Chandani und ihr Elefant

Dokumentarfilm | Deutschland 2009 | 90 Minuten

Regie: Arne Birkenstock

Eine 17-jährige Schülerin aus Sri Lanka will Elefantenführerin werden und damit die Familientradition fortsetzen, was allerdings auf Widerstände stößt, da dieser Beruf Männern vorbehalten ist. Ihr Vater unterstützt sie allerdings, indem er ihr einen jungen Elefanten besorgt. Ein bemerkenswerter Dokumentarfilm für Kinder, der fremde Länder und Bräuche nahe bringt und kindliches Selbstbewusstsein fördert. Darüber hinaus erteilt er kindgemäße Lektionen in Sachen Verantwortungsbewusstsein und erzählt zugleich eine kleine Emanzipationsgeschichte. - Ab 10.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
Tradewind Pic./Fruitmarket Kultur und Medien
Regie
Arne Birkenstock
Buch
Arne Birkenstock
Kamera
Marcus Winterbauer
Musik
René Dohmen · Joachim Dürbeck
Schnitt
Felix Bach · Timothy McLeish
Länge
90 Minuten
Kinostart
04.11.2010
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 10.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Diskussion
Die 17-jährige Chandani hat einen ganz besonderen Traum: Sie will ein Mahout werden, eine Führerin von (Arbeits-)Elefanten, und damit in die Fußstapfen ihres Vaters treten, der Chef-Mahout eines Elefanten-Waisenhauses ist. Obwohl die Profession in Sri Lanka ein hohes Ansehen genießt, hat die Sache einen Haken: Elefantenführen ist reine Männersache; deswegen stößt Chandanis Wunsch auf erhebliche Widerstände. Doch ihr Vater unterstützt sie in allen Belangen. Er schafft einen jungen Elefantenbullen an, mit dem das Mädchen Tag für Tag an ihre Aufgaben und Pflichten erinnert wird; er erteilt ihr Unterricht und bringt ihr alles bei, was man im Umgang mit den mächtigen Tieren wissen muss. Die Tochter entwickelt sich und ihre Fähigkeiten, und beinahe scheint der Widerstand anderer Mahouts gebrochen. Doch dann taucht ein Ranger aus dem sechs Autostunden entfernten Nationalpark auf und erhebt Anspruch auf den kleinen Bullen, der anscheinend illegal erworben wurde und im Park ausgewildert werden. Für Chandani heißt es nun Abschied nehmen; Tränen fließen, doch dann überwiegt ihre Liebe zu dem Dickhäuter. Sie ist dabei, als das Tier in die freie Wildbahn entlassen wird, und freut sich, als es sich seinen Artgenossen anschließt. Als Lohn winkt ihr eine Lehrstelle als Rangerin im Park. Damit steht zwar der Abschied von den Eltern bevor, doch die Augen der Tochter funkeln angesichts der Vorstellung, ihr Leben den prächtigen Tieren widmen zu können. Das erklärte Ziel des Regisseurs Arne Birkenstock war es, einen Dokumentarfilm für Kinder zu drehen. Wie geht das? „Chandani und ihr Elefant“ liefert darauf schlüssige Antworten: indem man das Thema schlicht, kindgerecht und nicht allzu pädagogisch aufbereitet. Kinder sind neugierig auf ihre (Lebens-)Umwelt, aufgeschlossen für alles Neue, mutig, sich kleinen Herausforderungen zu stellen, und wissbegierig, wenn es darum geht, ferne Länder und deren Bräuche kennen zu lernen. Der Erfolg der „Sendung mit der Maus“ beruht darauf. Es braucht allerdings ein gewisses Fingerspitzengefühl, um zwischen Über- und Unterforderung abwägen zu können. Der Dokumentarfilmer Arne Birkenstock verfügt darüber. Sein Film mag zwar ein wenig geschönt wirken und die Vater-Tochter-Beziehung zu harmonisch erscheinen; gleiches gilt für die optimistische Einstellung der Großmutter, die der Enkelin Mut zuspricht, und das Dauerlächeln der jungen Protagonistin. Doch darum geht es gar nicht. Der Film will Mut machen, Träume zu verwirklichen, ein Selbstbewusstsein zu entwickeln, sich gegen Widerstände zu behaupten. Dies wird durch die Wahl des Sujets zusätzlich unterstrichen, denn Sri Lanka ist kein Land, im dem Frauen großes Ansehen genießen würden. Kleine Szenen am Rande sind dafür Beleg genug. Darüber hinaus lernt man in diesem Film eine ganze Menge über Elefanten; wichtiger ist allerdings, dass er von Verantwortung, Fürsorge, Respekt und Liebe ohne erhobenen Zeigefinger handelt. Auch wenn nicht jeder einen Elefanten im Garten stehen hat, ist die Geschichte von Chandani und ihrem Dickhäuter doch ein schönes Beispiel für den liebevollen Umgang miteinander und lädt zum Überdenken des eigenen Alltags ein: Auch die Kleintiere in unseren Haushalten haben ein Anrecht auf Liebe und Respekt; der liebevolle Umgang mit ihnen kann das Leben von Kindern, ihr Empfindungs- und Einfühlungsvermögen, nachhaltig bereichern.
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