Die Todesreiter von Darfur

Dokumentarfilm | USA 2007 | 85 Minuten

Regie: Ricki Stern

Bezug nehmend auf die Erlebnisse und die Fotos eines US-Beobachters, dokumentiert der Film die Schrecken des Bürgerkriegs im Sudan und führt dessen Gräuel mit erschreckender Schärfe vor Augen. Der 2004 im Auftrag der Afrikanischen Union in die Krisenregionen gereiste Amerikaner schildert zugleich seine Ohnmacht, die westliche Öffentlichkeit und seine eigene Regierung zum Einschreiten zu bewegen. Ein nachdrückliches Dokument menschlicher Grausamkeit, aber auch des Versagens der Staatengemeinschaft. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE DEVIL CAME ON HORSEBACK
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
Break Thru Films
Regie
Ricki Stern · Anne Sundberg
Buch
Ricki Stern · Anne Sundberg
Kamera
Phil Cox · Tim Hetherington · William Rexer · Jerry Risius · Anne Sundberg
Musik
Paul Brill
Schnitt
Joey Grossfield
Länge
85 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Diskussion
„Tötet die Sklaven“, lautet der Schlachtruf der berittenen Todesschwadron, die mit Unterstützung der sudanesischen Regierung die schwarzafrikanische Bevölkerung in der Region Darfur systematisch auslöscht. Auch wenn der Genozid, der in Darfur stattfindet, mittlerweile in den Medien angekommen ist, so fehlten bislang doch weitgehend die Bilder, die das Ausmaß der Gewalt begreiflich machen. Der Dokumentarfilm „Die Todesreiter von Darfur“ liefert genau diese. Sie sind nur schwer zu ertragen. Das Autoren- und Regieteam Ricki Stern und Anne Sundberg beschreibt die Entwicklung des Konflikts klar und strukturiert: Der Bürgerkrieg zwischen Nord- und Südsudan wurde nach über 20 Jahren beigelegt, ein Friedensabkommen unterzeichnet. Im April 2003 griffen jedoch zwei Rebellengruppen aus Darfur einen Militärflughafen an und steigerten den Konflikt, der zwischen der schwarzafrikanischen Bevölkerung und den arabischen Machthabern schwelte. Darfur wurde abgeriegelt, Ausländer wurden ausgewiesen. Die Dschandschawid, die „berittenen Teufel“, auf die sich der Titel des Films bezieht, sind die arabische Miliz, die daranging, gezielt schwarzafrikanische Siedlungen zu überfallen. Im Mittelpunkt der Dokumentation steht indes nicht die Chronologie der Krise an sich, sondern die Erlebnisse und das Engagement des US-Amerikaners Brian Steidle, eines ehemaligen Marinesoldaten, der 2004 als militärischer Beobachter im Auftrag der Afrikanischen Union in die Krisenregion reiste. Steidle ist Ende 20, wirkt allerdings wesentlich älter. Er übernimmt in Darfur die Rolle der Journalisten, die nicht in die Region dürfen: Er dokumentiert den Angriff der Dschandschawid auf ein Flüchtlingslager, spricht mit Anführern der Miliz, die kein Hehl aus ihren Verbrechen machen und bereitwillig sagen, dass ihr Auftrag Mord und ihr Auftraggeber die Regierung in Khartum ist. Der Amerikaner schildert die Vergewaltigungen, die als demoralisierende Waffe gegen die Bevölkerung eingesetzt werden. Und er beschreibt seine eigene Ohnmacht, als ehemaliger Soldat nicht eingreifen zu können. Dabei sparen die Filmemacherinnen nicht an jenen entsetzlichen Bildern, mit denen Steidle konfrontiert wurde und die er mit der Fotokamera festhielt: Leichen von Menschen, die in ihren brennenden Häusern eingesperrt wurden, Kleinkinder und Babys, die erschossen wurden, denen man die Ohren abschnitt oder die Augen ausstach, zerstückelte Frauen und geschändete Körper. Es sind unzählige solcher Dokumente, die den Film durchziehen und tief erschüttern. Die zweite Hälfte der Dokumentation gilt Steidles Engagement in seiner Heimat, wo er unermüdlich versucht, auf den Genozid aufmerksam zu machen. In der „New York Times“ erscheint tatsächlich ein Artikel mit einigen seiner Bilder. Doch Steidles Hoffnung, dass die amerikanische Regierung aktiv gegen den Völkermord vorgehen würde, erweist sich als falsch. „Die Todesreiter von Darfur“ wird damit auch zum Dokument des Versagens der Staatengemeinschaft. Steidle lässt sich davon jedoch nicht entmutigen. Er tourt weiter durch seine Heimat und bekniet die Zuhörer, Briefe an ihre Abgeordneten zu schreiben. Der sorgfältig produzierte Dokumentarfilm lässt es auch dabei nicht an der notwendigen Deutlichkeit fehlen; und er belegt auch, dass kein Film sich schlimmere Grausamkeiten ausmalen kann, als sie Menschen anderen Menschen antun.
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