Bolt - Ein Hund für alle Fälle

Kinderfilm | USA 2008 | 97 Minuten

Regie: Byron Howard

Einen Hund beschützt als Superheld einer Fernsehserie ein Mädchen und hält diese Fiktion für Wirklichkeit. Es verschlägt ihn in die raue Wirklichkeit, als sein Frauchen entführt wird. Zusammen mit einer Straßenkatze und einem Hamster, der sich als sein größter Fan entpuppt, macht sich der Vierbeiner quer durch Amerika auf die Suche nach dem Kind. Der erste auch für eine 3D-Auswertung konzipierte Animationsfilm aus dem Hause Disney unterhält dank liebevoll entworfener Charaktere, hübscher Wortwitze und frecher Persiflagen und erteilt nebenbei anrührende, nicht allzu kitschige Lektionen in Sachen Freundschaft und Zusammenhalt. - Ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
BOLT
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
Walt Disney Pic./Walt Disney Animation Studios
Regie
Byron Howard · Chris Williams
Buch
Dan Fogelman · Chris Williams
Musik
John Powell
Länge
97 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 8.
Genre
Kinderfilm | Animation
Externe Links
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Heimkino

Bemerkenswert ist im Bonusmaterial der Standard Edition allenfalls ein Feature mit zwei im Film nicht verwendeten Szenen (5 Min.). Die BD enthält zudem noch den Bonus-Kurzfilm: Super Dino (4 Min.). Neben der Einzel-Edition auf Blu-ray veröffentlicht der Verleih zudem eine kombinierte Edition mit Blu-ray und DVD, auf denen jeweils der Hauptfilm zu sehen sind.

Verleih DVD
Walt Disney (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Walt Disney (16:9, 1.78:1, dts-HD engl., dts dt.)
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Diskussion
Das Timing ist perfekt: Gerade als man sich angesichts der geballten Allianz aus Superkräften und Realitätsferne zu langweilen beginnt, heißt es „Cut!“, und der Film im Film ist erfolgreich abgedreht. Für eine neue Folge der nach ihm benannten Fernsehserie hat der Superhund Bolt wieder einmal sein geliebtes Frauchen Penny aus den Klauen sinistrer Bösewichte befreit. Doch während sich seine (menschlichen) Kollegen inklusive Penny nach Drehschluss auf den Nachhauseweg begeben, bleibt der kleine weiße Hund mit den großen Ohren weiter im Einsatz: Denn Bolt hält all das für real, was er Tag für Tag in den Hollywood-Studios an Heldentaten vollbringt. Dafür sorgt die Produktionsfirma, die die hohen Einschaltquoten auf das authentische „method acting“ des um seine geliebte Penny bangenden Hundes zurückführt. Diese Vierbeiner-Version der „Truman Show“ (fd 33 417) endet erst, als Bolt nach einem besonders nervenaufreibenden Drehtag, an dessen Ende Penny entführt wird, aus seinem Wohnwagen auf dem Set ausbricht, um „seinen Menschen“ zu retten. Der Zufall und ein Kurierdienst führen den Alleskönner zunächst nach New York, wo der von seinen übertierischen Kräften überzeugte, aber völlig weltfremde Vierbeiner erst einmal gehörig auf die Schnauze fällt. In der räudigen Straßenkatze Mittens meint Bolt schließlich einen Helfershelfer von Dr. Calico zu entdecken, Pennys ewigem Gegenspieler in der Serie. Er zwingt sie, ihn auf der Suche nach dem Mädchen zu begleiten, quer durchs ganze Land Richtung Hollywood. Während ihn Mittens wegen seines ständigen Gefasels über grünäugige Megaschurken und gefährliche „Turbobeller“ zunächst einfach nur für verrückt hält, treffen die beiden mitten in der Provinz im Hamster Dino dann auf den größten Fan des Fernseh-Superhundes, der jedes Detail aus der Serie kennt und sich ihnen anschließt. Realität und Fiktion kann Dino freilich noch viel weniger auseinander halten als Bolt, der nach und nach die Vorzüge, aber auch die Nachteile des „echten“ Lebens für sich entdeckt. Diesem Trio auf der Suche nach Mitfahrgelegenheiten, Lebensmitteln oder, im Fall von Mittens, nach Fluchtmöglichkeiten zuzusehen, ist enorm vergnüglich, da es sich bei den drei ungleichen Gesellen um ebenso liebe- wie humorvoll gezeichnete Charaktere handelt, die auch in der deutschen Übersetzung noch „authentisch“ wirken. Die skurrilste Figur ist dabei der überfressene, total fernseh- und fictiongeschädigte, nichtsdestotrotz äußerst liebenswerte Dino, der in der deutschen Fassung kongenial von Axel Stein gesprochen wird: Dino ist der Inbegriff des (amerikanischen) Fans, ein, wenn man so will, Vorzeigevertreter des White Trash. Ihm wie auch den anderen Figuren legen die Autoren Dan Fogelman und Chris Williams Dialoge in den Mund, die voller Wortwitz und Seitenhiebe auf den Hollywood-Betrieb sind. Da gibt es die promi-geilen Tauben, die Bolt einige Drehbuchideen „pitchen“ wollen (das Wortspiel mit dem englischen „pidgeon“ für Taube geht im Deutschen freilich verloren), oder Pennys selbstsüchtigen Agenten, der dem Filmbusiness mit seiner schmierigen Art alle (Un-)Ehre macht. Eingebettet ist das in eine Ästhetik, die gerade bei Landschafts- und Stadtansichten erfolgreich auf den Eindruck des Handgemalten setzt. Noch wichtiger aber ist, dass der Film die goldene Disney-Regel beherzigt, dass es für jeden Lacher auch eine Träne geben sollte: Zwischen Dinos hysterischem Geplapper und Bolts von grandioser Selbstüberschätzung kündenden Aktionen bleibt genug Raum für anrührende, nicht allzu kitschige Lektionen in Sachen Freundschaft und Zusammenhalt. Ergänzt werden diese durch einen gewohnt süßlichen Hauptsong, der den positiven Gesamteindruck trotzdem kaum schmälert. Gesungen wird er im Original von „Hannah Montana“-Star Miley Cyrus, deren straff durchorganisierte Existenz als Disney-Teenie-Ikone womöglich als Vorlage für die etwas traurige Figur der Penny diente, der Cyrus auch die Stimme lieh. Doch wie subversiv auch immer das Disney-Studio mit der eigenen zweischneidigen Rolle als „Traumfabrik“ umgehen mag: Mit „Bolt – Ein Hund für alle Fälle“, der als erster animierter Disney-Spielfilm von Anfang an auch für eine 3D-Auswertung konzipiert und designt wurde, ist dem Unternehmen Familienunterhaltung im allerbesten Sinne gelungen.
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