Tanzfilm | Kanada 2007 | 89 Minuten

Regie: Ian Iqbal Rashid

Eine Schülerin, die ihrem schwarzen Ghetto entfliehen und Medizin studieren will, findet Aufnahme in eine männliche Tanztruppe und kann mit ihr ins Finale eines Stepptanz-Wettbewerbs einziehen. Ein Film mit elektrisierenden Tanzaufnahmen und Schrittkombinationen. Zwar legt er nicht allzu viel Wert auf eine plausible Geschichte, rückt aber sinnbildlich den Traum seiner Protagonisten und ihren Willen zum Erfolg in den Mittelpunkt. Damit verdeutlicht er, wie man seine Ziele erreichen kann, ohne sich, seine Freunde und seine Herkunft zu verleugnen. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
HOW SHE MOVE
Produktionsland
Kanada
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
Celluloid Dreams/MTV Films/Sienna Films
Regie
Ian Iqbal Rashid
Buch
Annmarie Morais
Kamera
André Pienaar
Musik
Andrew Lockington
Schnitt
Susan Maggi
Darsteller
Rutina Wesley (Raya Green) · Dwain Murphy (Bishop) · Tre Armstrong (Michelle) · Brennan Gademans (Quake) · Shawn Desman (Trey)
Länge
89 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; nf
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Tanzfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Paramount (1:1,78/16:9/Deutsch DD 5.1/Engl./Türk.)
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Diskussion
Eigentlich erzählt „How She Move“ die Geschichte von zwei Schwestern, auch wenn die eine am Anfang des Films schon an einer Überdosis Heroin gestorben ist. Die andere, Raya, will mehr vom Leben. Sie will nicht so enden wie ihre Schwester Pam. Die Schülerin will raus aus dem Ghetto, Medizin studieren, doch eine teure Privatschule musste sie verlassen, um nun wieder die Schulbank in der Nachbarschaft zu drücken. Schuld ist Pam, die noch die letzten Ersparnisse der Familie zum Dealer getragen hat. Angetrieben von ihrer ehrgeizigen Mutter, hofft Raya jetzt auf ein Stipendium. Doch zuerst muss sie sich mit ihren „neuen“ Mitschülern arrangieren, die sie als Verräterin brandmarken. Der Vorspann von „How She Move“ liegt über verwackelten Videoszenen, die die Schwestern beim Tanzen zeigen. Und so, wie die tote Pam die ganze Geschichte über präsent ist, prägt auch der Tanz den Film. Die (in der Mehrzahl schwarzen) Jugendlichen in Ian Iqbal Rashids zweitem Spielfilm nach der Schwulenkomödie „Touch of Pink“ (fd 37199) toben sich mit einer elektrisierenden, wenn auch gewöhnungsbedürftigen Mischung aus Breakdance und Stepptanz aus. Stampfend und schattenboxend erzählen die Kids auch von der Brutalität ihres Alltags. Die Umgebung wird spielerisch einbezogen; in einer KFZ-Werkstatt wird beispielsweise auf Kühlerhauben gesteppt, bis die Windschutzscheiben splittern. Die geschickt in die Handlung integrierten Showelemente machen aus dem Film einen weitgehend gelungenen Verschnitt aus Tanzmusical und Sozialdrama, glaubwürdig dank der Darsteller, die wie von der Straße weg engagiert wirken. In Wahrheit sind alle Profis, angeführt von Rutina Wesley als Raya, die als Absolventin der Juilliard School neben schauspielerischem Können perfekte tänzerische Akrobatik zeigt. Zugegeben: Die Schrittkombinationen der Story verlassen gängige Bewegungsmuster kaum. Und keinen Moment lang kommt das Gefühl auf, Raya könnte ihre Fernziele aus den Augen verlieren oder anderweitig vom Tugendpfad abkommen. Die soziale Realität, mit denen Familien in Problemvierteln amerikanischer oder kanadischer Städte konfrontiert sind – etwa der Drogenszene Torontos, wo „How She Move“ spielt –, ist in den Hintergrund und in die Vorgeschichte verbannt. Es sind eigentlich brave Charaktere, mit denen Raya ihre Zeit verbringt. Sie versöhnt sich mit der toughen Michelle, gibt ihr Nachhilfe und „schwesterlichen“ Rat: „Wenn Du weiter mit diesen Typen rumhängst, ist die Nadel nicht weit.“ Irgendwann bietet Michelle ihrer Freundin die Mitwirkung in ihrer Tanzgruppe an, doch Raya will lieber bei den Jungs tanzen, weil das mehr Erfolg und Preisgeld verspricht. Das hat sie bitter nötig, weil sie überzeugt davon ist, die Testklausur fürs Stipendium in den Sand gesetzt zu haben. Raya schafft das Kunststück, in die Männerbastion der Stepp-Truppe ihres Verehrers Bishop einzudringen und, nach einem kurzem Sidestepp in eine konkurrierende Tanzgruppe, mit Bishop & Co. ins Finale der „Step Monster Competition“ in Detroit einzuziehen. Zaungast der Aufführung ist Rayas Mutter, von der Tochter bezüglich ihres Aufenthaltsortes belogen und von der Performance doch zu Tränen gerührt. Irgendwie reibt sich das realistische, in gedämpfte Farben getauchte Setting des Films mit dem rosaroten Finale, in dem nicht nur die Heldin und ihr Team als Gewinner die Wettbewerbsbühne verlassen, sondern sich auch Rayas zerstrittene und wegen Pams Tod zermürbte Eltern weinend in den Armen liegen. Andererseits kann man Ian Iqbal Rashid durchaus unterstellen, dass er weniger eine plausible Geschichte erzählen wollte, sondern träumend mit seiner Protagonistin eine – in diesem Fall mit Erfolg gekrönte – Gratwanderung unternimmt: wie man zielstrebig und erfolgreich sein kann, ohne zugleich seine Freunde und seine Herkunft zu verraten.
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