Bekenntnisse eines Öko-Terroristen

Dokumentarfilm | USA 2010 | 92 Minuten

Regie: Peter Brown

Dokumentarfilm über den radikalen Umweltaktivisten Paul Watson, der auf eigene Faust als "Öko-Terrorist" im Namen des Tierschutzes auf den Weltmeeren unterwegs ist. Ohne ihn zum Helden zu stilisieren oder die Augen vor den Schattenseiten seines Einsatzes zu verschließen, begegnet er Watsons Engagement gegen grausames und ausbeuterisches menschliches Verhalten mit deutlicher Sympathie. Dabei spricht das differenzierte Porträt auch die Rolle der Medien an, die Watson stets bewusst einbezieht. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
CONFESSIONS OF AN ECO-TERRORIST
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Blue Rage Films
Regie
Peter Brown
Buch
Tim Huntley
Kamera
Daniel Fernandez · Tim Gorski · James Joyner · Jonathan David Kane · RIP Odebralski
Musik
Drew Schnurr
Schnitt
Chris Hume · Tim Huntley
Länge
92 Minuten
Kinostart
10.11.2011
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Heimkino

Verleih DVD
Ascot/Elite (16:9, 1.78:1, DD5.1 engl./dt., dts dt.)
Verleih Blu-ray
Ascot/Elite (16:9, 1.78:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Diskussion
Darf man mit Gewalt Gutes tun? Was ist überhaupt „Gewalt“, und was ist „gut“? Paul Watson, 1950 geborener Gründer der Sea Shepherd Conservation Society, hat für Letzteres seine ganz eigene Definition gefunden. Das, was er auf den Meeren der Welt treibt, nennt er „aggressive non-violence“. Mit seiner aggressiven Art, nicht wirklich, aber irgendwie dann doch zuzuschlagen, rettet der Aktivist nunmehr seit mehr als drei Jahrzehnten kreuchende und fleuchende Geschöpfe, die sich nicht gegen den Menschen wehren können, weil dieser sich selbstgerecht an die Spitze aller Verwertungsketten auf der Erde gesetzt hat. Der ruchlose Kapitän des rostigen, aber wehrhaften „Kampfschiffs“ „Sea Shepherd“ war einst Mitbegründer von Greenpeace, bevor man ihn angesichts seiner radikalen Methoden aus dem Naturschutzbund ausschloss. Von der Karriere, die dann folgte, könnten sich die Medienstrategen der globalen Tierretter-Organisation indes eine Scheibe abschneiden. Regisseur Peter Brown versteht sich als Chronist der abenteuerlichen Aktionen des selbsternannten Öko-Terroristen Watson, und dies bereits seit 28 Jahren. Er kennt dessen Marotten genau und scheint für eine abendfüllende Dokumentation über ihn prädestiniert. Nicht selten erscheint der Regisseur dabei selbst im Bild, um ebenso flapsig wie souverän durch das Aktivistenleben von Paul Watson zu führen. Seine ironischen Kommentare gießen nicht nur Häme über jene aus, die mehr oder minder sinnlos Tiere abschlachten, sondern ebenso über staatliche Instanzen, die aus fadenscheinigen Gründen die „Abschlachter“ mit immensem Aufwand an Steuergeldern schützen, wie auch über das „Terroristen-Kollektiv“ selbst. So ist es bei allem Ernst der Sache durchaus amüsant zu erfahren, dass die auf der „Sea Shepherd“ vertretene Fraktion der Vegetarier und Veganer die „Fleischfresser“ dazu nötigt, heimlich in der Nacht ihre Bratwürste zuzubereiten. Ganz nebenbei kommen weitere interessante Einsichten zutage, die den Kampf für das Gute in einem nicht immer ganz so guten Licht erscheinen lassen. So hat sich bei der abstoßenden, explizit gezeigten Abschlachtung schneeweißer Robben-Babys in Kanada über die Jahre hinweg eine Art „Aktivistentourismus“ gebildet, auf dessen Einnahmen (Übernachtungen, Restaurantbesuche etc.) die arme Bevölkerung nicht verzichten möchte. Insgeheim fördert der Protestler also das, was er eigentlich verhindern will, denn die örtlichen Polit- und Wirtschaftsfunktionäre werden den Teufel tun, um das abzuschaffen, was ihnen Geld einbringt. Wegen des schmalen Profits der inzwischen global weitgehend geächteten „Tierfellproduktion“ allein würde sich die nur als Orgie einiger Berserker Sinn machende Schlachtung schon lange nicht mehr lohnen. „Bekenntnisse eines Öko-Terroristen“ ist so bemerkenswert, weil er nicht nur auf der Betroffenheitsschiene fährt, sondern ganz klar die Mechanismen offen legt, mit denen die so genannten Guten den so genannten Bösen begegnen können – nämlich mit der Macht der Medien. Paul Watson wusste ganz genau, wie man sich die Medien für eine bestimmte Sache zu Nutze macht. Wobei es durchaus sympathisch ist nachzuvollziehen, wie wenig Watson ein Geheimnis daraus macht, dass er die berichterstattende Presse „benutzt“. Die Frage, ob man mit Gewalt Gutes tun darf, beantwortet der Film selbst nicht; Watson indes reagiert glasklar: „Warum nicht? Wenn niemand dabei zu Schaden kommt!“ Es gibt sie also noch, die „Robin Hoods“, doch sind sie in der Wirklichkeit nicht so rein und makellos, wie man sie sich im Kino immer wieder wünscht und vorstellt. Peter Brown zeigt dafür, wie wichtig es ist, dass es auch Menschen gibt, die die Drecksarbeit für eine gute Sache machen.
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