Action | Großbritannien/Deutschland 2010 | 101 Minuten

Regie: Christopher Smith

Der Glauben eines jungen Mönchs wird durch die große Pest-Pandemie des 14. Jahrhunderts auf eine harte Probe gestellt. Als er ein Inquisitionskommando in ein Dorf, das angeblich wegen unchristlicher Praktiken bisher von der Seuche verschont wurde, führen soll, wird aus der Reise bald ein Kampf ums Überleben. Seine zunächst interessanten Erzählansätze um Glaubenszweifel und Konflikte um christliche bzw. heidnische Menschen- und Weltbilder vernachlässigt der zynische Historien-Actionfilm allzu bald, indem er vor allem auf drastische Splatter-Effekte setzt.
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Filmdaten

Originaltitel
BLACK DEATH
Produktionsland
Großbritannien/Deutschland
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Egoli Tossell Film/Zephyr Films/Ecosse Film
Regie
Christopher Smith
Buch
Dario Poloni
Kamera
Sebastian Edschmid
Musik
Christian Henson
Schnitt
Stuart Gazzard
Darsteller
Sean Bean (Ulric) · Eddie Redmayne (Osmund) · Carice van Houten (Langiva) · Kimberley Nixon (Averill) · John Lynch (Wolfstan)
Länge
101 Minuten
Kinostart
09.09.2010
Fsk
ab 16; f
Genre
Action | Historienfilm
Externe Links
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Diskussion
Die Grundkonstellation von „Black Death“ erinnert fast schon an Ingmar Bergmans Klassiker „Das Siebente Siegel“ (fd 10 900): Den historischen Hintergrund gibt die Zeit des „Schwarzen Todes“ ab, jener Pandemie, die Mitte des 14. Jahrhunderts die europäische Bevölkerung um etwa ein Drittel dezimierte, wahrscheinlich ausgelöst durch das Bakterium yersinia pestis. In einer Welt, die vom Tod überschattet ist und in der soziale Strukturen und religiöse Gewissheiten zu zerbrechen drohen, machen sich zwei konträre Männer zu einer gefahrvollen Reise auf. Die Gräuel, denen sie bei ihrem Ritt durch das von der Pest verheerte Land begegnen, gehen nicht alle aufs Konto der Seuche, sondern auch auf das der Menschen, die in ihrer Todesangst nach einem Ventil suchen: Sündenböcke landen auf Scheiterhaufen, Flagellantenzüge demonstrieren drastische Bußmaßnahmen. Damit hören die Parallelen zwischen „Black Death“ und Bergmans existenzialistischem Meisterwerk aber auch schon auf. Was Genre-Regisseur Christopher Smith („Creep“, fd 36755, „Severance“, fd 37 907) aus dem Stoff macht, ist Abenteuer-Horror, der zunächst interessante Erzählansätze liefert und mit malerischer Mittelalter-Düsternis unterhält (die Co-Produktion entstand an Schauplätzen in Sachsen-Anhalt und Brandenburg), dann aber die eigene Geschichte zugunsten drastischer Horror-Effekte hinrichtet. Osmund, ein junger Mönch, lehnt den Deutungsansatz vieler Zeitgenossen, die die Pest als „Strafe Gottes“ verstehen, ab; sein positives Menschen- wie Gottesbild ist mit dieser Auffassung nicht vereinbar. Wie aber dann das große Elend der Seuche verstehen? Hinzu kommt ein persönlicher Grund, mit der Mönchsexistenz zu hadern: Osmund liebt die junge Averill, fühlt sich aber an sein Gelübde gebunden. Als die Pest immer schlimmer um sich greift, will er Averill in Sicherheit wissen und rät ihr, in einen verlassenen Wald zu fliehen. Sie hört auf ihn, nennt ihm aber einen Treffpunkt, wo sie auf ihn warten will. Osmund erhofft sich ein göttliches Zeichen: Soll er diese Chance ergreifen oder im Kloster bleiben? Das Zeichen kommt in Gestalt des Ritters Ulric, eines Abgesandten des Bischofs. Der Haudegen und seine Gefolgschaft sind eine Art Inquisitionskommando und sollen mit brachialen Mitteln dafür sorgen, dass in den von der Seuche verunsicherten Gemütern die Autorität der Kirche nicht erschüttert wird. Ihr aktuelles Ziel ist ein Dorf, von dem man munkelt, es bleibe deshalb von der Pest verschont, weil es mit finsteren Mächten paktiert. Der Weg dahin führt durch den Wald, in dem Osmund seine Liebste wähnt; um sie treffen zu können, bietet er sich Ulric als Führer an. Doch seine Hoffnungen werden aufs Schrecklichste enttäuscht: Statt in den Armen Averills landet er mit Ulrics Trupp in der verrufenen Siedlung, in der die Heilerin Langiva das Sagen hat. Dass sie der Kirche kritisch gegenüber steht und deren Gott ablehnt, ist kaum zu übersehen; doch ist auch der Vorwurf der Nekromantie, den Ulric hegt, gerechtfertigt? Ein humanistisch denkender junger Mönch, dessen Glaubensfundament durch die Pest herausgefordert wird, stößt auf einen „Streiter Gottes“, der im Dienst der Kirche mit besten Absichten auch zu Folter und Mord bereit ist: Wie wird sich eine solche Zweckgemeinschaft entwickeln? Da beide Figuren von fähigen Schauspielern (Eddie Redmayne und Sean Bean) verkörpert werden, hätte das die solide Basis für einen hintersinnigen Abenteuerfilm abgeben können. Doch die Dramaturgie interessiert sich kaum fürs Ausloten ihrer Figuren, verharrt vielmehr beim oberflächlichen Schauder bekannter Pestszenarien. Allzu oberflächlich gezeichnet bleibt auch die von Carice van Houten verkörperte Langiva, die als atheistische Antipodin Ulrics angelegt ist, von der Inszenierung aber dermaßen plakativ mit „femme fatale“-Attributen gespickt wird, dass die Schauspielerin keine Chance hat, jenseits von Klischees etwas aus ihrer Rolle zu machen. Als würde es den Machern vor den weltanschaulichen Untiefen des Konflikts, den sie da zwischen Heidentum und Christentum aufreißen, schließlich selbst grauen, ebnen sie ihn in breit ausgewalzten Tötungsszenarien ein, in denen neben manchem Protagonisten auch die Glaubwürdigkeit der Handlung verhackstückt wird. Dass dabei mit historischen Fakten frei umgegangen und die Hexenverfolgung in die Zeit der Pest vordatiert wird, muss niemanden stören; dass die Dramaturgie die brachialen Methoden von Ulrics Kampf um Rechtgläubigkeit gegen Ende indirekt durch die Bosheit seiner Gegner rechtfertigt, allerdings schon. Darin zeichnet sich zwar wohl kein fundamentalistischer Zug ab, aber doch zumindest jener Zynismus, den auch die „moralischen“ Folterlaborsituationen der „Saw“-Filme zelebrieren.
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