Ein unattraktiver, arbeitsloser und geschiedener Mann Mitte 40 lernt auf einer Party eine schöne, humorvolle und lebensfrohe Frau kennen und verliebt sich Hals über Kopf in sie. Allerdings hat sie einen 21-jährigen, besitzergreifenden Sohn, der seine Mutter mit niemandem teilen will. Packende, in der Titelrolle ambivalent und vielschichtig gespielte Tragikomödie, die als märchenhafte und witzige Liebesgeschichte beginnt und sich zum Familiendrama voller unbehaglicher Spannung wandelt. Dabei geht es unterschwellig um Verlustängste sowie die Furcht vor körperlicher Nähe und dem Erwachsenwerden.
- Ab 12.
Cyrus
Tragikomödie | USA 2010 | 91 Minuten
Regie: Jay Duplass
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Filmdaten
- Originaltitel
- CYRUS
- Produktionsland
- USA
- Produktionsjahr
- 2010
- Produktionsfirma
- Scott Free Prod.
- Regie
- Jay Duplass · Mark Duplass
- Buch
- Mark Duplass · Jay Duplass
- Kamera
- Jas Shelton
- Musik
- Michael Andrews
- Schnitt
- Jay Deuby
- Darsteller
- John C. Reilly (John) · Jonah Hill (Cyrus) · Marisa Tomei (Molly) · Catherine Keener (Jamie) · Matt Walsh (Tim)
- Länge
- 91 Minuten
- Kinostart
- 25.11.2010
- Fsk
- ab 6; f
- Pädagogische Empfehlung
- - Ab 12.
- Genre
- Tragikomödie
- Externe Links
- IMDb | TMDB | JustWatch
Diskussion
Es beginnt als romantische, fast schon märchenhafte Liebesgeschichte. Märchenhaft deshalb, weil hier ein nicht sehr attraktiver, zudem vom Schicksal gebeutelter Mann seine Traumfrau kennen lernt: warmherzig, natürlich und humorvoll. Eine Frau, zu schön, um wahr zu sein. Man ahnt von Beginn an, dass Mark und Jay Duplass einen besonderen dramaturgischen Stolperstein eingebaut haben. John ist ein Pechvogel, wie er im Buche steht: ohne Arbeit, Geld und Sozialkontakte, nicht zu vergessen das unvorteilhafte Äußere mit Minipli und kleinem Bierbauch. Die sieben Jahre zurückliegende Scheidung von seiner Frau Jamie hat er immer noch nicht verdaut. Schlimmer noch: Jamie wird bald wieder heiraten. Sie ermuntert ihn, unter Leute zu gehen, und nimmt ihn auf eine Party mit. Unglücklich steht John herum und vergrault eine attraktive Frau mit dem Geständnis, seit Jahren deprimiert zu sein, obwohl er doch eigentlich ein lebensfroher Kerl sei und einiges zu bieten hätte. Dann lernt er Molly kennen. „Schöner Penis“, sagt sie zu ihm, als er, sich unbeobachtet wähnend, in den Garten pinkelt. John kann sein Glück kaum fassen: Eine attraktive Frau, die nicht nur Interesse und Sympathie zeigt, sondern auch eine peinliche Situation mit einem lockeren Spruch übergeht. Austausch von Telefonnummern, mehrere Dates, schließlich sind beide ein Paar. Nun kommt Cyrus, Mollys 21-jähriger pummeliger Sohn, ins Spiel. Er gibt zunächst vor, John willkommen zu heißen. Doch dann mehren sich die Anzeichen, dass er etwas im Schilde führt. Schuhe, die verschwinden, Männergespräche, die einen Tick zu intim verlaufen, kleine Scharmützel, die Molly nicht bemerken will. Cyrus entpuppt sich als eifersüchtiger, besitzergreifender Sohn, der seine Mutter mit niemandem teilen will. Doch John will nicht klein beigeben.
„Cyrus“ ist – nach „The Puffy Chair“ (2005) und „Baghead“ (2008) – der dritte Spielfilm von Mark und Jay Duplass, die von amerikanischen Kritikern bereits als größte Hoffnung des aktuellen US-Kinos gefeiert werden. Die Regiebrüder seien Filmemacher mit einer ganz eigenen Vision und verfolgten ihre eigenen Wege, einige Autoren loben die dichten Erzählungen und präzisen Charakterporträts ihrer Filme. Auch „Cyrus“, diesmal mit größerem Budget und bekannteren Schauspielern entstanden, überzeugt durch genau beschriebene Figuren und einen glaubwürdigen Konflikt. Dabei gelingt den Brüdern ein bewundernswerter Drahtseilakt: Was als Liebeskomödie mit witzigen One-Linern beginnt, wandelt sich zu einem kammerspielartigen Familiendrama um Verlustängste sowie die Furcht vor körperlicher Nähe und dem Erwachsenwerden. Jonah Hill, bislang als Komiker in „Beim ersten Mal“ (fd 38 275) und „Superbad“ (fd 38 337) hervorgetreten, interpretiert die Titelfigur als hinterlistiges Riesenbaby, dessen unannehmbares Verhalten mit seiner kindlichen Unreife entschuldigt werden könnte. Aber wenn er Molly umarmt, weiß man nie, ob er seine Mutter oder die schöne Frau liebt. Fast scheint „Cyrus“ die Grenze zum Ödipus-Drama zu streifen. Eine Unsicherheit legt sich über den Film, die ein schleichendes Unbehagen auslöst. Der nun folgende Schlagabtausch entwickelt eine absurde Eigendynamik, die sich zwischen Komik und Entsetzen, Irrwitz und Peinlichkeit bewegt. Das Happy End kommt darum umso überraschender.
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