Terminator: Die Erlösung

Action | USA/Deutschland/Großbritannien 2009 | Kino: 115 BD: 115 & 118 (DC) Minuten

Regie: McG

Ein Widerstandskämpfer führt in einem postapokalyptischen Amerika des Jahres 2018 die Reste der in einem Nuklearkrieg vernichteten Menschheit im Kampf gegen das Skynet-System und seine Terminatoren an. Ein mysteriöser Fremder könnte bei der Mission ein wertvoller Verbündeter sein – oder aber ein schrecklicher Feind. Jenseits der mitreißend inszenierten Actionsequenzen hat das von Versatzstücken anderer Science-Fiction-Erfolgsfilme zehrende Sequel der "Terminator"-Reihe nur wenig erzählerische Substanz. Für Genrefreunde zwar unterhaltsam, verliert sich die dystopische Wucht der Vorgängerfilme weitgehend in den effektvollen Materialschlachten. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
TERMINATOR: SALVATION
Produktionsland
USA/Deutschland/Großbritannien
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
The Halcyon Company/IMF/Intermedia Films/Lin Pic./T Asset Acquisition Company
Regie
McG
Buch
John Brancato · Michael Ferris
Kamera
Shane Hurlbut
Musik
Danny Elfman
Schnitt
Conrad Buff
Darsteller
Christian Bale (John Connor) · Sam Worthington (Marcus Wright) · Anton Yelchin (Kyle Reese) · Moon Bloodgood (Blair Williams) · Bryce Dallas Howard (Kate Connor)
Länge
Kino: 115 BD: 115 & 118 (DC) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Action | Science-Fiction
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Heimkino

Die Editionen existieren in diversen Schmuck-Umverpackungen. Die DVDs enthalten neben der üblichen Promotion-Features keine bemerkenswerten Extras. Die BD enthält hingegen u.a. ein mustergültiges "Bild-im-Bild"-Feature, in dem der Regisseur in Wort und Bild durch den Film führt und zusätzlich Storyboards, Videostreams, Fotogalerien u.a. während des Films abrufbar sind. Nur hier enthalten ist zur Kinofassung auch ein sogenannter "Director's Cut" (118 Min.). Die BD-Edition ist daher mit dem Silberling 2009 ausgezeichnet.

Verleih DVD
Sony (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Sony (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Diskussion
Ein rotes Auge erlischt – wie die LED-Leuchte des Standby-Modus. Das Close-Up des letzten „Lebenszeichens“ einer Mordmaschine wurde zum filmgeschichtlichen Topos, zum Symbol für den Sieg gegen eine allzu autonome Künstliche Intelligenz, die sich gegen ihren Schöpfer auflehnt. Nach Stanley Kubricks HAL, dem rot- und einäugigen Vater aller Chip-Revolutionäre (in „2001: Odyssee im Weltraum“, fd 15732), lösten Ridley Scotts Replikanten die Grenzen zwischen Mensch und Maschine auf („Blade Runner“, fd 23689), und die „Matrix“ der Wachowski-Brüder war als Realitätspendant längst aus Bytes errichtet. Dazwischen lag die rasante Entwicklung der Computerindustrie – und James Camerons post-apokalyptischer Stellvertreterkampf der Terminatoren um das Schicksal der Menschheit. Mit ihrer unmenschlichen Perfektion in einer von Menschenhand erschaffenen Welt riefen diese Nachfolger von Goethes Homunculus oder Shelleys „Frankenstein“ gleichermaßen Faszination und Furcht hervor: Die Geister, die wir riefen... In „Terminator – Die Erlösung“ haben sich die Schlachtfelder der Zukunft verschoben: Wie in „Matrix“ (fd 33720) dringen die menschlichen Underdogs in die Ordnung der Maschinen ein, Gut und Böse sind klar verortet, die Genozid-Auswirkungen des Fortschritts ausgemacht. Die Faszination am künstlichen Menschen versinkt im Meer der Spezialeffekte mit seinen pixeligen Geschöpfen; die Furcht vor deren Übermacht wird von der Lust am Knalleffekt abgelöst. Wir schreiben das Jahr 2018, das Zeitalter des T-600 und des T-800 aus dem Hause Skynet. Der Nuklearkrieg ist vorbei. Nun versucht das Computer-Syndikat, den jungen Zivilisten Kyle Reese zu eliminieren, während Resistance-Führer John Connor alles daran setzt, diesen, die eigene Existenz und die Hoffnung der Rest-Menscheit zu retten. Zehn Jahre später wird er Reese zu seiner Mutter Sarah ins Jahr 1984 zurückschicken, damit diese vor dem „Terminator“ (fd 25019) geschützt und er selbst durch Kyle überhaupt erst gezeugt wird. Arnold Schwarzenegger, der diesmal nur einen Computer-generierten Cameo-Auftritt hinlegt, war die Rolle der stoischen Killermaschine auf den ungelenken Leib geschnitten. Der Charaktermime Christian Bale darf nun zwar einen menschlichen Helden spielen, ist zwischen Militär-Rhetorik und Kampfeinsatz aber trotzdem gnadenlos unterfordert. Dem neuen „Terminator“ ist die problematische Zeitschleife aus einer de facto existenten Sci-Fi-Gegenwart als zu rettende Zukunft zugrunde gelegt, spielen kann er mit diesem ständig modifizierten Fluss der Ereignisse kaum noch. Connors schwangere Ehefrau, das Herz als menschliche Schwachstelle und letztlich größte Stärke, die Märtyrer-Symbolik des mysteriösen Todeskandidaten Marcus (neben Conner die zweite Hauptfigur des Films): das Kriegsspektakel versucht, tiefer zu schürfen, als es seine grau verhärtete Oberfläche erlaubt. Seine Galgenhumor-volleren Vorgänger zeichneten sich zwar auch nicht durch existenzphilosophische Offenbarungen aus, faszinierten jedoch mit dem Einbruch einer bedrohlichen Zukunft in eine ahnungslose Gegenwarts-Umwelt, die die Gefahren und ihre Propheten ignoriert. Nun sind diese ungewissen Spannungselemente in einer dörrenden „Mad Max“-Szenerie (fd 22329) Fakt geworden. Dabei rast „Die Erlösung“ gegenüber den Vorgängerfilmen zwar auf der Zeitlinie nach vorn, geht ästhetisch jedoch einen Schritt zurück. Mattschwarz und verrostet knarzen die Stahlplatten aneinander, Menschen hasten durch triefende Fabrikanlagen, werden von Hydrobots gejagt, die ebenso wie gesamte Szenen aus Scotts und Camerons „Alien“-Filmen (fd 22226/fd 25921) entsprungen scheinen – weit entfernt vom glatten High-Tech der „Star Wars“-Prequels (u.a. fd 33819) eines George Lucas, aber ähnlich überflüssig auf der Erfolgswelle einer Trilogie reitend, der sie erzählerisch nichts hinzuzufügen haben. Letztlich wirken diese Filme wie ihre eigene Programmierung zum Sci-Fi-Franchise. Das ist die wahre Untergrabung der ehemals finster und beunruhigend auf die Leinwand gemalten Dystopien: Die Entmystifizierung und somit die Ausmerzung durch das eigene Medium – als ob es das Kino seinen Helden gleichtun wollte.
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