Timetrip - Der Fluch der Wikinger-Hexe

Kinderfilm | Dänemark 2009 | 90 Minuten

Regie: Mogens Hagedorn

Ein Junge reist mit seiner jüngeren Schwester in die Vergangenheit Dänemarks: Im Auftrag eines zu ewigem Leben verfluchten Mannes, der bereits seit dem Mittelalter gegen eine Zauberin kämpft, soll er das Mittel zum Aufheben des Fluchs beschaffen. Mit erfrischender Unbekümmertheit setzt sich der unterhaltsame Film über logische Fallstricke der Zeitreise-Thematik hinweg und fesselt als abenteuerliche Exkursion in die Historie ebenso wie als "Coming of Age"-Geschichte. Angesichts der ruhigen Erzählweise kommen die Handlung und ihre mitreißenden Höhepunkte trotz der kleineren logischen Ungereimtheiten gut zum Tragen. - Ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
VØLVENS FORBANDELSE
Produktionsland
Dänemark
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Cosmo Film
Regie
Mogens Hagedorn
Buch
Ina Bruhn
Kamera
Jens-Jakob Thorsen
Musik
Jeppe Kaas
Schnitt
Elin Pröjts
Darsteller
Jonas Wandschneider (Valdemar) · Clara Maria Bahamondes (Sille) · Jakob Cedergren (Jotan/Benedict) · Stine Stengade (Hexe) · Puk Scharbau (Louise)
Länge
90 Minuten
Kinostart
27.05.2010
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 8.
Genre
Kinderfilm | Fantasy
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
MFA (16:9, 2.35:1, DD5.1 dt.)
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Diskussion
Es ist seltsam: Ausgerechnet das Zeitmaschinen-Design ist deutlich dem Zeitgeist unterworfen. Um die Jahrhundertwende wurde ein jugendstilhafter Riesenschlitten bevorzugt („Die Zeitmaschine“, fd 9535), in den 1980er-Jahren ein Sportwagen („Zurück in die Zukunft“, fd 25263), und neuerdings tut es eine unscheinbare Kabine, deren Inneres nach dem Einschalten ätherisch-blau zu leuchten beginnt und die Passagiere auf Lichtgeschwindigkeit hochschleudert. Physikprofessor Benedict hat den computerbetriebenen Riesenmixer konstruiert, aber noch nicht ausprobiert. Eigentlich darf niemand von dem Apparat wissen, schon gar nicht die Grünschnäbel von der 10. Schulklasse, die zur Exkursion ins Forschungszentrum gekommen sind. Eine Pflichtübung für den Physiker, der „E=mc²“ an der Tafel notiert hat. „Eine Zeitmaschine ist theoretisch möglich, aber praktisch noch nicht machbar“, lügt Benedict. Den Vortrag hat die Lehrerin Louise gebucht, die sich in den gutaussehenden Wissenschaftler verguckt hat. Theoretisch möglich? Hätte ihr der mürrische Professor nicht den Kopf verdreht, fiele der jungen Studienrätin vielleicht eine skeptische Frage während des Vortrags ein. Oder hat sie nichts von den Temporalen Paradoxien gehört, die dem Rückwärtsgang in die Geschichte entgegenstehen? Kennt doch jedes Kind: Steige in die Zeitmaschine, bringe deinen Großvater um, und du hast nie gelebt. Mit quantenmechanischen Spitzfindigkeiten will sich der dänische Regisseur Mogens Hagedorn in seinem Spielfilmdebüt jedoch nicht herumschlagen. Verständlicherweise. Im Mittelpunkt des Abenteuers steht ein dänisches Geschwisterpaar: Valdemar und Sille sind allein zu Hause, als Valdemar in Schwierigkeiten gerät – er verursacht einen Blechschaden am Auto seiner Eltern – und dringend Geld braucht. Der außerschulische Unterricht in der Forschungsanstalt scheint die Rettung zu sein; denn der Quantenexperte Benedict hat Geld im Überfluss, eine ungetestete Zeitmaschine – und ein gewaltiges Problem: Ziemlich umstandslos – und diese erzählerische Chuzpe ist das Schöne am „Timetrip“ – werden Valdemar und das Kinopublikum mit der „dunklen“ Vergangenheit des attraktiven Physikers konfrontiert: Im 10. Jahrhundert nach Christus geboren, lastet auf ihm der Fluch ewigen Lebens. Einst flog eine durchaus reizvolle Hexe auf ihn, doch verscherzte er es sich mit ihr und wurde verflucht. Seitdem liefern sich beide als Erzfeinde diverse Scharmützel quer durch Dänemarks Geschichte bzw. die seiner Herrscher. Beide mischen sich kräftig in die Konflikte der jeweiligen Zeit ein, wobei der dänische Ahasverus Benedict auf der Seite der Könige steht. Geschildert werden Episoden aus dem Leben des Wikingerkönigs Harald Blauzahn (10. Jahrhundert) sowie Valdemars des Großen (1131-1182) und Erik V. Klipping, der 1286 ermordet wurde. Im Film fällt die historische Figur der Wikinger-Hexe zum Opfer. Ohne den pädagogischen Aspekt überzustrapazieren, könnte man „Timetrip – Der Fluch der Wikinger-Hexe“ als Geschichtsunterricht im Gewand eines packenden Abenteuerfilms bezeichnen. Der Abenteurer ist Valdemar, der schließlich in die Zeitmaschine steigt und, um das benötigte Geld zu verdienen, einen Auftrag erfüllen soll: Der Junge muss ein Kruzifix, einen Kettenanhänger, finden, von dem die Zauberin einst die dazugehörige Jesusfigur löste. Wenn Christus und das Kreuz wieder zusammenkommen, dann kann Benedict endlich ein normales Leben führen und alt werden. „Timetrip“ handelt nicht zuletzt vom Reifeprozess Valdemars während der folgenden Abenteuer. Unterstützt wird er dabei von seiner klugen Schwester. Auch diese humanistische Komponente der Handlung wird von Drehbuch und Regie ganz unsentimental entwickelt. Die etwas gedämpfte Gangart, die der Film erzählerisch anschlägt, wirkt nach zahllosen überdrehten Teenie-Klamotten aus den USA wohltuend, und vielleicht ist es gerade dieses entspannte Zeitmanagement, das die aktionistischen Höhepunkte in ihrer Wirkung steigert. Der große Showdown findet schließlich in der Gegenwart statt, und kleine erzählerische Ungereimtheiten können das rasante Finale nicht ausbremsen.
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