Shake the Devil Off

- | Schweiz 2007 | 99 Minuten

Regie: Peter Entell

Nach dem Hurrikan Katrina (August 2005) droht die Schließung der gemischtrassigen Pfarrei St. Augustine in New Orleans durch Geldmangel, bürokratische Querelen und latenten Rassismus. Der sehr musikalische Film dokumentiert über mehrere Monate den friedlichen Widerstand, den die Gemeinde und ihr Pfarrer den Beschlüssen der Kirchenhierarchie entgegensetzen. Er enthält sich jeden Kommentars, spiegelt aber die unverbrüchliche Solidarität der Gemeindemitglieder, wobei der Konflikt exemplarischen Charakter bekommt. - Sehenswert ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
SHAKE THE DEVIL OFF
Produktionsland
Schweiz
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
Show and Tell Films
Regie
Peter Entell
Buch
Peter Entell
Kamera
Jón Björgvinsson
Schnitt
Peter Entell
Länge
99 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Externe Links
IMDb | TMDB

Diskussion
Nach den Verwüstungen des Hurrikans Katrina (August 2005) versucht Pfarrer LeDoux, die Schließung der Pfarrei St. Augustine in New Orleans zu verhindern. Die Kirche hat eine besondere symbolische Bedeutung: St. Augustine gehört zur kollektiven Erinnerung an die Sklavenzeit. Hier versammelten sich zum ersten Mal in die Freiheit entlassene Sklaven und Weiße zum gemeinsamen Gebet. Nun kommt es aufgrund der verheerenden Auswirkungen des Hurrikans zur Zusammenlegung von Pfarreien. Der Erzbischof erklärt die anstehende Schließung vor allem mit finanziellen Gründen, doch hinter den Ereignissen stehen nicht nur Sachzwänge, sondern auch bürokratisches Vorgehen und rassistische Vorurteile gegenüber den Afroamerikanern. Die Pfarrei-Angehörigen schließen sich mit lokalen Musikern zusammen und organisieren den friedlichen Widerstand. Ihr geistiger Führer, Pfarrer LeDoux, ermutigt sie zu beten und zu verhandeln. Bald aber realisieren sie, dass sie konkrete Maßnahmen ergreifen müssen, damit ihre Pfarrei überlebt und ihre Belange wahr genommen werden. Mit einer Besetzung von Kirche und Pfarrhaus demonstrieren die Gläubigen gegen die Schließung. Als teilnehmender Beobachter verfolgt Peter Entell die Ereignisse in New Orleans. Durch den Standpunkt des Dokumentarfilms wird schnell deutlich, dass er sich für das lebendige Feiern und Leben der Gläubigen entschieden hat; er zeigt ihr Unverständnis, ihre Ohnmachtsgefühle, aber auch ihre unverbrüchliche Solidarität mit der Kirche. Der Konflikt zwischen der Kirchenbasis und der Hierarchie bekommt einen exemplarischen Charakter, wobei jeder wertende Kommentar vermieden wird. Die Kamera begleitet den Gang der Ereignisse und fängt Leid und Tragik in eindrücklichen Bildern ein. Entell begleitete Pfarrer LeDoux über mehrere Monate hinweg, in guten wie in schweren Zeiten; er porträtiert dabei eine eher wenig bekannte Welt, in der die Menschen auch bei den größten Problemen das Positive sehen und an das Gute glauben. Die Personalisierung (hier wird die Inszenierung der Geschichte durch das Drehbuch von Entell und Lydia Breen sichtbar) erfolgt durch den Fokus auf das Alltagsleben des Pfarrers. Mit seiner kritischen Loyalität zur katholischen Kirche und seiner herzerwärmenden Ausstrahlung wird er zur Hauptfigur in dem spannenden Doku-Thriller. Der Film folgt u.a. auch den Regeln des Musicals, da Blues und Kirchengesang eine unverwechselbare Allianz eingehen. Auf eine Kurzformel gebracht, könnte man ihn auch als „Musical des Glaubens mit dramatischen Wendepunkten“ lesen – ein bis zur letzten Minute ergreifender Film.
Kommentar verfassen

Kommentieren