Komödie | USA/Kanada/Ungarn 2007 | 96 Minuten

Regie: Jason Reitman

Eine 16-Jährige wird ungewollt schwanger und will das Kind austragen, um es in die Obhut einer Adoptiv-Familie zu geben. Doch dies ist nicht der Weisheit letzter Schluss, und die werdende Mutter fasst schließlich einen anderen Plan. Die nachdenklich stimmende Teenager-Komödie baut zunächst auf die Schnoddrigkeit ihrer Protagonistin, entwickelt dann aber zunehmend menschlichen Tiefgang und glaubwürdige Emotionen und fesselt vor allem durch die überzeugende Hauptdarstellerin. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
JUNO
Produktionsland
USA/Kanada/Ungarn
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
Fox Searchlight Pic./Mandate Pic./Mr. Mudd
Regie
Jason Reitman
Buch
Diablo Cody
Kamera
Eric Steelberg
Musik
Mateo Messina
Schnitt
Dana E. Glauberman
Darsteller
Ellen Page (Juno MacGuff) · Michael Cera (Paulie Bleeker) · Jennifer Garner (Vanessa Lorring) · Olivia Thirlby (Leah) · Jason Bateman (Mark Loring)
Länge
96 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Die Extras von DVD und BD umfassen u.a. einen dt. untertitelbaren Audiokommentar des Regisseurs und der Drehbuchautorin, ein kommentiertes Feature mit elf im Film nicht verwendeten Szenen (20 Min.) sowie ein Feature mit Probeaufnahmen des Castings (23 Min.).

Verleih DVD
Fox (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Fox (16:9, 2.35:1, dts-HD engl., dts dt.)
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Diskussion
Stumm und ein wenig vorwurfsvoll mustert die 16-jährige Juno MacGuff das Möbelstück, auf dem sie ihre Jungfräulichkeit verlor. Es war kein erinnerungswürdiger Augenblick, eher eine Sache, die sie hinter sich bringen wollte, und für die Folgen kann der abgewetzte Sessel natürlich am allerwenigsten. Jetzt liegt er ausrangiert in einem Vorgarten, während Juno so viel Flüssigkeit in sich hineinschüttet, wie es für ein halbes Dutzend Schwangerschaftstests eben braucht. Das positive Ergebnis bleibt aber auch nach dem letzten Versuch dasselbe, weshalb das erstaunlich gefasste Mädchen zu ihrem Telefon in Form eines Hamburgers greift und bei der örtlichen Gesundheitsbehörde mit sarkastischem Unterton eine „hastig durchgeführte Abtreibung“ verlangt. Ebenso hastig stürzt Juno dann allerdings wieder zur Tür der Abtreibungsklinik heraus und macht sich ihre eigenen Gedanken. Im Grunde ist Jason Reitmans Titelfigur viel zu schlau und schlagfertig für ihr Alter, aber auch in neunmalklugen Teenager-Komödien schützt frühreifer Witz nicht vor ungewollter Schwangerschaft. Nach der ersten Schrecksekunde beschließt die Schülerin, ihr Kind auszutragen und zur Adoption freizugeben. Ein passendes Paar im Speckgürtel der Vorstadt ist schnell gefunden, und so kehrt Juno bald wieder zu ihren gewohnten und erstaunlich gewitzten Alltagsbeobachtungen zurück. Erst als sich die auserwählten Eltern als nicht ganz so ideal entpuppen, verschlägt es ihr für einen Augenblick die Sprache. Bei einer MacGuff getauften Figur sollte man vor einem MacGuffin auf der Hut sein. Und tatsächlich hat man anfangs in „Juno“ das Gefühl, die Geschichte sei lediglich Vorwand für eine sich selbst genügende Raffinesse. Insbesondere die junge Drehbuchautorin Diablo Cody legt ihrer Protagonistin auch dann noch spöttische Bemerkungen in den Mund, wenn vielleicht etwas leisere Töne angebracht gewesen wären, und heftet sattsam bekannte Karikaturen ans Reißbrett der Erwachsenenwelt: ahnungslose Eltern und ein hoffnungsloses Yuppie-Paar. Trotz dieser stets präsenten Neigung, für einen guten Witz die eigene Großmutter zu verkaufen, kriegen Cody und Reitman nach einer Weile die Kurve und verleihen ihrer Geschichte menschliche Tiefe und ihren Figuren glaubwürdige Emotionen. Der Weg dorthin führt über ein vermintes Gelände der Teenager-Komödie: die Einsicht, dass man vielleicht doch besser auf seine Eltern gehört hätte. Die werden in „Juno“ nicht zufällig von zwei der versiertesten Nebendarsteller Hollywoods gespielt: J.K. Simmons und Allison Janney. Juno (und ihre für den „Oscar“ nominierte Darstellerin Ellen Page) mag die meisten Erwachsenen locker in die Tasche stecken – so schlau, mit dem Leben allein fertig zu werden, ist sie auch wieder nicht. Zum Glück inszeniert Jason Reitman dies nicht als pompöse Enthüllung, sondern als allmähliche Selbsterkenntnis. Die frechen Sprüche bemänteln deshalb auch weniger die Unsicherheit der Hauptfigur als die überaus traditionelle Botschaft des Films: Ähnlich wie in Judd Apatows „Beim ersten Mal“ (fd 38 275) hat die unverhoffte Schwangerschaft in „Juno“ einen pädagogischen Effekt: Sie erzieht die Jugend zu mehr Verantwortung und erklärt ihr, dass die Welt der Erwachsenen kein Zuckerschlecken ist. Doch scheint sich die Möchtegern-Teufelin Diablo Cody für diese moralische Wendung ein bisschen zu schämen, und so liegt der wahre MacGuffin dieses Films in der scheinbaren Ungerührtheit seiner Titelheldin.
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