Der Schrei der Eule (2008)

Krimi | Großbritannien/Deutschland/Frankreich/Kanada 2008 | 96 Minuten

Regie: Jamie Thraves

Auf einem Roman von Patricia Highsmith basierender Film über einen labilen Mann, der obsessiv eine junge Frau ausspäht, bis er eines Tages ihre Bekanntschaft macht. Die sich anbahnende Beziehung verwickelt den Mann in ein sinistres Netz aus Sehnsüchten, Abhängigkeiten, seelischen Verletzungen und Abgründen. Stimmungsvoller Psychothriller mit guten Darstellern, dessen latente Spannung sich aus der Doppelbödigkeit seiner Figuren speist. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
CRY OF THE OWL
Produktionsland
Großbritannien/Deutschland/Frankreich/Kanada
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
BBC/MACT/Myriad/Sienna/Studio Hamburg
Regie
Jamie Thraves
Buch
Jamie Thraves
Kamera
Luc Montpellier
Musik
Jeff Danna
Schnitt
David Charap
Darsteller
Paddy Considine (Robert Forrester) · Julia Stiles (Jenny Thieroff) · Caroline Dhavernas (Nickie Grace) · Gord Rand (Jack Neilson) · James Gilbert (Greg Wyncoop)
Länge
96 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Krimi | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
Ascot/Elite (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Ascot/Elite (16:9, 2.35:1, dts-HD frz./dt.)
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Diskussion
Wer hier das bedrohte Opfer ist und wer der potenzielle Täter, scheint am Anfang der Patricia-Highsmith-Verfilmung „Der Schrei der Eule“ klar: Ein Mann parkt nächtens sein Auto am Rand einer einsamen Landstraße und geht zielstrebig durch ein Waldstück zu einem einsam gelegenen Haus. Die hell erleuchteten Fenster ermöglichen es ihm, heimlich eine blonde Frau bei ihren abendlichen Verrichtungen zu beobachten. Im Zuge der Handlung kommen allerdings schnell Zweifel darüber auf, ob der Spanner hinter den Büschen die gestörte Persönlichkeit ist, denn auch das Objekt seiner voyeuristischen Begierde entpuppt sich als wesentlich komplexer, als es der friedliche Ausschnitt ihres Lebens verrät, den man zunächst durch das Fenster sieht. Während seine Ehe gerade in die Brüche gegangen ist und die Scheidung läuft, wird für den labilen Robert Forrester das abendliche Betrachten der Fremden in ihrem häuslichen Umfeld zu einer Art Sucht. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie ihn dabei erwischt, doch als das passiert, reagiert die Frau ganz anders als erwartet: Anstatt wütend oder verängstigt zu sein, bittet sie ihren Beobachter ins Haus und dreht im Folgenden den Spieß um, indem sie vehement in Roberts Leben eindringt. Robert irritieren diese Avancen, doch er lässt sich zunächst darauf ein – und macht sich mit der Annäherung an die Frau deren Ex-Freund zum erbitterten Feind. Menschliche Beziehungen als undurchschaubares Dickicht aus Leidenschaften, seelischen Abgründen, heimlichen Interessen und Abhängigkeitsverhältnissen – aus diesem typischen Highsmith-Szenario macht die Inszenierung einen leisen, bösen und stimmungsvollen Psychothriller, dessen Suspense maßgeblich von den geschickt angelegten und hervorragend gespielten Figuren zehrt. Zu denen wird zwar genügend Nähe hergestellt, um an ihren Schicksalen Anteil nehmen zu lassen; gleichzeitig bleiben sie jedoch rätselhaft und undurchschaubar, sodass unterschwellig ständig die Drohung im Raum steht, bei einer von ihnen könnten sich die latenten Spannungen und Enttäuschungen in einer Gewalteruption entladen; jenseits klassischer Gut-Böse-Schemata hat hier jeder mindestens zwei Gesichter. Das von Wäldern und unwirtlicher Winterstimmung geprägte Setting ist dabei von Anfang an durch eine gewisse Düsternis geprägt: Keine Idylle, sondern ein nach außen projiziertes Bild der inneren Wildnis.

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