Das Mädchen im Park

Drama | USA 2007 | 106 Minuten

Regie: David Auburn

16 Jahre, nachdem ihre kleine Tochter beim Spielen im Park spurlos verschwand, glaubt die Mutter, sie in einer Ladendiebin wieder zu erkennen. Sie nimmt die "verlorene" Tochter bei sich auf und überwirft sich mit ihrem ältesten Sohn, der die Identität seiner "Schwester" in Zweifel stellt. Dicht gesponnenes Drama mit Thriller-Elementen, das sich ganz auf das psychologische Spannungsfeld der Handlung konzentriert. Hervorragend gespielt, mit einer Reihe überraschender Wendungen. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE GIRL IN THE PARK
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
Furst Films/Girl in the Park/Oak 3/Open Pic./Rosenbloom/Witox
Regie
David Auburn
Buch
David Auburn
Kamera
Stuart Dryburgh
Musik
Theodore Shapiro
Schnitt
Kristina Boden
Darsteller
Sigourney Weaver (Julia Sandburg) · Kate Bosworth (Louise) · Alessandro Nivola (Chris) · Keri Russell (Celeste) · David Rasche (Doug)
Länge
106 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einen Audiokommentar des Regisseurs.

Verleih DVD
Sunfilm (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt., dts dt.)
Verleih Blu-ray
Sunfilm (16:9, 2.35:1, dts-HDMA7.1 engl./dt.)
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Diskussion
Der Anfang des Films entfaltet in warmen Bildern einen beneidenswerten Alltag: Julia singt abends in einem kleinen New Yorker Jazzclub; als sie morgens in der schicken, gemütlichen und sonnigen Wohnung aufwacht, verabschiedet sich ihr Mann liebevoll von ihr, bevor er zur Arbeit geht und den kleinen Sohn mit in die Schule nimmt. Töchterchen Maggie, das Nesthäkchen, bleibt bei der Mutter. Später am Tag besucht Julia mit ihr den Spielplatz im Park. Als es dämmert und Zeit wird, nach Hause zurückzukehren, lässt sie die Kleine einen Moment aus den Augen, um mitgebrachte Sachen zusammenzupacken. Danach sind Rutsche, Klettergerüst und Schaukel leer; Maggie ist wie vom Erdboden verschwunden. Es folgt ein Sprung über mehrere Jahre: Wärme und Sonne sind aus den Bildern verschwunden. Julia hat nun offensichtlich einen Bürojob in einer Bank; nach getaner Arbeit kehrt sie in ein Single-Apartment zurück oder isst allein in einem Restaurant. Offensichtlich hat sie der Verlust der kleinen Tochter völlig aus der Lebensbahn geworfen; zu ihrem Ex-Mann und dem mittlerweile erwachsenen Sohn bestehen nur sehr distanzierte Kontakte. Die neue Julia scheint alle Bindungen und Emotionen zu meiden – bis sie einer jungen Frau begegnet, in der sie Maggie wiederzuerkennen glaubt. Louise ist eine Art weiblicher Glücksritter ohne festen Wohnsitz und nutzt die Fürsorgebereitschaft der älteren Frau zunächst schamlos aus, bis sie schließlich sogar bei ihr einzieht. Es entwickelt sich eine spannungs- und konfliktreiche Beziehung: Einerseits scheint die Begegnung Julias alte Wunden wieder aufzureißen und ihr seelisches Gleichgewicht zu zerrütten; andererseits bringt Louise neue Impulse in den Kokon der Älteren. Als Julia anfängt, Louise zunehmend als „Tochter“ zu vereinnahmen, wird immer unklarer, wer hier wen ausnutzt. Christian Petzold entwickelte in „Gespenster“ (fd 37 227) aus einem ähnlichen Stoff ein kühles Gemälde existenzieller Einsamkeit und gesellschaftlicher Kälte. So beklemmend dessen Atmosphäre auch war, so unnahbar blieben die Figuren und ihre individuellen Nöte. David Auburn, der „Girl in the Park“ geschrieben und inszeniert hat, gestaltet hingegen ein Drama mit Thriller-Untertönen, das ganz auf seine Hauptfigur Julia zugeschnitten ist – und dank einer großartigen Sigourney Weaver, die die sperrige Figur mit all ihren Verhärtungen und Verwundungen nuanciert meistert, bestens funktioniert. Zwar braucht Kate Bosworth als bohemienhafte Stadtstreicherin eine Weile, bis sie sich aus einer etwas klischeehaften Charakterisierung herausgestrampelt hat und einen echten Gegenpart zu dieser schillernden Mutterfigur abgibt. Ähnlich wie Hitchcocks „Vertigo“ (fd 7835), dem Auburn zwischendurch Reverenz zu erweisen scheint, entfaltet der Film eine große innere Spannung. Beeindruckend ist zudem die sensible Skizzierung des beschädigten Verhältnisses zwischen Julia und ihrem Sohn Chris, der einst mit der Schwester auch die Nähe seiner Mutter verloren hat und nun misstrauisch beobachtet, wie sie sich auf die Fremde einlässt. Insgesamt gelingt Auburn ein zurückhaltend unmeldodramatisches, nichtsdestotrotz intensives Psychogramm über die verheerende Zentrifugalkraft schwerer Verluste und die Schwierigkeit, sich nach Verletzungen für neue Bindungen zu öffnen.
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