Kinderfilm | USA 2010 | 103 Minuten

Regie: Lee Unkrich

In der zweiten Fortsetzung des CGI-Animationsklassikers "Toy Story" landen die Lieblingsspielzeuge des inzwischen zum Teenager gereiften Andy ungewollt als Spende in einem Kindergarten, wo Cowboy Woody, Buzz Lightyear und all die anderen kleinen Helden mit einer Schar von "Kollegen" und Kindern konfrontiert werden, die nicht nur Gutes im Schilde führen. Erzählerisch und inszenatorisch meisterlich mit 3D spielendes Sequel, das dramaturgisch stimmig Action mit tiefgründigen Fragen nach den Werten der Kindheit verbindet. Mitreißende Unterhaltung für Kinder und Erwachsene. - Sehenswert ab 8.
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Filmdaten

Originaltitel
TOY STORY 3
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Walt Disney Pic./Pixar Animation Studios
Regie
Lee Unkrich
Buch
Michael Arndt
Kamera
Jeremy Lasky
Musik
Randy Newman
Schnitt
Ken Schretzmann
Länge
103 Minuten
Kinostart
29.07.2010
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 8.
Genre
Kinderfilm | Animation
Externe Links
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Heimkino

Die Extras der DVD umfassen neben diversen Kurzfeatures u.a. einen auch aus animationsgeschichtlicher Hinsicht interessanten Audiokommentar des Supervising Animators Bobby Podesta, des Supervising Technical Directors Guido Quaronie, des Ausstatters Bob Pauley, des Supervising Animators Mike Ventorini und des Story Supervisors Jason Katz sowie den Kurzfilm "Day & Night" (6 Min.). Die BD ist als 2-Disk-Edition und als 4-Disk- Edition (2 BD, 1 DVD mit dem Hauptfilm & 1 Digital Copy-Disk für den PC) erhältlich. Die Extras dieser Editionen umfassen zudem ein umfangreiches interaktives Bild-im-Bild-Feature ("'Cine-Explore'-Feature"), in dem Interviews und Informationsfeature zum laufenden Film abgerufen werden können; durch dieses Feature führen Regisseur Lee Unkrich und die Produzentin Darla K. Anderson. Die in unterhaltender und informativer Hinsicht referenzwürdige Blu-ray ist mit dem Silberling 2010 ausgezeichnet. Unbestreitbar ein Highlight des Mediums!

