I Can't Think Straight

Komödie | Großbritannien 2008 | 82 Minuten

Regie: Shamim Sarif

Eine indischstämmige Muslimin, die in London lebt, und eine Jordanierin verlieben sich ineinander und stoßen damit auf den Widerstand ihrer Familien, in deren kulturellen Wertvorstellungen kein Platz für Homosexualität ist. Im Stil eines unterhaltsamen Bollywood-Films, angesiedelt in einem sozial privilegierten Milieu, entfaltet sich eine leichtfüßige Liebeskomödie, die den angesprochenen Konflikten um sexuelle und kulturelle Ressentiments die Schärfe nimmt. (O.m.d.U.) - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
I CAN'T THINK STRAIGHT
Produktionsland
Großbritannien
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
Enlightenment Prod.
Regie
Shamim Sarif
Buch
Kelly Moss · Shamim Sarif
Kamera
Aseem Bajaj
Musik
Raiomond Mirza
Schnitt
David Martin
Darsteller
Lisa Ray (Tala) · Sheetal Sheth (Leyla) · Antonia Frering (Reema) · Dalip Tahil (Omar) · Nina Wadia (Haushälterin)
Länge
82 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Komödie | Liebesfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Pro-Fun (16:9, 1.85:1, DD2.0 engl.)
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Diskussion
Frauenliebe über alle Schranken hinweg: Diesem Thema hatte sich Shamim Sarif bereits in ihrem Regiedebüt, der Verfilmung ihres Romans „Die verborgene Welt“ (fd 39 079), gewidmet. In „I Can’t Think Straight“ greift die in London lebende Schriftstellerin und Filmemacherin das Thema auf, verlagert den Ort des Geschehens jedoch von Südafrika an die globale Schnittstelle von Jordanien und England, London und Amman. Tala, eine junge Jordanierin, verliebt sich in Leyla, eine indischstämmige Muslimin, die in London lebt. Beide müssen ihre Liebe vor ihren Familien geheim halten, weil in ihren traditionellen Kulturen für Homosexualität kein Platz ist. Wer eine solche Synopsis liest, erwartet sozialkritisches, authentisches Arthouse-Kino. Es dauert jedoch nicht lange, bis man merkt, dass der Film etwas ganz anderes ist. Nämlich eine romantische Komödie, die in einer sorglosen Hochglanzmischung aus pompösem Telenovela-Studioschick und buntem Bollywood-Kitsch vor allem eins möchte: unterhalten. Talas Familie residiert in einem westlich-modern eingerichteten Palast, abgeschottet vom sozialen Alltag in Amman. Die scheinbar so unterschiedlichen Welten von Leyla und Tala verschwimmen dadurch zu einem Upperclass-Allerlei. Man muss schon höllisch auf die zwischengeblendeten Panorama-Shots achten, um zu erkennen, ob man sich gerade in England oder Jordanien befindet. Überall sieht es aus wie am Set von „Reich und Schön“: Man spielt Tennis oder Polo, vertreibt sich die Zeit in Kunstgalerien und speist in vornehmen Restaurants. Vor dieser luxuriösen Kulisse erzählt Sarif in fröhlichem Plauderton, wie sich die Frauen über einen gemeinsamen Bekannten kennen lernen. Ali war einst mit Tala zusammen und ist jetzt Leylas Freund. Tala steht derweil bereits zum vierten Mal kurz vor der Heirat. Dreimal hat sie die Verlobungen in letzter Sekunde platzen lassen. Auch diesmal zittert ihre affektierte Mutter um die standesgemäße Hochzeit und lässt sich von ihrer Haushälterin zu jedem Essen eine in Wasser aufgelöste Kopfschmerztablette servieren, um ihre Nerven zu beruhigen. Was sie nicht ahnt, ist, dass die Dienerin zuvor ins Glas gespuckt hat. Weil aber stets im letzten Moment, bevor Talas Mutter trinkt, noch etwas dazwischen kommt, entwickelt sich der Speichelanschlag zum Running Gag, der die heitere Grundstimmung des Films beispielhaft einfängt. Denn genau wie der heimliche Triumph der Diener über die Herrschaft immer wieder hinausgezögert wird, so werden auch Tala und Leyla stets aufs Neue voneinander getrennt. Nach einer ersten Liebesnacht folgen romantische Tage in Oxford. Doch während die schüchterne Leyla den Mut aufbringt, sich zu outen, gelingt es der sonst so forschen Tala nicht, ihre Angst zu überwinden. Enttäuscht trennt sich Leyla von ihr. Doch aufgeschoben ist, wie es sich für eine Romantic Comedy gehört, nicht aufgehoben. „I Can’t Think Straight“ gefällt durchaus als leichthändig inszenierte Liebeskomödie. Hinter der oberflächlichen Fassade verbergen sich jedoch ernst gemeinte Problematiken. Die selbstverständliche antiisraelische Haltung in Talas sonst weltoffener Familie lässt tief blicken. Shamim Sarif präsentiert diese Ressentiments wie nebenbei und auf eine so optimistische Weise, dass man ihr Naivität unterstellen könnte. Möglicherweise aber geht es ihr vor allem darum, den Konflikten ihre Schärfe zu nehmen, um aufzuzeigen, wie leicht sie sich doch lösen ließen, wenn nur alle guten Willens wären. Bis es aber einmal soweit kommt, hat Sarif mit ihrer Produktionsfirma „Enlightenment“ noch jede Menge Aufklärungsarbeit vor sich.
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