Ayakta Kal - Gib nicht auf!

- | Türkei 2009 | 105 Minuten

Regie: Adnan Güler

Temporeicher Unterhaltungsfilm, der das "Romeo und Julia"-Sujet in einen Ständekonflikt zwischen Istanbuler Ober- und Unterschicht verlegt. Es geht um die Jugendliebe zwischen einem Volksschüler aus einfachen Verhältnissen und einer Privatschülerin aus gutem Hause, die von den arroganten Standesgenossen des Mädchens angefeindet wird. Die fragmentarische Erzählweise arbeitet geschickt mit Anleihen aus der Musikclip-Dramaturgie sowie mit einem mitreißenden Soundtrack aus HipHop, Rock und Pop und punktet durch Differenzierungsvermögen in der Zeichnung der Figuren, ohne diese psychologisch auszuloten. (O.m.d.U.) - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
AYAKTA KAL
Produktionsland
Türkei
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Aksoy Film/Fida Film
Regie
Adnan Güler
Buch
Selim Çiprut · Irfan Saruhan
Kamera
Ferhan Akgün
Darsteller
Mehmet Aslan (Ali) · Sinem Kobal (Yasemin) · Okan Karacan (Ömer) · Irmak Ünal (Asiye) · Ozan Aydemir (Osman)
Länge
105 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Externe Links
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Diskussion
Die alte Geschichte vom Gegensatz zwischen arm und reich: Ali, Schüler einer Volksschule, verliebt sich in Yasemin, die zusammen mit ihren Freundinnen aus der reichen Istanbuler Oberschicht ein exklusives College besucht. Dort wird man neidisch auf den Liebhaber aus dem Ghetto: Aus Eifersüchteleien werden Straßenkämpfe, die Love Story wird zur Metapher für den Ständekonflikt. Flott geschnitten und mit guter Musik unterlegt, ergibt das einen Unterhaltungsfilm, der das hält, was seine bunte Werbung verspricht. Hinter dem jungen, bisher nur mit Arbeiten fürs Fernsehen in Erscheinung getretenen Regisseur Adnan Güler steht das erfolgreiche Unterhaltungsfilmstudio von Produzent Faruk Aksoy. Dort entstanden u.a. die populären High-School-Filme der „Verrückte-Klasse“-Serie (fd 36 346 u.a.), aus deren Ensemble die prägnantesten Schauspieler für „Gib nicht auf“ rekrutiert wurden. Auch wenn diese inzwischen älter geworden sind und nicht mehr ganz als 17-Jährige durchgehen, überzeugt der Film als handwerklich solides Produkt mit hohem emotionalen Faktor. Das Drama kommt schnell zum zentralen Punkt: Die Liebe zwischen Ali und Yasemin provoziert vor allem Kinder aus superreichen Haushalten, die zwar besser gestylt sind als ihre Widersacher aus den ärmeren Bezirken, sich aber ansonsten vor allem durch viel Arroganz und eine niedrige Gewaltschwelle auszeichnen, wenn es darum geht, ihre elitäre Welt zu verteidigen. Reich gegen arm, böse gegen gut: Während Alis Gegenspieler Berk, Sohn aus gutem Hause mit James-Dean-Frisur und üblem Charakter, unter dem Motto „Keine Party ohne mich“ in den Kampf um die schöne Yasemin zieht, legt man ganz unten Geld zusammen, damit Ali ein Geburtstagsgeschenk für seine Angebetete kaufen kann. Arroganz versus Solidarität ist nur einer der Gegensätze zwischen oben und unten, die der Film aus- bzw. anspielt, denn die schnelle Schnittfolge arbeitet mit kurzen Sequenzen, die auf Lebenserfahrung und Medienkompetenz eines Zielpublikums setzt, das fähig ist, idiomatische und psychologische Anspielungen in größere Zusammenhänge einzuordnen. So wird der lineare Plot fragmentarisch aufgesplittet– ein Stil, der merklich von der Musikvideoindustrie beeinflusst ist, was die durchdachte und durchaus mitreißende Verwendung von HipHop-, Rock- und Popsongs erklärt. Erfreulicherweise ist „Gib nicht auf“ bei aller Kalkulation mitunter auch gegen den Strich gebürstet: Identifikationsfigur Ali, vom frühen Tod seiner Mutter gebeutelt, ist ein Sturkopf, der schnell durchdreht, bevor er nachdenkt. Damit hält das Jugenddrama ab und an inne und punktet mit Differenzierungsvermögen, wenn auch psychologisch wenig ausgegoren. Das ist auch nicht der Anspruch von „Gib nicht auf“: Am Ende richten es dann die Erwachsenen, in diesem Fall Alis neuer Mathe-Lehrer Tekim, der als moralische Instanz ins Geschehen eingreift, als es außer Kontrolle zu geraten droht. Ein Ende mit Lehrstückcharakter: Tekim organisiert ein Fußballspiel, mit dem zumindest die Liebe zwischen Ali und Yasemin gerettet wird.
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