Dean Spanley

- | Neuseeland/Großbritannien 2008 | 96 Minuten

Regie: Toa Fraser

Ein Mann leidet unter der Kaltschnäuzigkeit seines alten Vaters, der alles ist, was ihm an Familie geblieben ist. Eine Begegnung mit einem Dekan, der unter dem Einfluss seines Lieblingsweins seltsame Geschichten von seinem früheren Dasein als Hund erzählt, gibt dem eingefahrenen Leben der beiden eine Wendung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielende, stimmungsvoll-winterliche Geschichte um das "Auftauen" einer abgekühlten Vater-Sohn-Beziehung, die Rührseligkeiten meidet und dank des vorzüglichen Ensembles kurioser Figuren unterhält. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
DEAN SPANLEY
Produktionsland
Neuseeland/Großbritannien
Produktionsjahr
2008
Produktionsfirma
Atlantic Film/General Film/New Zealand Film Commission
Regie
Toa Fraser
Buch
Alan Sharp
Kamera
Leon Narbey
Musik
Don McGlashan
Schnitt
Chris Plummer
Darsteller
Jeremy Northam (Henslowe Fisk) · Sam Neill (Dean Spanley) · Bryan Brown (Wrather) · Peter O'Toole (Fisk sen.) · Judy Parfitt (Mrs. Brimsley)
Länge
96 Minuten
Kinostart
-
Fsk
ab 0
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Externe Links
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Heimkino

Die Extras umfassen u.a. einige Interviews mit den Hauptprotagonisten [Cast & Crew] (42 Min.).

Verleih DVD
Ascot/Elite (16:9, 1.85:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Ascot/Elite (16:9, 1.85:1, dts-HDMA engl./dt.)
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Diskussion
Schon allein wegen Peter O’Toole sollte man sich dieses kleine neuseeländische „Period Picture“ nicht entgehen lassen: Der Star glänzt hier in einer herrlich biestigen Altersrolle als exzentrischer Patrizier, der die Narrenfreiheit seiner hohen Jahre bevorzugt dazu nutzt, um anderen auf die Zehen zu treten. Und zwar indem er ungefragt und laut seine Meinung kundtut – und eine festgefahrene und meist nicht gerade freundliche Meinung hat der Alte zu allem und jedem. Darunter leidet vor allem sein Sohn Henslowe. Der treu jeden Donnerstag absolvierte Besuch beim Vater ist für „den jungen Fisk“ – auch schon ein Mann in den besten Jahren – immer wieder eine Enttäuschung: Zwar schluckt Henslowe die Kaltschnäuzigkeit und süffisante Grobheit seines Erzeugers ohne Gegenwehr, aber seine Erzählerstimme teilt mit, wie schlecht er sich dabei fühlt. Trotzdem ist der Besuch für ihn Verpflichtung: Seit sein Bruder im Burenkrieg fiel und die Mutter von der Trauer über diesen Verlust dahin gerafft wurde, sind nur noch Vater und Sohn von der Fisk-Familie übrig geblieben. Was Henslowe am Verhalten seines Vaters am meisten verletzt, ist dessen scheinbare Gleichgültigkeit, mit der er den Verlust von Frau und Sohn verarbeitet. Für Veränderung in der eingefahrenen, tristen Lebensroutine sorgt eine Begegnung Henslowes mit Dekan Dean Spanley: Der Gottesmann beweist durch seine Anwesenheit bei einem Vortrag über Wiedergeburt ein gar nicht zu seiner christlichen Hirtenpflicht passendes Interesse. Das wohl aus gutem Grund: Abgefüllt mit ein paar Gläsern von seinem Lieblingswein, dem Tokajer, entlockt ihm der neugierig gewordene Henslowe bei diversen Dinner-Einladungen erstaunliche Bekenntnisse, die darauf schließen lassen, dass der Geistliche mit der Reinkarnation selbst handfeste Erfahrungen hat und in einem früheren Leben ein Hund war. Von den Erfahrungen und Sinneseindrücken, die davon bei ihm haften geblieben sind, weiß er sehr anschaulich zu berichten. Dass diese Berichte aber den Panzer des alten Fisks knacken können, hätten weder Henslowe noch der Dekan erwartet. Die mit dezentem Weihnachtsgrün dekorierte Hülle der DVD/Blu-ray suggeriert, dass sich „Dean Spanley“ als Weihnachtsfilm verstehen lässt. Wortwörtlich gehört die kleine surreale Geschichte zwar nicht zu dem Genre (das Christfest spielt keine Rolle), jedoch verbreitet die Produktion mit ihrem winterlichen Jahrhundertwende-Setting ebenso nostalgische Adventsstimmung wie durch ihre seit Dickens „Weihnachtsgeschichte“ mit dem Fest verbundene Fabel vom „Auftauen“ eines alten Ekels durch die Begegnung mit dem Wunderbaren. Zwar verwandelt sich der hartherzige „Herr Bozzi“ hier nicht selbst in einen Hund (wie im Filmklassiker mit Peter Ustinov, fd 7359), sondern lauscht der Erzählung eines ehemaligen Hundes. Der Tonfall ist aber ähnlich: Komödiantisch und anrührend zugleich dringt das Märchenhafte in die verhärtete Wirklichkeit ein und bewirkt einen Lernprozess. Dieser zielt vor allem darauf ab, dass Menschlichkeit etwas mit Offenheit zu tun hat: Wer keine Emotionen zulässt und auch für die Gefühle anderer keinen Sensus hat, wer keine neuen Gedanken und Erfahrungen zulässt, der ist eigentlich schon so gut wie tot. Dank einer Regie, die allzu große Rührseligkeit meidet, und eines kleinen, aber feinen Ensembles kurioser Gestalten vermittelt der Film diese „frohe Botschaft“ auf höchst sympathische Weise.
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