Max Minsky und ich

- | Deutschland 2007 | 99 Minuten

Regie: Anna Justice

Eine 13-jährige Berliner Schülerin und Hobby-Astronomin mit jüdischen Wurzeln lässt ihre wissenschaftlichen Ambitionen schleifen, um sich von einem Nachbarjungen im Basketball-Spiel trainieren zu lassen. Der Grund: Der Gewinn der Schulmeisterschaft ist mit einem Treffen mit dem von ihr angehimmelten Prinz von Luxemburg verbunden. Die Verfilmung eines preisgekrönten Jugendbuchs weist trotz ihrer Nähe zu Hollywood-Stoffen ein beachtliches Konfliktpotenzial auf, wobei sie feinfühlig auch Glaubens- und Sinnkrisen anspricht. Ebenfalls überzeugend entwickelt der klug inszenierte Jugendfilm die Annäherung zweier grundverschiedener Jugendlicher. - Ab 10.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
X Filme Creative Pool/Seven Pictures
Regie
Anna Justice
Buch
Holly Jane Rahlens
Kamera
Ngo The Chau
Musik
Christoph M. Kaiser · Julian Maas
Schnitt
Uta Schmidt
Darsteller
Zoe Moore (Nelly Sue Edelmeister) · Emil Reinke (Max Minsky) · Adriana Altaras (Lucy Bloom Edelmeister) · Jan Josef Liefers (Benny Edelmeister) · Monica Bleibtreu (Risa Ginsberg)
Länge
99 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10.
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
X Filme (1:2,35/16:9/Deutsch DD 5.1)
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Diskussion
Für Hobbys hat die 13-jährige Berlinerin Nelly Sue Edelmeister keine Zeit. Ihr Leben hat die bodenständige Einser-Schülerin schon jetzt der Wissenschaft, genauer gesagt der Astronomie verschrieben – Knutschen, Schminken, Stars und Mode können bei ihr das Anhimmeln der Galaxis nicht ersetzen. Nur für Prinz Edouard, süßer Luxemburgischer Kronprinz und Hobbyastronom wie sie selbst, würde Nelly eine Ausnahme machen: Einmal Prinzessin sein, und wäre es nur für einen Tag! Als an der Schule verkündet wird, dass die diesjährige Basketball-Schulmeisterschaft unter der Schirmherrschaft des umschwärmten Prinzen ausgetragen wird, rückt der Jungmädchen-Traum in greifbare Nähe, da sich dort ja ein intellektuell-romantisches Rendezvous auf dem Siegerpodest ergeben könnte – zumindest theoretisch. Tatsächlich fehlt es der kleinen Intelligenzbestie zum beherzten Auffangen des vom Schicksal zugespielten Traumpasses zunächst noch an den körperlich-sportlichen Grundvoraussetzungen. Grund genug für die Nachwuchsforscherin, die ohnehin nicht an Gott oder die verbindende Kraft von Familienfeiern glaubt, den Hebräisch-Unterricht für ihre bevorstehende Bat Mitzvah etwas schleifen zu lassen und sich vom neu zugezogenen 15-jährigen Max Minsky im Gegenzug zum Erledigen seiner Hausaufgaben schweißtreibende Nachhilfe in Sachen Ballsport geben zu lassen. Sehr zum Leidwesen von Mutter Lucy, einer New Yorker Jüdin, die neben der Initiation ihrer Tochter in die jüdische Gemeinschaft durch Max’ attraktive Mutter Melissa auch noch ihre Ehe sang- und klanglos untergehen sieht. Eine Coming-of-Age-Geschichte über eine Basketball spielende Cinderella: Das hört sich nicht nur nach amerikanischen Anleihen an, das ist auch – dank der mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichneten Vorlage „Prinz William, Maximilian Minsky und ich“ von Holly-Jane Rahlens – der Stoff, aus dem das moderne Hollywood seine Träume spinnt. Die von Zoe Moore hinreißend selbstbewusst und „nerdig“ dargestellte Nelly befindet sich im pubertären Stadium der Zerrissenheit: Schwärmerei, wahre Freundschaft, vielleicht sogar erste Liebe, die Eheprobleme ihrer Erzeuger, deren Erwartungen wie auch die von Schule und Religionsgemeinschaft. Das ist reichlich viel Konfliktpotenzial für einen auf Nellys Altersgruppe zugeschnittenen Film, dem es auch noch am Herzen liegt, Jugendlichen die deutsch-jüdische Religionskultur näher zu bringen. Dass Anna Justice die Integration dieser Bestandteile insbesondere zu Beginn so locker von der Hand geht, liegt vornehmlich an der visuell kreativen Umsetzung von Nellys Gedanken- und Gefühlswelt. Vom erträumten Weltraumausflug im Sternenfirmament über montierte Comic-Gedankenblasen bis zu ungewöhnlichen Kamerafahrten und Zeitraffungssequenzen wirft einen die Inszenierung mit viel Wortwitz in Nellys zunächst noch zu kontrollierendes Alltagschaos-Management. Dass der Teenager-Film Nellys Glaubens- und Sinnkrisen vor ihrer Bat Mitzvah feinfühlig thematisiert (wobei diese zugleich von ihrer lebensweisen Großtante Risa und ihren Altersheim-Gefährtinnen erfrischend unorthodox aufgelöst werden), lässt einen über die sich manchmal haarscharf am Abgrund der Stereotypisierung entlang hangelnde Überzeichnung der Charaktere hinwegsehen. Dabei hätte die im Drehbuch angelegte Situationskomik die karikierte, nicht minder verrückte Erwachsenenwelt durchaus ein wenig ihrer Exzentrik und Hysterie berauben können und sich dabei immer noch auch für jüngere Zuschauer als unterhaltsam und glaubwürdig erwiesen. „Max Minsky und ich“ transportiert nichtsdestotrotz mit erfrischendem Drive die altbekannte Geschichte eines ungleichen Paares, das sich in einer der Not geschuldeten Situation zunächst aneinander reibt, um daraus gestärkt hervorzugehen, ins normal-bizarre Leben einer sympathischen Großstadt-Göre zwischen drei Kulturen. So wird es dem gezähmten Rebellen Max Minsky am Ende auch gelingen, für die mittlerweile ziemlich coole Nelly die neu gewonnene Lebensmaxime zwischen den Polen Wissenschaft und Religion, Freundschaft und Liebe mit den Worten Albert Einsteins zusammenzufassen: „Man muss die Welt nicht verstehen, man muss sich nur in ihr zurechtfinden.“
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