Die Nordsee von oben

Dokumentarfilm | Deutschland 2011 | 93 Minuten

Regie: Silke Schranz

Dokumentarfilm über den Küstenstreifen an der Nordsee von Borkum bis Sylt, der die ungeahnte Schönheit dieser Region entdeckt. Die spektakulären, mit einer Cineflex-Kamera eingefangenen, gestochen scharfen Bilder, die aus großer Höhe, fotografiert aus einem Hubschrauber, selbst kleinste Details nah heranholen, werden von einem von großer Zuneigung zu der Küste geprägten, klug informierenden Off-Kommentar begleitet, sodass der Film trotz der etwas beliebigen Musikuntermalung zu einem Erlebnis wird, das ein Stück unterschätzter deutscher Natur- und Kulturlandschaft feiert. - Ab 6.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
comfilm.de/Vidicom
Regie
Silke Schranz · Christian Wüstenberg
Buch
Silke Schranz · Christian Wüstenberg
Kamera
Peter Bardehle · Klaus Stuhl
Länge
93 Minuten
Kinostart
09.06.2011
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 6.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
comfilm (16:9, 1.78:1, DD2.0 dt.)
Verleih Blu-ray
comfilm (16:9, 1.78:1, dts-HDMA2.0 dt.)
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Diskussion
Vorurteile lassen sich nur schwer entkräften. So sei die Nordsee kalt, stürmisch, dreckig – eine „Mordsee“ eben. Warum soll das Wattenmeer mit seinen bis zu zwei Millionen Kleinstlebewesen pro Quadratmeter im Schlick auch konkurrieren können mit karibischen Destinationen? Warum ausgerechnet dieser 40 km tiefe und 450 km lange Küstenstreifen zwischen Dänemark und Holland direkt vor unserer Haustür 2009 UNESCO-Weltnaturerbe wurde – ganz ohne bunte Papageien oder Elefantenherden –, das ist vielen vielleicht nicht verständlich. Doch das könnte dieser Dokumentarfilm ändern. Dunkelblaue Wasseradern, die sich im Watt in feinste Kapillaren verästeln. Küsten, an deren mächtigen, weißen Sandstränden sich die gesamte Urlauberflut Mallorcas verlieren könnte. Sonnige Klippen, an die sich tausende schneeweiße Basstölpel klemmen. Kleine Inseln, die sich im türkisklaren Wasser wie an einer Perlenkette aufreihen: Wenn man die Nordsee an schönen Tagen von oben sieht, dann kommt sie dem Paradies nahe. „Die Nordsee von oben“ beginnt mit solchen Einstellungen aus der Vogelperspektive. Von Borkum bis Sylt geht die Reise der beiden Filmemacher, die sich vorgenommen haben, den Küstenstreifen und seine Bewohner nur aus der Distanz zu begutachten. Das mag den einen oder anderen Makel beschönigen, die eine oder andere dreckige Elbbiegung im pittoresken Gegenlicht der untergehenden Sonne idealisieren, aber das tun Filme über die Schönheiten der Welt von Sydney bis Hawaii genauso. Silke Schranz und Christian Wüstenberg sind angetreten, einen „exotischen Heimatfilm“ zu machen, der ein Fleckchen Erden näher bringen will, von dem allenfalls seine Bewohner und wenige Besucher ahnten, dass es unsagbar schön sein kann. Doch selbst diese haben „ihr Land“ noch nicht so gesehen, wie es die für den amerikanischen Geheimdienst entwickelte „Cineflex“ aus dem Hubschrauber eingefangen hat. Man meint fast, die Sommersprossen auf der Haut von Deichschäfer Harald Nordmann zählen zu können, an den sich die Kamera unentdeckt aus 1.000 Meter Höhe heranzoomt. Es sind diese ruhigen Schwenks, die gestochen scharfen, wackelfreien Bilder, die begeistern. Scheinbar mühelos ziehen sie vom großen Panorama auf beschauliche Details heran. Wüstenberg will als Sprecher ebenfalls mit seiner Begeisterung ob dieser Aufnahmen nicht hinterm Berg halten und gibt den stets informativen, nie penetranten „Audiokommentar“ im lässigen norddeutschen Tonfall. Kulturlandschaften wie die Kanäle und Häfen gehören zur norddeutschen Sommerreise genauso wie heimelige Küstendörfer und unberührte Sandbänke. Sieht man von der mitunter beliebigen Musik ab, ist der Film ein Erlebnis für die Sinne und den Verstand. Das erlebt man bei Naturdokumentationen im Kino nicht allzu häufig.
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