dass sich die Gattung nicht auf schlicht unterhaltende Kinder- oder Actionfilme reduzieren lässt. Dabei ist nicht ungewöhnlich, dass im japanischen Animationsfilm mit der Geschichte des eigenen Landes recht „ungezwungen“ umgegangen wird – bereits in „Jin-Roh“ (fd 35 130) von Mamoru Oshii wurde die Weltgeschichte umgeschrieben, als Japan den Zweiten Weltkrieg gewann. Vor dem Hintergrund eines (universellen) Teilungstraumas erhält die romantische, aber auch verstörende Geschichte zudem durch Korea einen brisanten tagespolitischen Bezug. In seinem vielschichtigen, komplexen und in vielen Rückblenden erzählten Film reflektiert der Regisseur nicht nur wissenschaftliche Phänomene, den Starrsinn der Machthaber und, ein besonders wichtiger Teilaspekt, den Missbrauch menschlicher Ressourcen für Politik und Wissenschaft; er thematisiert auch das Verlangen nach einer der stärksten menschlichen Emotionen: nach der Sehnsucht. Sinnbildlich dafür steht der Turm, dessen wirkliche Funktion nie geklärt wird, der aber als Katalysator zur Abwendung der persönlichen wie auch der globalen Tragödie fungiert. Durch die Sehnsucht können Träume wahr werden – die der Menschen wie auch die des Universums.
Kommentar verfassen

Kommentieren