Operation: Kingdom

- | USA 2007 | 109 Minuten

Regie: Peter Berg

Nach einem verheerenden Bombenanschlag gegen eine amerikanische Einrichtung in Riad werden vier CIA-Spezialisten nach Saudi-Arabien geschickt, um die einheimischen Fahnder bei der Suche nach den Attentätern zu unterstützen. Die Agenten erleben bald, dass ihre Anwesenheit die latente Gewaltbereitschaft weiter anfacht. Der anfangs ruhig entwickelte Film konzentriert sich auf die Arbeit der Ermittler und die komplizierte Stimmungslage vor Ort, traut dann aber der eigenen Ruhe nicht und sucht im letzten Drittel sein Heil bei den Effekten herkömmlicher Actionfilme. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE KINGDOM
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
Universal Pic./Forward Pass/Film 44/Relativity Media/Stuber-Parent/THINKFilm
Regie
Peter Berg
Buch
Matthew Michael Carnahan
Kamera
Mauro Fiore
Musik
Danny Elfman
Schnitt
Colby Parker jr. · Kevin Stitt
Darsteller
Jamie Foxx (Ronald Fluery) · Chris Cooper (Grant Sykes) · Jennifer Garner (Janet Mayes) · Jason Bateman (Adam Leavitt) · Ashraf Barhoum (Colonel Faris Al Ghazi)
Länge
109 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Universal (1:2,35/16:9/Deutsch DD 5.1/Engl./Ung.)
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Diskussion
Bei einem hinterhältigen, logistisch ausgeklügelten Bombenanschlag in Riad, der Hauptstadt Saudi-Arabiens, kommen mehr als 100 Menschen ums Leben, über 200 werden verletzt. Ziel der Attacke waren US-amerikanische Staatsbürger, die als Angestellte von Ölfirmen mit ihren Familien in der Metropole leben. Wenn US-Bürger im Ausland getötet werden, ist die CIA zuständig, und doch kann erst nach umfänglichen diplomatischen Verhandlungen ein vierköpfiges Spezialisten-Team nach Riad entsandt werden. Dort sind die Ermittler nicht willkommen, weil die Präsenz amerikanischer Beamter auf saudischem Boden den Islamisten beste Argumente gegen das nicht mehr souverän an der Macht befindliche Herrscherhaus liefert. Die vier CIA-Ermittler, drei Männer und eine Frau, bekommen folglich ein einheimisches Kindermädchen an die Seite: Colonel Al Ghazi. Die Situation in Riad ist politisch und kulturell höchst unübersichtlich: Die Petro-Dollars haben das Land modernisiert, aber die Monarchie ist gleichwohl traditionell orientiert – zumindest in der Öffentlichkeit. Der islamische Fundamentalismus agitiert gegen die Verwestlichung des Landes, wobei der Frontverlauf unübersichtlich ist – die Attentäter trugen Polizeiuniformen. Die arabischen Ermittler sind in der Wahl ihrer Mittel nicht zimperlich, scheinen an der Festnahme der Hintermänner des Verbrechens aber nicht interessiert. In diese Gemengelage von Konflikten stolpern die US-Ermittler, was zu einem „culture clash“ führt – obwohl man doch meinen sollte, eine Jahrzehnte lange Präsenz des US-Militärs in der Region habe zumindest den Agenten des CIA Grundkenntnisse von Kultur und Religion vermittelt; aber Fehlanzeige. Zudem bleiben dem Team lediglich fünf Tage Zeit für seine Aufgabe. Die Ermittlungen kommen zunächst gut voran, doch dann lässt ein weiterer Anschlag, eine Mischung aus Hinterhalt und Autobombe, die Situation eskalieren. Einer der Amerikaner wird entführt; eine wilde Verfolgungsjagd beginnt. Zumindest der erste Teil von „Operation: Kingdom“ trägt die Handschrift des Produzenten Michael Mann, wenn mit einem Star-Ensemble und mit viel Geduld ein komplexes Bild der politischen Verhältnisse in Saudi-Arabien und der administrativen Beziehungen zu den USA entworfen wird. Auch die Darstellung der Arbeit der Ermittler vor Ort scheint von ausgezeichneter Recherchearbeit geprägt. Nach dem furiosen Auftakt verströmt der Film die Ruhe und Präzision äußerster Professionalität, unterfüttert von einer latent präsenten Bedrohung. Wie sicher ist ein Regime, dessen Vertreter sich nur noch mit dahinrasenden Konvois durch das Land bewegen können, die nur noch in den Medien Bilder der Souveränität produzieren können? Ab einem gewissen Punkt scheint den Filmemachern allerdings die Ruhe des Erzählflusses zuviel geworden zu sein, weshalb der Film im letzten Drittel unvermittelt zu einer Art „Black Hawk Down“ (fd 35 629) mutiert, mit viel Ballerei und erheblichen Kollateralschäden. In Mitleidenschaft gezogen wird dadurch auch der Film, der den Zuschauer etwas ratlos zurücklässt. Ein unübersehbarer Symbolstrang des Films erzählt von den Kindern der Beteiligten, so, als gelte es, die kommende Generation vom Virus des Fundamentalismus und der Gewaltbereitschaft frei zu halten. Freundschaft zwischen den Kulturen sei mit etwas mehr Respekt voreinander durchaus möglich, plädiert „Operation: Kingdom“ – und zweifelt doch selbst daran. Man kann dem Film unterstellen, seine Botschaft sei, dass es gelte, im unübersichtlichen Krisenherd des Nahen Ostens geduldig nach potenziellen „Buddies“ wie Colonel Al Ghazi zu suchen, um den Terrorismus zu bekämpfen. Dieser Kampf aber – daran lässt der Film in seiner Schlusspointe kaum Zweifel – führt automatisch zur Reproduktion von Gewalt. Das Leben in Riad, wie es der Film zeigt, ähnelt trotz allen Petro-Dollar-Glamours bereits dem in Bagdad; einzelne Stadtteile sind nicht mehr oder nur noch mit Waffengewalt zu kontrollieren. Vielleicht ist „Operation: Kingdom“ der erste US-Film, der die Niederlage des Westens im Irak-Krieg (und im Nahen Osten) eingesteht und für einen Truppenabzug plädiert.
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