Komödie | Deutschland 2009 | 102 Minuten

Regie: Frieder Wittich

Ein junger Mann kommt mit seinem Kumpel aus der brandenburgischen Provinz an die Universität Darmstadt und hat zunächst alle Hände voll mit dem Uni-Leben jenseits des Hörsaals zu tun, so auch mit der Liebe zu einer Kommilitonin. Dank einer pointierten Dramaturgie, bodenständiger Dialoge, witziger Inszenierungsideen, einer akribischen Ausstattung und gut besetzter Darsteller entwirft die Komödie ein ebenso vergnügliches wie gut beobachtetes Bild des studentischen Lebensgefühls. - Ab 14.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Claussen + Wöbke + Putz/HR/arte
Regie
Frieder Wittich
Buch
Frieder Wittich · Oliver Ziegenbalg
Kamera
Christian Rein
Musik
Oliver Thiede · Tobias Jundt · Kris Steininger
Schnitt
Marty Schenk
Darsteller
Claudia Eisinger (Kerstin) · Max Riemelt (Momo) · Robert Gwisdek (Dirk) · Alexander Fehling (Bernd) · Dieter Mann (Prof. Schäfer)
Länge
102 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Komödie
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. ein Feature mit 13 so im Film nicht verwendeten Szenen.

Verleih DVD
Fox (16:9, 1.85:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
Schlecht bestellt ist es um die Studienzeit im deutschen Kino, gerade im Vergleich mit den USA, wo der College-Film schon seit Jahrzehnten ein eigenes Genre darstellt. Was einigermaßen erstaunlich ist, haben doch die meisten Filmemacher mindestens ein Studium hinter sich, und versuchen sich deutsche Jungfilmer gerne an der Inszenierung autobiografischer Erfahrungen. Nun legt Frieder Wittich mit „13 Semester“ eine so leichthändige und kluge Komödie über das Studentenleben vor, dass man sich nur wundern kann, warum er damit so allein auf weiter Flur ist. Dass das Autorenteam und der Regisseur wissen, wovon sie erzählen, ist dem Film anzusehen; dass sie andererseits die nötige Distanz haben, um diesen so prägenden Lebensabschnitt mit Ironie und Humor anzugehen, auch. Im Zentrum steht Momo, der vor allem weg will aus seinem brandenburgischen Kaff und zusammen mit seinem Kumpel Dirk an der Universität Darmstadt landet. Beide haben sich für Wirtschaftsmathematik eingeschrieben. Doch während Dirk mit dem Studium voll durchstartet, ist der gemütlichere Momo zunächst eine lange Zeit mit der Wohnungssuche beschäftigt. Bis er auf seinen neuen WG-Genossen Bernd trifft, der ihn fortan in die Geheimnisse des Lebens jenseits der Uni einführt, ihm also vormacht, wie man feiert und Frauen kennen lernt. Momo freilich hat sein Herz längst an die coole Architekturstudentin Kerstin verloren, mit der es aber ebenso lange wie mit seinem Studium nicht klappen will. Das klingt ziemlich banal. Und ist es womöglich auch – für die Zuschauer, die zum Uni-Dasein keinen Bezug haben oder deren Studentenzeit allzu lange zurückliegt. Für all jene, die sich dem Kosmos Universität auf die ein oder andere Weise verbunden fühlen, bietet die Komödie einen vergnüglichen und wahrhaftigen Blick auf die schöne und schwierige Lebensphase zwischen Schule und Berufsleben, Elternhaus und WG-Zimmer, Orientierungslosigkeit und (hoffentlich) Selbstbewusstsein. Auch wenn die dargestellten Verhältnisse mitunter von der Verschulung des Lehrbetriebs durch den Bologna-Prozess längst überholt wurden: Im Kern ist „13 Semester“ so authentisch, wie es eine Komödie über diesen Lebensabschnitt nur sein kann. Der Titel gibt den zeitlichen Umfang des Films vor – erzählt werden sechseinhalb Jahre Uni aus der Rückschau, binnen jener fünf Minuten, die Momo auf seine letzte, alles entscheidende Prüfung warten muss. Bei der Umsetzung dieser Rückschau beweisen Kamera und Regie großen bildnerischen Einfallsreichtum. So dauert eine der schönsten Szenen, die zugleich ein ganzes Semester umfasst, kaum eine Minute: Momo und Kerstin, die selig gemeinsam im Wohnzimmer liegen. Einen anderen Abschnitt, Momos Auslandssemester in Australien, gibt es als schnell geschnittene Fotocollage zu sehen – kein schlechtes Verfahren, um den Produktionsetat zu schonen, zumal der Film dadurch keinen Schaden nimmt, eher im Gegenteil. Hinzu kommt, geschickt aufgelöst, ein Klassiker: Wie Momo, je nachdem, wem er gerade von Australien berichtet, drei verschiedene Versionen seines Aufenthalts präsentiert. Auch bei der Figurenzeichnung werden bekannte Muster zitiert: Es gibt einen Frauenhelden, den Streber, die angehimmelte Schöne. Doch keine dieser Figuren gerinnt zum faden Abklatsch: Mit den Klischees wird nur gespielt, gefüllt werden sie mit echtem Leben. Dafür sorgen originelle und lebensnahe Dialoge, eine Dramaturgie, die ihre Protagonisten ernst nimmt, und ein gutes Gespür fürs Timing. Auch die durchweg passend gecasteten Schauspieler tragen ihren Teil dazu bei, allen voran Max Riemelt, dessen etwas luschigen Momo man sofort ins Herz schließt und dessen Weg aus dem Provinz- ins Uni-Leben man an seiner äußerlichen Veränderung ablesen kann. Denn auch was Ausstattung, Maske und Kostüm angehen, legt „13 Semester“ große Sorgfalt an den Tag, abzulesen etwa an beiläufig-schönen Details wie einem in ein „Unicum“-Magazin gewickelten Geschenk oder einem jahrelang unrepariert im WG-Flur stehenden Fahrrad. Das Schönste an dem Debütfilm aber ist, dass er sich weit vom zotig-klebrigen Klamauk entfernt, den man beim Stichwort „Studentenkomödie“ erwarten könnte.
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