Die Prinzessin von Montpensier

Historienfilm | Frankreich/Deutschland 2010 | 134 Minuten

Regie: Bertrand Tavernier

Im Frankreich des 16. Jahrhunderts kann eine junge Adlige nicht den Mann heiraten, den sie liebt, sondern wird aus dynastischen Gründen einem anderen Fürsten angetraut. Jahre später treffen die gereifte Schöne und ihr ehemaliger Geliebter, aber auch andere Männer, die sie begehren, am Pariser Hof zusammen, während die fatalen Zeitumstände der Reformation in die Bartholomäus-Nacht münden. Ein mit hervorragenden Darstellern, barock-derben Schlachtszenen und exquisiter Ausstattung glänzender Historienfilm von rauer Schönheit, der ein packend-dramatisches Frauenporträt aus einer Zeit entwirft, als Frauen kaum Handlungsspielräume zugestanden wurden. - Sehenswert ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
LA PRINCESSE DE MONTPENSIER
Produktionsland
Frankreich/Deutschland
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Paradis Films/StudioCanal/France 2 Cinéma/France 3 Cinéma/Pandora Filmprod.
Regie
Bertrand Tavernier
Buch
Jean Cosmos · François-Olivier Rousseau · Bertrand Tavernier
Kamera
Bruno de Keyzer
Musik
Philippe Sarde
Schnitt
Sophie Brunet
Darsteller
Mélanie Thierry (Prinzessin Marie von Montpensier) · Lambert Wilson (Graf von Chabannes) · Grégoire Leprince-Ringuet (Prinz von Montpensier) · Gaspard Ulliel (Henri de Guise) · Raphaël Personnaz (Herzog von Anjou)
Länge
134 Minuten
Kinostart
27.10.2011
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Sehenswert ab 14.
Genre
Historienfilm
Externe Links
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Diskussion
Marie de Mézières ist jung, schön, intelligent; eine Frau in dem von Glaubenskriegen wirren Frankreich des 16. Jahrhunderts. Bertrand Taverniers Film ist ein Historiendrama und ragt wie schon „La passion Béatrice“ (fd 27 595) und „D’Artagnans Tochter“ (fd 31 429) munter aus dem sonst eher zeitgeistig-gesellschaftskritischen Schaffen des Altmeisters heraus. Gleichwohl ist der Film, der vom Widerstreit zwischen den Wünschen und dem Streben eines Einzelnen und dem Arrangement, das dieser mit der Welt zu treffen hat, handelt, ein echter Tavernier-Film. Nicht untypisch dabei ist die Protagonistin, eine junge Frau, und Taverniers Film ist auch eine Ode an deren Darstellerin: Mélanie Thierry. Die knapp 30-Jährige ist „die Prinzessin“, eine junge Adelige, die anno 1562 über beide Ohren verliebt ist in ihren Cousin Henri de Guise. Henri, gut aussehend, charmant, mutig, draufgängerisch, kriegsgeschickt und einnehmend ist ein wahrer Prachtkerl. Doch Marie ist nicht Henri, sondern dessen Bruder Mayenne versprochen. Zumindest in der Familie bleibt ihre Liebe, tröstet sich Marie schicksalsergeben. Doch in den kriegerischen Zeiten der Reformation verändert sich Frankreichs Gesellschaft rasant. Dem gilt es Rechnung zu tragen, und so löst Maries Vater die Verlobung seiner Tochter auf und gibt sie dem aufstrebenden und dem Hause der Anjous nahe stehenden Philippe von Montpensier zur Frau. Marie will wild aufbegehren, sieht, ermahnt von ihrer Mutter, aber ein, dass in Krisenzeiten nicht die Liebe, sondern der Wohlstand über das Fortbestehen einer Familie entscheidet. Sie heiratet und zieht ins Schloss der Montpensier nach Champagny. Kurz darauf wird Philippe einberufen. Er unterstellt seine Ehefrau der Obhut seines Mentors François de Chabannes, der Marie aufs Leben am Hof in Paris vorbereiten soll; entzückt von ihrem Liebreiz und wachen Geist, bringt Chabannes seiner Schülerin nicht nur Tanzen und Rezitieren, sondern auch Lesen und Schreiben bei und führt sie in die Kräuter- und Sternkunde ein. Doch dann holt Philippe seine Ehefrau nach Paris, womit sich das Schicksalsrad der Heldin schneller und schneller zu drehen beginnt; denn wie Chabannes begeistert sich, sehr zum Missfallen von Maries Mann, auch der Duc von Anjou und spätere König Heinrich III für sie. Als auch noch Henri de Guise am Hof auftaucht und Maries Gefühle zu ihm neu auflodern, bricht unter den Rivalen ein offener Kampf aus, der in der artholomäusnacht von 1572 ihren tristen Höhepunkt findet. „La Princesse de Montpensier“ beruht auf einer 1662 anonym erschienenen Novelle der Adeligen und Schrifstellerin Marie-Madeleine de La Fayette, die als Madame de Lafayette figuierte; tatsächlich berichtet die kurze Geschichte verschlüsselt von einer Affäre, welche die Ehefrau von Louis XIV. mit einem Grafen hatte. Darauf allerdings geht Tavernier nicht ein. Vielmehr erzählt er mit Feingespür von der inneren Pein seiner Titelheldin und schildert unbeschönigt das gesellschaftliche Klima einer Zeit, in der eine Frau über ihr Leben kaum zu bestimmen hatte. Mit stiller Noblesse spielt Mélanie Thierry die Frau, deren Schönheit die Männer reihenweise verfallen und die selbst immer wieder über ihre Gefühle stolpert; gut besetzt sind die Rollen von Ehemann, Lehrer, Geliebtem und Grafen mit Grégoire Leprince-Ringuet, Lambert Wilson, Gaspard Ulliel und Raphaël Personnaz. Elegant gefilmt, zudem mit prächtigen Kostümen und altmodisch-derben Schlachtszenen aufwartend, ist „La Princesse de Montpensier“ nicht nur ein in seiner rauen Schönheit berückender Historienfilm, sondern auch ein packendes Drama, das wohltuend zurückhaltend von der stillen Emanzipation seiner Protagonistin berichtet.
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