Zimmer 401 - Rückkehr aus der Vergangenheit

Kriegsfilm | Frankreich 2007 | 99 Minuten

Regie: Sophie Marceau

Ein Polizist, der nach dem Unfalltod seiner Frau nicht mehr richtig auf die Füße kam, schlägt bei der Suche nach einem verschwundenen Hotelier im französischen Nobelort Deauville bizarre Sonderwege ein. Ein mysteriöser Kriminalfilm im klassischen Noir-Stil, der als augenzwinkernde Paraphrase des Genres viele Elemente ironisierend überspitzt und durch ein virtuoses Spiel mit den Versatzstücken kurzweilig unterhält. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
LA DISPARUE DE DEAUVILLE
Produktionsland
Frankreich
Produktionsjahr
2007
Produktionsfirma
Illiade et Films/France 3 Cinéma/SND
Regie
Sophie Marceau
Buch
Sophie Marceau · Gianguido Spinelli · Jacques Deschamps
Kamera
Laurent Dailland
Musik
Franck Louise
Darsteller
Christopher Lambert (Jacques Renard) · Sophie Marceau (Victoria/Lucie) · Nicolas Briançon (Camillie Bérangère) · Simon Abkarian (Pierre) · Robert Hossein (Antoine Bérangère)
Länge
99 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Kriegsfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
NewKSM (16:9, 2.35:1, DD2.0 frz, DD5.1 dt.)
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Diskussion
„Zimmer 401“, der zweite abendfüllende Film der französischen Schauspielerin Sophie Marceau, hat alles, was ein französischer Neo-Noir-Krimi braucht: eine in weiten Teilen völlig undurchschaubare Geschichte, einen Mord, dessen Ursachen weit in der Vergangenheit liegen, einen nach dem Tod seiner Frau traumatisierten, eigenwillig-verbohrten Polizisten mit Selbstmorderfahrung, eine femme fatale, die eigentlich seit 36 Jahren tot sein sollte, jedoch zu den unmöglichsten Gelegenheiten immer wieder auftaucht, und einen ödipalen Hotelbesitzer, der sich an Lebenslügen klammert. Und dann existiert auch noch das Zimmer 401, das es im Hotel „Normandie“ in Deauville eigentlich gar nicht geben sollte. Dazu kommen mit angezogener Handbremse inszenierte Verfolgungsjagden, die einen eigenwilligen Reiz ausüben, sowie eine Schatzkiste voller (Familie-)Geheimnisse. Letztere gedenkt Polizeileutnant Jacques Renard mit der Verbissenheit eines Terriers zu plündern. Eigentlich ist das fast schon zu viel des Guten, doch den Autoren des Films schwebte kein wirklicher Noir-Krimi vor, sondern eine augenzwinkernde Paraphrase des Genres, die jedes ihrer Handlungselemente durch Überspitzung ironisierend in Frage stellt. So geht Renard durchaus symbolisch über die Brücke, die Le Havre mit Deauville verbindet, und taucht in eine komplett andere Welt ein, die ihn mit Menschen konfrontiert, die allzu tief in die Vergangenheit verstrickt sind, obwohl sie sich mit ihren Verfehlungen arrangiert zu haben glauben, durch ein Verbrechen aber erbarmungslos in die Gegenwart katapultiert werden. Hier ist eine polizeiliche Wühlarbeit erforderlich, an deren Ende der Ermittler nicht nur auf die schmutzige Wahrheit stößt, sondern auch zu sich selbst findet. Der von zwei überzeugenden Hauptdarstellern (Christopher Lambert, Sophie Marceau) in recht exaltiert gestalteten Rollen getragene Film ist eine Art Fingerübung bezüglich der Möglichkeiten, die lupenreines Genrekino bietet. Dazu gehören auch längst tote Schauspielerinnen, ein verwunschenes Zimmer und ein Polizist, der in Tränen ausbricht und dem jeder raten würden, einen Psychiater aufzusuchen – was er längst schon tut. Marceaus Film ist zwar kein Meisterwerk, aber ein witziges Spiel mit Versatzstücken, in dem die spürbare Lust am Geschichtenerzählen die ein oder andere logische Leerstellen überbrücken hilft.
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