Die Standesbeamtin

Komödie | Schweiz 2008 | 94 Minuten

Regie: Micha Lewinsky

Eine Schweizer Standesbeamtin, die längst den Glauben an ihren Beruf und auch an die Ehe verloren hat, soll ausgerechnet jenen Mann vermählen, mit dem sie einst in einer Band spielte und den sie schon immer anhimmelte. Sie beißt in den sauren Apfel, letztlich fordert das Gefühl aber sein Recht ein. Eine gut gelaunte und inszenierte Komödie, zwar ein wenig vorhersehbar, was aber die überzeugenden Darsteller, allen voran die einprägsam-markante Hauptdarstellerin, spielend wettmachen. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
DIE STANDESBEAMTIN
Produktionsland
Schweiz
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
Langfilm/SF DRS
Regie
Micha Lewinsky
Buch
Micha Lewinsky · Jann Preuss
Kamera
Pierre Mennel
Musik
Markus Schönholzer · Marcel Vaid
Schnitt
Bernhard Lehner
Darsteller
Marie Leuenberger (Rahel Hubli) · Dominique Jann (Ben Hofer) · Oriana Schrage (Tinka Panzer) · Beat Schlatter (Morger) · Beat Marti (Thomas Hubli)
Länge
94 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Komödie
Externe Links
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Diskussion
Rahel Hubli hat mal wieder keinen guten Tag erwischt: verschlafen, den Sohn Flo zur Schule gezerrt, dann ihr Auftritt als Standesbeamtin in einer verhuschten Schweizer Kleinstadt, bei dem sie ihre Formel vom „Hafen der Ehe“ herunterleiert, vom „Boot“ der Ehe faselt, Unwägbarkeiten der gemeinsamen Lebensführung anspricht, über Stromschnellen und Tümpel des Lebensflusses schwadroniert. So redet niemand, der von Sinn seiner Arbeit überzeugt ist; das Positive kommt einfach zu kurz. Das mahnt auch ihr Dienststellenleiter an, der von ihr und ihrem Amt eine gänzlich andere Ausstrahlung erwartet. Ob der fast allein erziehenden Mutter (Ehemann Thomas taucht nur am Rande und mürrisch auf) in dieser verfahrenen Situation ein Arm voller Lebensberater-Bücher helfen kann, die sich Rahel wenig später in einer Buchhandlung zulegt? Auch die Begegnung mit Ben, einem Jugendfreund, mit dem Rahel in ihrer Jugend in einer Band spielte, scheint zunächst nicht sehr tröstlich. Mittlerweile ist Ben ein arrivierter Schlagersänger, der seine Hochzeit mit der Berliner Schauspielerin Tinka plant. Ebenso naheliegend wie voreilig verfällt er auf die Idee, dass Rahel dem Paar das Ja-Wort abnehmen könnte. Rahel muss zunächst einmal durchatmen, doch dann obsiegt ihre Standesbeamtinnen-Ehre: Sie gibt ihr Wort und schlittert damit in Ereignisse, die zwar nicht sie, aber doch der Zuschauer vorhersehen kann: Tinka entpuppt sich als Zicke; Ehemann Thomas muss sich als Fremdgänger outen lassen; Ben und Rahel erkennen ihre wahren Gefühle füreinander, die sich nicht nur im gemeinsamen Musizieren manifestieren, sondern auch in einem missglückten Schäferstündchen, das zu erheblichen Verwerfungen zwischen Ben und Tinka führt, letztlich aber anzeigt, in welche Richtung das Ganze laufen wird. Micha Lewinsky hat mit „Die Standesbeamtin“ eine durchaus gut gemeinte und auch gut gemachte Liebeskomödie vorgelegt, die freilich einmal mehr viel zu voraussehbar ist. Was soll schon groß passieren, wenn sich zwei sympathisch eingeführte Hauptdarsteller auf Anhieb sympathisch finden und nur einige Stromschnellen umschifft werden müssen, um das Boot in den sicheren Hafen zu bringen? Dagegen können auch die überzeugenden Hauptdarsteller nicht anspielen, allen voran die glänzende Marie Leuenberger in ihrer ersten Filmrolle, die mit ihrem kompakten Körper und der etwas zu großen Nase angenehm aus dem immergleichen Rahmen fällt, insofern sie eine überzeugende Alternative zum Klischee des Weibchens darstellt und an große Frauenfiguren erinnert, die sich durch Charme und Präsenz in die Filmgeschichte eingeschrieben haben. Lewinsky, der mit „Der Freund“ (fd 38 556) einen (für Schweizer Verhältnisse) gewaltigen Regieerfolg verbuchen konnte und mit dem Buch zu „Sternenberg“ (2004) einem neuen Heimatfilm des Weg ebnete, ist gewiss keine Wiederbelebung der Screwball-Comedy gelungen. Dazu ist sein Film zu wenig an schlagfertigen Dialogduellen und an einer echten Auseinandersetzung mit den Mann-Frau-Klischees interessiert; dennoch kann man sich in seinem Film rundum wohl fühlen, weil er zeigt, wie einfach die Liebe sein könnte, wenn sich alles ineinander fügt: Kino eben – eine Wertung ohne einen abfälligen Hintergedanken.
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