Die Besatzer - Occupation

Drama | Großbritannien 2009 | 174 (88 & 86) Minuten

Regie: Nick Murphy

Drei britische Soldaten, die im Frühjahr 2003 an den Kämpfen um die irakische Stadt Basra beteiligt sind, kehren in ihre Heimat zurück, wo sie nicht mehr Fuß fassen können und keinen Anschluss an ihr früheres (Familien-)Leben finden. So melden sie sich freiwillig zu einem weiteren Einsatz in dem Krisengebiet. Das lehrstückhaft angelegte (Fernseh-)Drama beschreibt die unterschiedlichen Motivationen der Protagonisten für ihren Kampfeinsatz sowie ihr Scheitern, da sie weder im Krisengebiet als Befreier anerkannt werden noch bei der britischen Bevölkerung Rückhalt finden. Eindrucksvoll beschreibt der Film, wie Überzeugungen und Ideale zu Grabe getragen werden. - Ab 16.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
OCCUPATION
Produktionsland
Großbritannien
Produktionsjahr
2009
Produktionsfirma
BBC/Kudos
Regie
Nick Murphy
Buch
Peter Bowker
Kamera
David Odd
Musik
Daniel Pemberton
Schnitt
Victoria Boydell
Darsteller
James Nesbitt (Mike Swift) · Stephen Graham (Danny Peterson) · Warren Brown (Lee Hibbs) · Lubna Azabal (Dr. Aliyah Nabil) · Nonso Anozie (Erik Lester)
Länge
174 (88 & 86) Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 12
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Drama | Kriegsfilm
Externe Links
IMDb | TMDB

Heimkino

Verleih DVD
justbridge (16:9, 1.78:1, DD2.0 dt.)
DVD kaufen

Die Freude auf die Heimat ist groß. Nach ihrem Irak-Einsatz kehren die drei Soldaten Mike (James Nesbitt), Hibbs (Warren Brown) und Danny (Stephen Graham) nach England zurück. Doch in der eigentlich gewohnten Umgebung wirken sie entfremdet. Mike, der von seiner Frau und seinen beiden Kindern erwartet wird, wird nach seiner Rettung eines verletzten Kindes medial als Held gefeiert, wirkt in seinem eigenen Haus aber verloren.

Diskussion
Die Freude auf die Heimat ist groß. Nach ihrem Irak-Einsatz kehren die drei Soldaten Mike (James Nesbitt), Hibbs (Warren Brown) und Danny (Stephen Graham) nach England zurück. Doch in der eigentlich gewohnten Umgebung wirken sie entfremdet. Mike, der von seiner Frau und seinen beiden Kindern erwartet wird, wird nach seiner Rettung eines verletzten Kindes medial als Held gefeiert, wirkt in seinem eigenen Haus aber verloren. Hibbs gerät mit seiner pazifistischen Schwester aneinander und versucht sich als Türsteher, merkt aber schnell, dass dies nicht seine Bestimmung ist. Danny flüchtet sich in Alkohol und Drogen in der Hoffnung, den Adrenalinkick des Krieges auch in England zu erleben. Letztlich sorgen die Anpassungsprobleme dafür, dass die drei in den Irak zurückkehren. Ihre Motive sind dabei so komplex und unterschiedlich wie die Facetten des Kriegs selbst: Danny macht mit einem amerikanischen Kollegen einen privaten Sicherheitsdienst auf und hofft auf das schnelle Geld, um aus dieser Situation für sich selbst noch etwas Gutes zu holen, wie er selbst sagt. In dem Glauben, wirklich noch etwas verändern zu können, schließt sich Hibbs dem Unternehmen an. Der Traum einer unmöglichen Liebe führt Mike in den Krieg zurück. Er hat sich in die Ärztin Aliyah verliebt, die das Mädchen behandelt hat, welches er rettete, und will sie nun im Irak wiederfinden. Die bereits 2009 in drei Episoden ausgestrahlte und mit einem BAFTA als beste Drama-Serie ausgezeichnete BBC-Serie spielt zwischen 2003 und 2007 und legt den Fokus ganz auf ihre drei Protagonisten. Es geht um das unmittelbare Erleben auf dem Schlachtfeld mit allen Konsequenzen, die mit diesen Einsätzen zusammenhängen; nicht um im Hintergrund handelnde Personen. Und so zeigt »Die Besatzer« anhand dieser drei Schicksale, wie groß der Einfluss eines solchen Krieges auf den persönlichen Charakter und das Privatleben ist; und zeichnet nachvollziehbar diese Veränderungen an Mike, Hibbs und Danny nach. Die Nähe zu den Figuren macht zudem deutlich, wie sich ihre Hoffnungen zerschlagen oder wie sie selbst an ihren Idealen zerbrechen. Die Suche nach Aliyah wird für Mike zum tödlichen Risiko; für den humanistischen Idealismus von Hibbs hat dieser Krieg, dessen Schrecken in eindringlichen Kampfszenen und teils blutigen Bildern gezeigt wird, keinen Platz. Die drei Soldaten erkennen im Laufe der Jahre, dass ihr Einsatz kaum etwas verbessert hat, im Gegenteil: Die Situation scheint für die Protagonisten durch die zunehmende Islamisierung des Landes eher immer gefährlicher zu werden. Die ambitionierte, thematisch vielschichtige Produktion gibt mit Figuren wie der irakischen Ärztin Aliyah oder einem Chefarzt, mit dem Danny Geschäfte abschließt, auch Einblicke in die irakische Sichtweise dieses Konflikts. So bietet sie einen ambivalenten Blick auf den Irakkrieg, deutet jedoch mehrmals die Fragwürdigkeit dieses Einsatzes an und unterstreicht diese Anti-Kriegs-Haltung bis zum Ende, wenn die Handlungsfäden schlüssig und sehr konsequent auserzählt werden. Da erkennen auch die Protagonisten, wie sehr sie sich wirklich verändert haben und kommen in dieser kraftvoll, packend und emotional erzählten Geschichte an den Punkt, an dem sie sich selbst die Frage nach dem Sinn des Krieges stellen – zu drastisch waren die teils dramatischen Entwicklungen auch innerhalb ihrer Familien in den vier Jahren. Doch ohne dass sie eine Antwort finden, endet die Serie mit einer eindrücklichen Einstellung, die nach all den Einsätzen vor allem ein Gefühl vermittelt: das der Leere.
Kommentar verfassen

Kommentieren