The Rainbowmaker

- | Russland/Finnland/Italien/Deutschland/Niederlande 2008 | 94 Minuten

Regie: Nana Djordjadze

Um die Abwesenheit seines inhaftierten Sohns zu erklären, erzählt ein Großvater seinen Enkeln Geschichten über dessen angebliche Arbeit als Geheimagent. Als der Mann zurückkehrt, können sich weder seine Kinder noch seine Ehefrau, die mit einem anderen Mann angebandelt hat, freuen. Der Großvater hält sich derweil den Tod vom Leib, der ihn in Gestalt einer Frau besucht. Ein mit kreativen Einfällen, opulenten Schauplätzen und gewitzten Charakteren unterhaltendes Erzählgewebe, dessen anarchische Fabulierlust mitreißt. Freilich steckt hinter der etwas kunstgewerblichen Oberfläche nicht allzu viel Substanz. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
THE RAINBOWMAKER
Produktionsland
Russland/Finnland/Italien/Deutschland/Niederlande
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
27 Films Prod.
Regie
Nana Djordjadze
Buch
Irakli Kwirikadse
Kamera
Walther van den Ende
Musik
Paul M. van Brugge
Schnitt
Irakli Kwirikadse
Darsteller
Merab Ninidze (Datho) · Ramas Tschchikwadse (Großvater Georgi) · Anja Antonowicz (Elene) · Chulpan Khamatova (Pilot Lia) · Nino Kirtadze (Lady Death)
Länge
94 Minuten
Kinostart
25.02.2010
Fsk
ab 12 (DVD)
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Neue Visionen (16:9, 1.85:1, DD5.1 russ./dt.)
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Diskussion
Am Anfang war der Blitz, der Kugelblitz. In einer Produktionsnotiz zu ihrem neuen Film berichtet die georgische Filmemacherin Nana Djordjadze, wie sie einmal selbst fast von einem Kugelblitz getroffen wurde und welche Spuren diese „Begegnung“ in ihr hinterlassen hat. „The Rainbowmaker“ sei ein Versuch, diese ungewöhnliche Erfahrung in eine Geschichte, einen Film zu überführen, der dann „wie ein Gedicht“ inszeniert worden sei. Wer sich an frühere Filme der Regisseurin wie „27 Missing Kisses“ (fd 34 905) erinnert, ahnt, was das bedeuten kann: Magischer Realismus made in Georgien, der zugunsten opulenter Fabulierlust kaum einen Einfall ungenutzt lässt und lieber assoziativ-anarchisch Seitenwege abschreitet als sich um Konventionen oder „plot points“ zu kümmern. So könnte man es, wenn Neugier und Temperament des Zuschauers es zulassen, positiv formulieren. „The Rainbowmaker“ schafft eine verführerisch-fantastische Filmwelt, die man als forcierte Schnittmenge aus den Filmen Otar Iosselianis und denen des späten Fellini, angereichert mit einem Schuss Kusturica, charakterisieren könnte. Irgendwo in der georgischen Provinz an der Küste des Schwarzen Meers musste eine Familie einige Jahre lang auf Vater und Mann verzichten. Der Großvater dachte sich während dieser Zeit Geschichten aus, um die Abwesenheit des Vaters für die Kinder plausibel erscheinen zu lassen. Der Vater, Datho, wurde darin zum Geheimagenten stilisiert, der im staatlichen Auftrag unterwegs ist. Die Mutter tröstete sich derweil mit erotischen Abenteuern, aktuell liebt sie den Anführer einer Gruppe rauflustiger Zirkusartisten. Als Datho dann nach Hause zurückkehrt, ist das Bild vom Superhelden schnell zerstört. Meteorologe ist er, und im Gefängnis war er, unschuldig, versteht sich. Die Kinder sind enttäuscht, die Ehefrau kann sich auch nicht so recht für ihren abgelegten Ehemann erwärmen – Datho tut einem in seiner Ratlosigkeit beinahe schon Leid. Nur für den Großvater stellt die Familienkrise eine echte Chance dar, denn immer häufiger schaut bei ihm der Tod in Gestalt einer älteren Frau vorbei; aber solange der Großvater gebraucht wird, ist der Tod nachsichtig und gewährt Gnadenfrist um Gnadenfrist. Doch als Datho in seiner kleinen Wetterstation am Meer – an pittoresken Drehorten und gewitzten Darstellern herrscht in diesem Film wahrlich kein Mangel – von einem Kugelblitz getroffen wird, wendet sich sein Blatt zum Guten. Inhaltlich und visuell hangelt sich „The Rainbowmaker“ von einem Einfall zum nächsten; wobei die Betonung nachdrücklich stets auf Lebensfreude, Sinnlichkeit und Magie liegt und der Film vor allem von der eigenen Unbekümmertheit im Erzählen schwer beeindruckt ist. In der richtigen Stimmung kann dieses Füllhorn an Kreativität durchaus unterhaltsam sein. Doch bei genauerem Hinsehen wirkt der Film wie kalkuliert inszeniertes Kunstgewerbe für ein an billigen Exotismen interessiertes Arthouse-Publikum mit Zivilisationsüberdruss, das des süßen Dufts der Anarchie noch nicht überdrüssig geworden ist.
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