Little Ashes

Biopic | Großbritannien/Spanien 2008 | 107 Minuten

Regie: Paul Morrison

Biografisches Künstler-Porträt um die gemeinsame Studienzeit von Federico García Lorca, Salvador Dalí und Luis Buñuel. Dabei werden die künstlerischen und politischen Positionen verhandelt, der Fokus des sorgfältig besetzten und stilvoll ausgestatteten Films liegt jedoch auf der scheiternden homosexuellen Neigung Lorcas zu Dalí. Dies engt das spannende Sujet zwar deutlich ein, ist in sich aber stimmig gespielt und inszeniert. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
LITTLE ASHES
Produktionsland
Großbritannien/Spanien
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
APT/Aria/Factotum/Met Film
Regie
Paul Morrison
Buch
Philippa Goslett
Kamera
Adam Suschitzky
Musik
Miguel Mera
Schnitt
Rachel Tunnard
Darsteller
Javier Beltrán (Ferico Garcia Lorca) · Robert Pattinson (Salvador Dalí) · Matthew McNulty (Luis Buñuel) · Marina Gatell (Magdalena) · Arly Jover (Gala)
Länge
107 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 16
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Biopic
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
NewKSM (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
NewKSM (16:9, 1.78:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Diskussion
In einem Gespräch mit dem Romancier und Dichter Alain Bousquet äußerte sich Salvador Dalí 1969 zu seiner Freundschaft mit Federico García Lorca. Er habe ihn überaus geschätzt, und als ihn die Nachricht von dessen Ermordung durch die Frankisten erreichte, habe er „Olé!“ gerufen, um die ästhetische Qualität dieses Todes angemessen zu würdigen. Über García Lorcas sexuelle Annäherungen habe er sich extrem geärgert. Er selbst sei nicht homosexuell, und davon abgesehen bereite schwuler Sex Schmerzen. In Paul Morrisons Biopic, das die Freundschaft des berühmten spanischen Schriftstellers Federico García Lorca mit Salvador Dalí ab deren Zusammentreffen an der Kunstakademie in Madrid im Jahr 1922 bis zu seinem Tod 1936 als tragische Liebesgeschichte erzählt, nimmt die Szene der sexuellen Begegnung zwischen den beiden Männern im Gender Trouble eine Schlüsselstellung ein. Dalí, gespielt von Robert Pattinson, der Edward in den beiden „Twilight“-Filmen, spielt ihn in diesem Moment als im Inneren zutiefst getroffenen und verletzten Menschen. Seine Neugier auf das Leben, die ihn später als Voyeur agieren lässt, wenn er Federico und dessen Freundin Magdalena beim Sex beobachtet, stößt hier an eine unüberwindliche (körperliche) Grenze. Eine tragische Konstellation: Federico fühlte sich zuvor durch Salvadors fulminant im Studentenwohnheim in Madrid vorgetragenes Credo, es seien in der Kunst wie im Leben alle Grenzen zu überschreiten, dazu animiert, zu seiner Homosexualität zu stehen. Auch hoffte er, dadurch seine Liebe zu Salvador ausleben zu können. Doch der Dichter ist auf des Malers Weg zum Ruhm nur eine Zwischenstation. Auch hier findet Pattinson eine Körpersprache für die Ausbildung der legendären Exzentrik des vor allem für seine surrealistische Phase berühmten Malers. Die Extravaganz seiner Rolle als Vampir Edward kommt ihm dabei zugute, aber auch dessen jugendliche Verliebtheit. So legt er Dalí als Adoleszenten auf der Suche an, der sowohl Schmetterlinge als auch eine kreative Wut im Bauch hat. Der Debütant Javier Beltrán sieht García Lorca überaus ähnlich und verkörpert ihn als zartfühlenden Mann, der lernt, zu seinen Überzeugungen zu stehen. Ebenfalls gut besetzt als Luis Buñuel ist Matthew McNulty, der in einigen Szenen dem jungen Alain Delon zum Verwechseln ähnlich sieht. Er gibt die Regie-Legende als begeisternden Anführer, aber auch als zweifelhaften Schwulenhasser (was auch für den Leitwolf der Surrealisten in Paris, André Bréton, galt). Indem Morrison aus dem Stoff, den Philippa Goslett ihm vorschlug, die Liebesgeschichte destillierte, hat er gewiss viel verschenkt. So streift der Film wichtige Aspekte im Leben der beiden spanischen Künstler nur; die Verstrickung in die gesellschaftlichen Verwerfungen, das Ringen mit dem Faschismus, wird zwar thematisiert, muss aber hinter den persönlichen Verstrickungen zurückstehen. Trotzdem ist „Little Ashes“ durchaus gelungen, entfaltet doch das Anrennen der jungen Künstler gegen ästhetische, gesellschaftliche, aber auch die eigenen geistigen und körperlichen Grenzen eine große Spannung.
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