Giulias Verschwinden

Drama | Schweiz 2009 | 88 Minuten

Regie: Christoph Schaub

Eine Frau lädt aus Anlass ihres 50. Geburtstags ihre Freunde zu einer Feier in ein Zürcher Restaurant ein. Auf dem Weg dorthin verliebt sie sich in einen fremden Mann und verbringt mit ihm den Abend, während ihre Freunde vergeblich auf sie warten. Dialogstarker Ensemblefilm, der mehrere zeitgleiche Erzählstränge zur Reflexion über das Altern und den Umgang damit verwebt, wobei als Kontrastfolie die Schwierigkeiten eines jungen Paars dienen, mit den Anforderungen der Jugend klarzukommen. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
GIULIAS VERSCHWINDEN
Produktionsland
Schweiz
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
T & C Film
Regie
Christoph Schaub
Buch
Martin Suter
Kamera
Filip Zumbrunn
Musik
Balz Bachmann
Schnitt
Marina Wernli
Darsteller
Corinna Harfouch (Giulia) · Bruno Ganz (John) · Stefan Kurt (Stefan) · André Jung (Lorenz) · Sunnyi Melles (Alessia)
Länge
88 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Warner (16:9, 1.78:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
Ist Frau über 50, gucken die Männer durch sie hindurch. Diese Weisheit ist das Thema des Films. Giulia wird 50, und zur abendlichen Feier hat sie sich mit einigen Freunden in einem italienischen Restaurant verabredet. Als sie im Bus ihr Spiegelbild nicht erkennen kann, stürmt sie voll des Schreckens ins winterliche Zürich hinaus und direkt in den nächsten Optikerladen. Und – das italienisierende „G“ verspricht bereits maßvoll-helvetische Frivolität – lässt sich von einem teuer gekleideten Herrn anmachen. Der, eine Hamburger Pfeffersack, spendiert ihr eine Ray Ban; man geht einen Wein trinken, und er philosophiert übers Leben. Während die Freunde im Restaurant warten, wird aus Fremden ein Pärchen. Unvermittelt fällt der erste Kuss, was ein bisschen so wirkt, als hätten die Schauspieler in der körperlichen Geste Zuflucht vor den schwachen Dialogen gesucht, ist der Film nicht nur an dieser Stelle alles andere als glaubwürdig. Was ein erfolgreicher deutscher Finanzmakler im Brillen-Laden treibt und warum er Gefallen an der mausgrauen Giulia findet, sei dahingestellt. Bemerkenswert ist auch, dass in ganz Zürich, wo „Giulia verschwindet“ spielt, Standardsprache gesprochen wird. Die von Bruno Ganz gespielte Figur des altersweisen, betuchten Lovers verankert die Geschichte dort, wo das „Alter, die Jugend und andere Ewigkeiten“ normalerweise liebevoll verhandelt werden: nach 20.15 Uhr im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zwischen Rosamunde-Pilcher- und Utta-Danella-Verfilmungen. Der Film feierte seine Premiere 2009 bei Festival in Locarno, wo auch zu hören war, dass das Schweizer Fernsehen eine ganze Reihe von Produktionen aus der Feder von Martin Suter plant, dem derzeit erfolgreichsten Schweizer Autor. Das Publikum wird sich freuen: Kaufkräftig, konsumfreudig und qualitätsbewusst, ganz jene „Best Agers“, die beim Festival in Locarno Kultur genießen, gab es dem Film den Publikumspreis. Regisseur Christoph Schaub war einst Videofilmer der autonomen Szene Zürichs. Sein Weg durch die Institutionen geht über „Stille Liebe“ (2001), eine Emanzipationsgeschichte einer gehörlosen Nonne als „Auftakt zu einem neuen, bewusst auf ein größeres Publikum zielenden Spielfilmschaffen“ (so die staatlich alimentierte Marketing-Agentur Swiss Films). Seitdem hat er sich mit Dokumentar- wie Spielfilmen einen Namen gemacht. Nach dem fast dokumentarisch anmutenden, bitterbösen Silvester-Film „Happy New Year“ (2008) bereitet er in „Giulias Verschwinden“ jetzt sexistische und altersdiskriminierende Realitäten als harmloses Märchen für „Silver Agers“ auf.
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