Kein Mittel gegen Liebe

Drama | USA 2011 | 107 Minuten

Regie: Nicole Kassell

Eine junge, lebenslustige und bindungsunwillige Single-Frau erkrankt unheilbar an Krebs. Dennoch verlässt sie der Lebensmut nicht, und prompt findet sie in ihrem Arzt die große Liebe. Schmonzette, die durch die Kombination von Liebe und verfrühtem Tod auf die Tränendrüse drückt, wenngleich der Film mit einer erfrischend starken, ganz und gar unlarmoyanten Heldin aufwartet. - Ab 14 möglich.
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Filmdaten

Originaltitel
A LITTLE BIT OF HEAVEN
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Davis Ent./The Film Department
Regie
Nicole Kassell
Buch
Gren Wells
Kamera
Russell Carpenter
Musik
Heitor Pereira
Schnitt
Stephen A. Rotter
Darsteller
Gael García Bernal (Dr. Julian Goldstein) · Kate Hudson (Marley Corbett) · Rosemarie DeWitt (Renee Blair) · Lucy Punch (Sarah Walker) · Romany Malco (Peter Cooper)
Länge
107 Minuten
Kinostart
06.10.2011
Fsk
ab 6; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14 möglich.
Genre
Drama | Liebesfilm
Externe Links
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Diskussion
Gegen die Liebe ist kein Kraut gewachsen. Gegen die Krankheit, mit der die Liebe um das Leben von Marley Tauziehen spielt, aber auch nicht. Die lebensfrohe Vizepräsidentin einer Werbeagentur ist an Darmkrebs erkrankt. Chemotherapie und klinische Studien voller Nebenwirkungen sind die Mittel der Wahl. An die Liebe glaubt Marley zunächst nicht; sie glaubt an unverbindlichen Sex. immer wenn einer ihrer Gelegenheits-Lover mehr an Gefühlen als eine Erektion herausrückte, wurden diese im Keim erstickt. Marley lässt niemanden in ihrer Nähe wurzeln; sogar mit ihren Eltern verbindet sie nur ein gegenseitiges Gefühl der Verpflichtung. Das Gerücht, man müsse sich verlieben, um „Happily Ever After“ zu sein, sei eine Lüge, sinniert sie zu Beginn. An die Tödlichkeit ihres Tumors glaubt Marley dagegen schon – entgegen allem guten Zureden von Freundinnen und Familie. Geht es dramatischer, als eine junge, attraktive, lebenslustige Frau mit einer tödlichen Diagnose zu konfrontieren? Ja, das geht: Nämlich wenn sich diese in den letzten Lebenswochen zwischen erster Darmsonde und letzten Haaren in ihren eigenen Arzt verliebt, jenen Mann, der am ehesten weiß, wie endlich diese Liebe ist, die sozusagen schon vom Tod überschattet wird. Noch dramatischer wird das für das weibliche Publikum, wenn dieser niedlich verschüchterte Doktor Julian Goldstein – Jude, aber aus Mexiko, wie er schmunzelnd erklärt – von Gael García Bernal verkörpert wird, der sich hier ins amerikanische Genrekino verirrt hat. Warum er das gerade für diese Schmonzette getan hat, ob ihn Kate Hudson als Partnerin oder die Rolle eines Arztes lockten, das steht in den Sternen. Zwischen denen hat Whoopi Goldberg zu allem Überfluss dann auch noch einen Cameo-Auftritt als weibliche Version von Gott – auf einer Schäfchenwolke und mit drei Wünschen für Marley in der Hinterhand. Es verwundert schon, wie aufdringlich und melodramatisch den Helden der Leinwände derzeit die Partner gestohlen werden. Es ist ein Trend zur Tragik, den das Melodram „Love Life“ (Kritik in dieser Ausgabe) oder Andreas Dresens neuer Film „Halt auf freier Strecke“ aufweisen. „Love Story“ (fd 17 449) oder „Veronika beschließt zu sterben“ (fd 40 077), sind filmische Vorläufer. Kräftig auf die Tränendrüse drücken sie alle, doch gibt sich „Kein Mittel gegen Liebe“ ganz besonders tragisch-überkonstruiert. Und weist obendrein besonders platt ins Metaphysische, wenn Whoopi Goldberg religiöse Bedürfnisse erfüllt. Dabei ist die Hauptfigur Marley an sich eine schöne Figur: eine Frau, die ihrem Tod Humor und Shopping-Touren entgegensetzt und sich verliebt, während ihre Freunde nur noch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, soweit sie den Anblick der fröhlichen Todgeweihten überhaupt noch ertragen. Im Gegensatz zur männlichen Perspektive von Romanautor, Regisseur und Hauptfigur in „Love Life“ verschwindet hier nicht mit dem vom Krebs befallenen Körper die Attraktivität und damit die Beziehung zum Partner. Vielmehr wächst, im Schatten der Krankheit, eine Frau über sich hinaus. Mit Nicole Kassell übernahm eine Frau die Regie, die durchaus feinfühlig Marleys Perspektive auf die Anderen vermitteln kann, die so viel glücklicher sein könnten und es doch nicht sind. Dass sie am Ende wesentlich zufriedener als alle anderen erscheint, ist eine gnädige Wendung, die „Love Life“ seiner Sterbenden vorenthalten hat. Vielleicht ließe sich die neue Stoßrichtung dieser „romantischen Tragödien“ auch als „Liebesfilm im Angesicht des Todes“ bezeichnen. Viel mehr, als dass Liebe zum Sterben schön und dieses wiederum für alle Hinterbliebenen der Horror ist, weiß „Kein Mittel gegen Liebe“ zwischen Kitsch und Schmerz allerdings auch nicht zu vermitteln.
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