Jeder braucht einen Engel

Kinderfilm | Großbritannien 2002 | 96 Minuten

Regie: Harley Cokeliss

Ein Junge leidet darunter, dass seine Mutter ihren neuen Lebenspartner heiraten will. Unversehens gelangt er aus der Gegenwart in die Zeit des Zweiten Weltkriegs und trifft ein gleichaltriges Mädchen, das durch den Bombenterror traumatisiert wurde. Der Verantwortung, die ihm aus der neuen Freundschaft erwächst, stellt er sich auch, als er in seine Zeit zurückkehrt. Berührender, geschickt zwischen Zeitreise-Abenteuer und Teenager-Drama vermittelnder Kinderfilm, dessen Held lernt, für das eigene Glück, vor allem aber für die Nöte anderer da zu sein. Ohne pädagogischen Zeigefinger werden Generationskonflikte thematisiert und unterschiedliche Erfahrungshintergründe nahe gebracht. - Ab 10 möglich.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
AN ANGEL FOR MAY
Produktionsland
Großbritannien
Produktionsjahr
2002
Produktionsfirma
Barzo/CFTVF/Gentian/Spice Factory/Yorkshire Media
Regie
Harley Cokeliss
Buch
Peter Milligan
Kamera
Stephen Smith
Musik
Carl Davis
Schnitt
George Akers
Darsteller
Matthew Beard (Tom) · Tom Wilkinson (Sam Wheeler) · Charlotte Wakefield (May) · Angeline Ball (Barbara Collins) · Anna Massey (Rosie)
Länge
96 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10 möglich.
Genre
Kinderfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Zu den DVD-Specials gehört Schulmaterial (als pdf-Datei) zum Thema "Der Zweite Weltkrieg. Eine thematische Einführung für Kinder". Die FSK-Freigabe "ab 12" der DVD bezieht sich auf das Bonusmaterial (Trailer etc.), der Film selbst hat eine Freigabe "ab 6".

Verleih DVD
epix (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
DVD kaufen

Diskussion
Der zwölfjährige Tom ist wütend auf seine Mutter, weil sie plant, ihren neuen Freund zu heiraten, anstatt, wie Tom es sich wünscht, einen Neuanfang mit seinem leiblichen Vater anzustreben. Der Stiefvater in spe bemüht sich zwar um den Jungen, beißt bei Tom aber auf Granit. Dann passiert etwas höchst Seltsames: Als Tom wieder einmal allein und frustriert durch die Gegend zieht, trifft er auf einen eigenartigen Hund, der ihn auf magische Weise durch die Mauern einer Ruine befördert – und Tom findet sich wieder in einer anderen Zeit, genauer: im England während des Zweiten Weltkriegs. Dort droht sich der junge Zeitreisende ziemlich bald Ärger einzuheimsen, bis ihn die etwa gleichaltrige, wilde May beschützt und ihn auf einen Bauernhof mitnimmt, dessen knorrig-gutherziger Besitzer ihr, einer Kriegswaisen, ein neues Zuhause geboten hat. Bald ist es allerdings nicht mehr May, die Tom unter die Arme greift, sondern er selbst sieht sich in der Position eines schützenden Engels, der May helfen muss: Die Behörden drohen, das verstörte Mädchen von der Bauernfamilie weg- und in eine Anstalt zu bringen, und nur Tom kann das verhindern. Er stellt sich der Aufgabe, doch auch wenn seine Zuneigung zu May und ihrer Ersatzfamilie dabei immer größer wird, wächst die Sehnsucht nach seiner eigenen Welt. Als sich das magische Zeitloch erneut auftut und ihn in die Gegenwart zurück lässt, fangen die Probleme indes erst richtig an. Eingewebt in eine fantastische Geschichte, die sich zunächst langsam entwickelt, ihre Charaktere sorgfältig aufbaut und dann zunehmend an Dramatik gewinnt, erzählt der spannende, berührende Jugendfilm vom Reifungsprozess seines jungen Protagonisten. Dieser lernt durch die Begegnung mit einer anderen Zeit nicht nur ein Stück lokaler Vergangenheit kennen, sondern vor allem auch, über den Horizont der eigenen Bedürfnisse und Befindlichkeiten hinaus zu blicken und nicht nur für das eigenen Wohl, sondern auch für das Glück seiner Mitmenschen Verantwortung zu übernehmen. Da es der Erfahrungshorizont der Großeltern-Generation ist, den der Junge während seiner unfreiwilligen Reise ins von deutschen Bombenangriffen bedrohte England kennen lernt, geht es dabei nicht zuletzt auch um das Verständnis für Menschen anderer Altersgruppen. Regisseur Harley Cokliss inszeniert indes keine polemische Konfrontation einer heutigen „verwöhnten“ Jugend mit den Entsagungen und Nöten der Kriegsgeneration, sondern setzt den Schwerpunkt auf das Entdecken von Gemeinsamkeiten bei allen Unterschieden der äußeren Umstände: Dass Familien zerbrechen, mag höchst verschiedene Gründe haben – darin, wie man mit solchen Wunden umgeht, kann man trotzdem einiges voneinander lernen. Dramaturgisch gelingt dem Film die Verschmelzung eines klassischen Teenager-Dramas mit einigen moderat eingesetzten Action-Elementen und dem Zeitreise-Motiv, wobei dessen filmische Gestaltung weniger auf Effekte und schauträchtiges Ausstattungskino abzielt als vielmehr auf einen bescheidenen, aber desto sinnlicheren Realismus.
Kommentar verfassen

Kommentieren