Drama | Schweiz 2009 | 95 Minuten

Regie: Séverine Cornamusaz

Als ein Schweizer Bergbauer einen spanischen Saisonarbeiter einstellt, ändern sich die Dinge auf der kleinen Alp: Der unverkrampfte Helfer verunsichert den rauen Senner, dem besonders die respektvolle Art missfällt, mit der der Fremde seiner Frau begegnet. Als diese nach einem handgreiflichen Ehestreit ins Krankenhaus muss, bleiben die Männer allein zurück. Bildgewaltiges Erstlingswerk, das die Geschichte einer schmerzlichen Menschwerdung erzählt. Psychologisch nicht immer ganz schlüssig, vermittelt der Film dennoch eindrucksvoll, dass die menschenverachtende Haltung des Bauern aus seiner Angst vor Nähe und Zärtlichkeit resultiert. (Ökumenischer Filmpreis Mannheim-Heidelberg 2009; TV-Titel: "Das Tier in meinem Herzen") - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
COEUR ANIMAL
Produktionsland
Schweiz
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
P.S. Prod./ADR Prod./TSR/SRG SSR idée suisse
Regie
Séverine Cornamusaz
Buch
Séverine Cornamusaz · Marcel Beaulieu
Kamera
Carlo Varini
Musik
Evgueni Galperine
Schnitt
Daniel Gibel
Darsteller
Olivier Rabourdin (Paul) · Camille Japy (Rosine) · Antonio Buíl (Eusebio) · Alexandra Karamisaris (Claudie) · Franziska Kahl (Mutter)
Länge
95 Minuten
Kinostart
20.05.2010
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Drama | Literaturverfilmung
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
CH: Frenetic Films (16:9, 2.35:1, DD5.1 frz./dt.)
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Diskussion
Seine Tiere behandelt Paul mit rührender Zärtlichkeit. Wenn sich eine seiner Kühe verletzt hat, scheint auch der ruppige, wortkarge Bauer zu leiden, der mit seiner Frau Rosine eine kleine Alm in den Schweizer Bergen bewirtschaftet. Rosine würde aufatmen, bekäme sie nur einen Bruchteil dieser Zuwendung, doch ihr gegenüber verhält sich Paul, der vor jeder sanften Berührung zurückzuckt, bar jeder Menschlichkeit. Er verachtet, misshandelt, vergewaltigt seine Frau; als sie krank wird, behandelt er sie mit der gleichen Medizin, die er auch seinen Kühen verabreicht, eine großkanülige Spritze inklusive. Im Dorf ist Paul, der das Zimmer seines Vaters nach dessen Tod unangetastet gelassen hat, eher gefürchtet als geachtet. Als es Rosine, nicht nur durch die Last des Alltags, immer schlechter geht, bringt Paul den spanischen Saisonarbeiter Eusebio mit auf die Alm, der sich mit Rosine anfreundet, ihr mit Respekt begegnet und nicht müde wird, die Bauersfrau aufzumuntern. Freundlichkeiten, die Paul ein Dorn im Auge sind, die er zunächst zähneknirschend hinnimmt, insgeheim aber auf Vergeltung sinnt. Als Rosine nach erneuter Misshandlung zusammenbricht und im Krankenhaus, in das sie Eusebio bringt, ein Tumor im Unterleib diagnostiziert wird, bleiben die beiden Männer allein auf der Alm zurück. Sie belauern einander misstrauisch, tragen den lange schwelenden Konflikt endlich mit Fäusten aus, kommen sich zwangsweise aber auch näher, wobei es Eusebio gelingt, Paul die Augen zu öffnen. Er will Rosine zurück gewinnen und richtet für sie das Zimmer des Vaters her; doch die gedemütigte Frau ist durch die Krankheit gewachsen und macht ihm unmissverständlich klar, dass ein Neuanfang nur unter völlig anderen Vorzeichen möglich ist. Séverine Cornamusaz erzählt in ihrem bildgewaltigen Erstlingswerk (ausgezeichnet mit dem Schweizer Filmpreis 2010 als bester Film) die Geschichte einer Menschwerdung, einer für alle Beteiligten schmerzhaften Wiedergeburt, in deren Verlauf deutlich wird, dass Pauls Misanthropie aus Angst vor Nähe und Zärtlichkeit erwächst. Der beeindruckende Hauptdarsteller Olivier Rabourdin macht dies mit kleinen Gesten nachvollziehbar. Auch wenn die Entwicklung zum Positiven etwas zu sprunghaft und psychologisch nicht ganz schlüssig ist, vermittelt der Film seine Geschichte so kraftvoll, dass man unweigerlich in den Bann dieses Kammerspiels für drei Personen gezogen wird.
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