Verleih DVD
Walt Disney (16:9, 1.78:1, DD6.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Walt Disney (16:9, 1.78:1, dts-HDMA7.1 engl, dts-HD7.1 dt.)
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Diskussion
Was bleibt von all den „innovativen“ 3D-Blockbuster-Filmen, die in der augenblicklichen Goldgräberstimmung die ersten waren? Wenn die dritte Dimension in wenigen Monaten tatsächlich zum Alltag gehören wird und die Plastizität nicht mehr weiter ins Auge fällt, schaut man dann nicht doch wieder auf den Inhalt? Falls „Avatar“ (fd 39 663) in absehbarer Zeit vom Spitzenplatz der ertragsreichsten Box-Office-Hits verdrängt sein wird, ist er allenfalls eine Fußnote in der Kinogeschichte, während „Toy Story“ mit den Teilen 1, 2 und 3 noch immer in den Wohnzimmern der Welt präsent sein wird. Egal ob 2D, 3D oder als futuristische Hologrammprojektion: Kinder mögen angesichts der in ihren Augen vielleicht seltsam anmutenden Spielzeuge wie Cowboy, Kartoffelmännchen oder Sternentölpel Buzz Lightyear die Stirn runzeln, und doch werden sie sich gefangen nehmen lassen von zeitlos gut inszenierter Action mit kleinen stillen Dramen und gebannt dem Abenteuer folgen, das im Falle von „Toy Story 3“ erneut heißt: „Zurück nach Hause!“. Ältere werden derweil in den Schränken kramen und nach ihrem „Woody“, ihrem „Rex“, ihrem Teddy und ihrer „Barbie“ suchen, den Staub entfernen und sie ans Herz drücken. „Toy Story“ ist schlicht ein Wunder, das auch in der zweiten Fortsetzung perfekt unterhalten, aber auch ganz tief drinnen berühren kann. „And as the years go by,/ Our friendship will never die,/ You’re gonna see it’s our destiny,/ You’ve got a friend in me“. So heißt es in der letzten Strophe von Randy Newmans „Toy Story“-Hymne „You’ve Got a Friend in Me“ aus dem ersten „Toy Story“-Film (fd 31 830). Seitdem sind 15 Jahre vergangen, und der gar nicht mehr kleine Andy ist kurz davor, sein Elternhaus Richtung College zu verlassen; in die Aufregung des Aufbruchs mischt sich auch ein wenig Wehmut. Andys pubertierendes Schwesterchen Molly spekuliert derweil auf das größere Bruder-Zimmer, die Mutter ist beim Großreinemachen und organisiert den Abtransport des nicht mehr benötigten Spielzeugs in die Kindertagesstätte Sunnyside. Cowboy Woody, dessen beste Freundin Jessie, Sternenkrieger Buzz, das Ehepaar Kartoffelkopf, Dinosaurier Rex und all die anderen in Andys Spielzeugkiste philosophieren derweil über das Ende einer Ära, einen möglichen Neuanfang in Sunnyside oder die Qualitäten des Ruhestands in einer Kiste auf dem elterlichen Dachboden. Während sie heftig miteinander diskutiert, schlägt das Schicksal zu: Durch ein Missverständnis landen alle gemeinsam mit Mollys Altlasten im Abschiebekarton. Nur Woody hat das Debakel um die Fehlsortierung mitbekommen; die anderen sind von ihrem Besitzer Andy enttäuscht und konzentrieren sich auf neue menschliche Freunde im Kindergarten. Zunächst sind sie angetan von der neuen großen Spielzeugfamilie, die sie im Hort willkommen heißt. Da sind der kernige Ken, der sogleich ein Auge auf Mollys Barbie wirft, der violett funkelnde Gummi-Oktopus Stretch und der gutmütige, großväterliche Knuddelbär Lotso, der als „Stubenältester“ die Zimmereinteilung übernimmt. Doch so rosig das neue Zuhause auch erscheinen mag, die Neuen haben die Rechnung ohne die destruktive Spielwut mancher Kinder gemacht. Auch die sklavischen Hierarchien innerhalb der Spielzeugwelten sind für Andys Truppe eine Belastung. Schließlich offenbart Lotso eine höchst dunkle Seite, sodass nur eines bleibt: die Flucht nach Hause. Es kommt einer Sensation gleich, dass diese zweite Fortsetzung das erzählerisch und inszenatorisch ohnehin schon hohe Niveau der beiden Vorgängerfilme noch einmal toppen kann. Executive Producer John Lasseter, der einst die Story um die höchst selbstständige Spielzeugwelt (mit-)erdachte, engagierte Michael Arndt, den Autor von „Little Miss Sunshine“ (fd 37 908), um dem allzu vertrauten CGI-Animationsuniversum eine auch chronologisch passende Fortsetzung zu ermöglichen. Darin wird auch nicht davor zurückgeschreckt, philosophische Fragen zu stellen: Bleibt etwas von dem, was Kinder in ihre Spielzeuge investieren, in diesen erhalten? Das dürfte kleine Zuschauer zwar weniger beschäftigen, wenn sie den Film – in 3D – verfolgen. Doch auch die Oberflächenreize sind bis hin zu den „natürlichen“, genau ausgeklügelten Spielen mit den optischen Dimensionen schlichtweg brillant. Gleichwohl gilt es, die Entscheidung der Freiwilligen Selbstkontrolle zu hinterfragen, die auch den Allerjüngsten einen Zugang ermöglicht: Vergegenwärtigt man sich albtraumhafte Szenen wie jene um die monströse Wächterpuppe auf dem nächtlichen Spielplatz oder den nervenzehrenden Showdown in der Müllverbrennungsanlage, dann grenzt eine FSK-Freigabe ohne Altersbeschränkung fast schon an Verantwortungslosigkeit. Kindern unter acht Jahren sollte man dieses meisterliche Abenteuer nicht zumuten.
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