Vergiss dein Ende

Drama | Deutschland 2011 | 97 Minuten

Regie: Andreas Kannengiesser

Ein alter Mann, dessen Partner gestorben ist, fährt ans Meer, um sich in seinem Ferienhaus das Leben zu nehmen. Dort erhält er unerwartet Besuch von seiner Nachbarin aus der Stadt, die ihm nachgefahren ist, obwohl deren demenzkranker Mann zu Hause auf sie angewiesen ist. Bemerkenswerter Debütfilm über zwei verzweifelte Menschen, die sich nur noch mit Mühe über Wasser halten können. Ein genaues, mit psychologischem Blick erfasstes Drama, das durch exzellente Schauspieler glänzt und die unterschiedlichen Zeitebenen elegant durch die vorzügliche Montage verbindet. - Ab 16.
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Filmdaten

Produktionsland
Deutschland
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Anna Wendt Filmprod./HFF "Konrad Wolff"/Cine Plus
Regie
Andreas Kannengiesser
Buch
Nico Woche
Kamera
Stephan Fallucchi
Musik
Martin Spange
Schnitt
Mirja Gerle · Andreas Kannengiesser
Darsteller
Renate Krößner (Hannelore) · Dieter Mann (Günther) · Hermann Beyer (Klaus) · Eugen Krößner (Heiko) · Nadine Pasta (Steffi)
Länge
97 Minuten
Kinostart
22.09.2011
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama
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Heimkino

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Mitten in der Nacht hört Günther vor seinem Ferienhaus ein hektisches Keuchen. Er geht hinaus und findet Hannelore, seine Nachbarin, die wie von Sinnen auf das hohe Gras eindrischt. Sie kann nicht schlafen, sagt sie. Mit Klaus, ihrem Mann, habe sie immer so gut streiten können. Doch dann sei sie abgehauen, denn Klaus ist demenzkrank – eine Person, die „in sich“ verschwunden ist. Hannelore konnte es nicht mehr ertragen, die Museumsdirektorin ihres eigenen Lebens zu sein. Deshalb ist sie ihrem Nachbar Günther nachgefahren, als der überraschend verreiste. Zu ihm hatte sie bislang nur ein oberflächliches, eben nachbarschaftliches Verhältnis. Auch Günther ist aus der Großstadt geflohen, will im Haus an der Küste, das er mit seinem verstorbenen Partner gekauft hatte, sein Leben beenden. „Vergiss dein Ende“ ist ein Sozialdrama reinen Wassers, eine grau-bleierne, schonungslos bittere Realitätsabbildung, die zwischen viel Not und Elend vage Hoffnung schöpfen lässt. Zudem ist der Film ein wunderbares Beispiel für genau erarbeitetes, exzellent gespieltes deutsches Schauspielerkino. Das Spielfilmdebüt von Andreas Kannengießer, seine Abschlussarbeit an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam, verfügt mit Renate Krößner, Hermann Beyer und Eugen Krößner über begnadete Darsteller: Renate Krößner glänzt als Hannelore, die sich ungeplant und ungestüm aus ihrem Leben zu befreien versucht, während ihr Sohn mit der Pflege des dementen Vaters daheim allein gelassen wird. Selbst noch fast ein Kind, das unwillig und unfähig zu einer Entscheidung ist, begegnet er der Flucht der Mutter mit Unverständnis. Hannelore hingegen gehören die zartesten Momente, etwa die Szene, in der sie die irrige Hoffnung schöpft, dass ihr Mann sie wiedererkennen, wieder „ihr“ Mann werden könnte. Gerade diese Emotion, das Zerbrechen banger Erwartungen, spielt Renate Krößner meisterlich. Dieter Mann als alternder Homosexueller Günther ist ihr Gegenpart; zusammen sind sie zwei am Leben Ertrinkende, die sich mit Mühe und Not über Wasser halten. Kannengießer tat gut daran, den Schauspielern viel Raum zur Gestaltung zu lassen. Seine geschickte Montage, die mühelos zwischen verschiedenen Zeitebenen hin- und herspringt, unterstreicht den Anspruch auf Könnerschaft. Das bemerkenswerte Debüt ist ein mit genauem psychologischen Blick erfasstes Drama, das für jeden Zuschauer zum Vergnügen werden kann, der Schauspieler bei der Ausübung ihrer Kunst sehen möchte.
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