David Wants To Fly

Dokumentarfilm | Deutschland/Österreich/Schweiz 2009 | 89 Minuten

Regie: David Sieveking

Persönliche Dokumentation, in der der Filmemacher seine Hinwendung und die anschließende Abkehr von der "Transzendentalen Meditation" schildert, wobei David Lynch als prominenter Anhänger der Meditationslehre eine wichtige Rolle spielt. Ohne übertriebene Polemik, aber mit klarem Blick für dogmatische und geschäftemacherische Auswüchse entwirft der Film ebenso erhellend wie unterhaltsam das Protokoll einer ernüchternden "Sinnsuche". (O.m.d.U.) - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
DAVID WANTS TO FLY
Produktionsland
Deutschland/Österreich/Schweiz
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Lichtblick/Navigator Film/Dschoint Ventschr Filmprod./BR/ARTE/SF DRS/ORF
Regie
David Sieveking
Buch
David Sieveking
Kamera
Adrian Stähli
Musik
Karl Stirner
Schnitt
Martin Kayser-Landwehr
Länge
89 Minuten
Kinostart
06.05.2010
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. ein Feature mit im Film nicht verwendeten Szenen.

Verleih DVD
Neue Visionen (16:9, 1.85:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
Ein junger Mann testet seine spirituellen Kräfte aus. In komplizierten Kursen wird er auf das „yogische Fliegen“ vorbereitet. Neue Wege der Selbsterkenntnis oder teure Scharlatanerie? Der Weg des Protagonisten David Sieveking, der gleichzeitig der Regisseur dieser Dokumentation ist, hin zur „Transzendentalen Meditation“ führt interessanterweise übers Kino. Was macht man nach einem abgeschlossenen Filmstudium, wenn berufliche und kreative Perspektiven ausbleiben und das Leben nur noch wie ein langes, bitteres Mantra kontinuierlicher Unmöglichkeiten daherkommt? David Sieveking, frisch gebackener Diplom-Regisseur, bewundert Altmeister David Lynch. Aber das große Vorbild erscheint ihm unerreichbar; während seine Freundin als junge Schriftstellerin ihren Lebensweg immer klarer vor sich hat, ist David recht orientierungslos. Aber dann antwortet sein Idol. Nicht aus dem Filmstudio in Hollywood, sondern aus einem Meditationszentrum in Fairfield im US Bundesstaat Iowa. In „David Wants to Fly“ erzählt der junge Regisseur von seinen Erfahrungen mit der Transzendentalen Meditation (TM), der Bewegung des Maharishi Mahesh Yogi. Sie gewann in den 1960er-Jahren weltweit zahlreiche prominente Anhänger, darunter die Beatles, Mia Farrow und Clint Eastwood. Heute praktizieren etwa sechs Millionen Menschen TM; ihr bekanntester Vertreter ist im Moment der amerikanische Filmemacher David Lynch. Viele sprangen aber auch wieder ab. Mit Sarkasmus spielt etwa der Beatles-Song „Sexy Sadie“ auf die Doppelmoral des Gurus an. Auch Sievekings Dokumentarfilm führt den Zuschauer von der anfänglichen Begeisterung des Regisseurs bis hin zum Bruch mit der Bewegung, die mittlerweile Rechtsmittel gegen den Film angekündigt hat. „David Wants to Fly“ zeigt auch die Annäherung und das Zerwürfnis mit seinem Idol David Lynch. Sieveking ist mit seiner Kamera immer dabei: bei der Bestattung des Maharishi und bei den Nachfolgekämpfen in der Organisation, aber auch, als David Lynch am 13. November 2007 in der Berliner Urania die Gründung einer neuen Universität zur spirituellen Erleuchtung auf dem Teufelsberg verkündet und es zu heftigen Auseinandersetzungen kommt. Besonders dann, als Guru Raja Emanuel Schiffgens, das Oberhaupt der Transzendentalen Meditation in Deutschland, mit weißem Umhang und goldener Krone, sich in den rhetorischen und historischen Abgründen des Begriffs „Unbesiegbarkeit“ verstrickt. Sehr persönlich und selbstironisch erzählt Sieveking von seiner Suche nach dem Sinn des Lebens, die ihn vom Zentrum in Fairfield bis hin zur Ganges-Quelle im Himalaya führt. Es geht aber auch ums Geschäft mit der Religion: Auf drei bis vier Milliarden schätzt der Filmemacher das Vermögen der Bewegung, das überwiegend aus Spenden und Kursgebühren stammt. Allein die Kurse zur Ausbildung der „Rajis“, der Ländervertreter des Maharishi, kosten eine Million Dollar. Als Sieveking hinter die Kulissen blickt, wird die Organisation misstrauisch; als er Aussteiger und ehemalige Anhänger der Transzendentalen Meditation interviewt, kommt es zum Bruch. Auch David Lynch droht juristische Konsequenzen an, wenn er das geschnittene Material nicht kontrollieren dürfe. Der Film zeigt diese Entwicklung ohne Polemik. Sieveking will keinen Kreuzzug, sondern bewahrt bei allem Sarkasmus einen vorsichtigen Respekt vor religiösen Gefühlen und spirituellen Bedürfnissen Das Resultat der vier Jahre langen Dreharbeiten hat wenig mit dem geheimnisvollen Stil David Lynchs zu tun, sondern erinnert mehr an die Herangehensweise von Michael Moore: Auch David Sieveking ist immer präsent und steht in guten und schlechten Momenten vor der Kamera. Dieser vielschichtige, sehr kurzweilige Dokumentarfilm betritt den Supermarkt spiritueller Illusionen mit einem scharfen Blick dafür, wie sich in einer religiösen Bewegung sehr schnell starre Dogmen und Hierarchien bilden, die sich als unvereinbar mit jeder Form von Neugierde, Humor und kritischem Geist erweisen.
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