Der nackte Mann

Komödie | Brasilien 1997 | 75 Minuten

Regie: Hugo Carvana

Ein Musikprofessor erwacht nach einer durchfeierten Nacht im Bett einer hübschen Frau. Als er das an die Haustür gelieferte Brot hereinholen soll, fällt die Tür hinter ihm ins Schloss, und er steht nackt im Hausflur eines riesigen Wohnkomplexes. Damit beginnt eine irrwitzige Odyssee quer durch Rio de Janeiro. Mit großem Sinn für die absurde Komik des Geschehens klarsichtig inszenierte Komödie mit einem großartigen Hauptdarsteller, der die grotesken Umstände mit mal stoischem, mal verzweifeltem Mienenspiel quittiert. Ein ebenso kluger wie komischer Film und die lustvolle Demontage einer bigotten und hysterischen Gesellschaft anhand des vielleicht letzten aller Tabus: der völligen Bloßheit des (männlichen) Körpers. (O.m.d.U.)
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Filmdaten

Originaltitel
O HOMEM NU
Produktionsland
Brasilien
Produktionsjahr
1997
Produktionsfirma
Mac Comunicacao e Producao
Regie
Hugo Carvana
Buch
Fernando Sabino
Kamera
Nonato Estrela
Musik
David Tygel
Schnitt
Diana Vasconcellos
Darsteller
Cláudio Marzo (Sylvio Proença) · Lúcia Veríssimo (Marina) · Daniel Dantas (Mendonça) · Isabel Fillardis (Marialva) · Maria Zilda Bethlem (Marieta)
Länge
75 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0
Genre
Komödie
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IMDb | TMDB

Diskussion
Einfach, aber genial: Hugo Carvanas Film „Der nackte Mann“ bestätigt aufs Schönste die Binsenweisheit, dass die (scheinbar) schlichtesten Ideen oft das größte Potenzial in sich bergen. Nach einem Bestseller des populären brasilianischen Autors Fernando Sabino erzählt Carvana von dem Musikprofessor Silvio Proença, der nach einer durchfeierten Nacht im Bett der hübschen Marialva aufwacht. Als er das an die Haustür gelieferte Brot hereinholen soll, fällt die Tür hinter ihm ins Schloss – und Proença steht splitterfasernackt im Hausflur eines riesigen Wohnkomplexes. Damit beginnt eine irrwitzige Odyssee quer durch Rio de Janeiro: Versteckt in Umzugswagen, zu Fuß, an einen Tanklaster geklammert oder auf einem Fahrrad versucht Proença, nach Hause und den empörten Passanten und der schon bald mobilisierten Polizei zu entkommen, die ihn als vermeintlichen Grapscher und Perversen verfolgen. Auch die sensationsgierigen Medien heften sich an die Fersen des Mannes, dessen einziges „Vergehen“ darin besteht, nackt zu sein. Mit großem Sinn für die absurde Komik des Geschehens inszeniert Carvana seinen großartigen Hauptdarsteller Claudio Marzo, der die grotesken Umstände, in die ihn der unerbittliche Zufall da gestoßen hat, mit wunderbarem, von stoisch bis verzweifelt reichendem Mienenspiel quittiert. Dabei tritt die dem Plot zugrunde liegende Idee in all ihrer Klarsicht und Genialität hervor: Die lustvolle Demontage einer bigotten und hysterischen Gesellschaft anhand des vielleicht letzten aller Tabus, der völligen Bloßheit des (männlichen) Körpers. Natürlich wird diese Hysterie und Hypokrisie ganz maßgeblich von den Medien gefördert und bedient – weshalb „Der nackte Mann“ nebenbei auch eine reizvolle Satire auf den Medienbetrieb ist. Mit Aussagen wie „Ich bin nackt, Sie sind nackt, alle sind nackt“ dürfen sich so genannte Experten im Fernsehstudio zum Thema äußern, während die Moderatorin verzweifelt versucht, aus einem Nichts eine Sensation zu machen. Ein kluger und sehr komischer Film.
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