The Descendants - Familie und andere Angelegenheiten

- | USA 2011 | 115 Minuten

Regie: Alexander Payne

Ein wohlhabender Anwalt auf Hawaii, dessen Ahnen auf die ersten Siedler der Inselgruppe zurückgehen, muss neu in seine Rolle als Vater zweier vernachlässigter Töchter hineinwachsen, als seine Frau nach einem Bootsunfall im Sterben liegt und ihm seine älteste Tochter offenbart, dass ihn die Mutter mit einem anderen Mann betrogen hat. Ein bewegender, ebenso trauriger wie heiterer Film über die Neuentdeckung von Familienwerten, der eindrucksvoll die komplexe Seelenlage des Vaters beschreibt. Souverän konterkariert er Tragisches mit Komischem und findet dabei stets den richtigen Ton, um die Geschichte vor naheliegenden sentimentalen Fallen zu bewahren. - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
THE DESCENDANTS
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Ad Hominem Enterprises
Regie
Alexander Payne
Buch
Alexander Payne · Nat Faxon · Jim Rash
Kamera
Phedon Papamichael
Schnitt
Kevin Tent
Darsteller
George Clooney (Matt King) · Shailene Woodley (Alexandra King) · Amara Miller (Scottie King) · Nick Krause (Sid) · Patricia Hastie (Elizabeth King)
Länge
115 Minuten
Kinostart
26.01.2012
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Externe Links
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Heimkino

Die Standardausgabe (DVD) enthält keine erwähnenswerten Extras. Die Extras der umfangreicheren BD enthalten u.a. ein Feature mit zwei im Film nicht verwendeten Szenen (6 Min.) sowie einige Kurzfeatures, die sich in erster Linie mit Regisseur und Hauptdarsteller beschäftigen. Die BD enthält eine Audiodeskription für Sehbehinderte, allerdings nur in englischer Sprache.

Verleih DVD
Fox (16:9, 2.35:1, DD5.1 engl./dt.)
Verleih Blu-ray
Fox (16:9, 2.35:1, dts-HDMA engl., dts dt.)
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Diskussion
„Paradise can go fuck itself“, erklärt Matt King zu Beginn aus dem Off. Das vermeintliche Paradies ist sein Zuhause, die Insel Hawaii, Synonym für Unbeschwertheit, beste Laune und immerwährende Ferien – ein Ort, an dem selbst die reichsten Leute aussehen wie Penner oder Stuntmen, wie Matt das betont entspannte Auftreten der Hawaiianer bissig kommentiert. Für den wohlhabenden Anwalt, der seit 15 Jahren auf keinem Surfbrett mehr stand, ist Hawaii ein ganz normales Alltagsdesaster, mit denselben unvermeidlichen Problemen und Ärgernissen wie überall auf der Welt. Verschärft wird seine pessimistische Perspektive durch ein tragisches Unglück: Seine Frau ist nach einem schweren Bootsunfall ins Koma gefallen. Matt hat plötzlich die alleinige Verantwortung für seine Töchter Scottie und Alex, die er im Grunde gar nicht richtig kennt. Außerdem muss er erfahren, dass seine Frau ein Verhältnis mit einem jüngeren Börsenmakler hatte. Gemeinsam mit Scottie und Alex und ihrem etwas einfältigen Freund Sid macht er sich quer durch Hawaii auf die Suche nach dem unbekannten Liebhaber, was die emotionale Reise auch zu einer buchstäblichen macht. „The Descendants“ erzählt im Grunde eine klassische Entwicklungsgeschichte. Ein „Ersatzbank-Vater“ wächst in seine Vaterrolle hinein, die beiden Kinder, die Ältere pubertär kompliziert, die Jüngere kindlich renitent, nähern sich ihrem Vater an, der sich anfangs alles andere als geschickt anstellt. Hinzu kommt der Abschied von der Mutter, die irgendwann von den lebenserhaltenden Maschinen abgetrennt wird. Noch eine andere zu bewältigende Aufgabe fügt sich in diese sehr geradlinige Dramaturgie: Als Treuhänder eines Clans, der im Besitz eines wertvollen Stücks Land ist, steht Matt vor der Entscheidung, ob er das Familienerbe verkaufen oder bewahren soll. Sieben Jahre nach „Sideways“ (fd 36 906) versucht Alexander Payne, an den Erfolg des Vorgängers anzuknüpfen; seinem Stil ist er dabei treu geblieben, eine bewährte Mischung aus bissigem Humor und herzerwärmendem Humanismus, bevölkert von mit Fehlern und Macken behafteten Durchschnittscharakteren. Matt erscheint auf den ersten Blick ein typischer Paynscher Held, ein Spießer und Geizhals, der sein Lunch in einer Tupper-Box mit ins Büro nimmt, obwohl er ein Vermögen besitzt, gekleidet in altmodischen Sandalen und scheußlich gemusterten Hemden, die er sich meist in seine khakifarbenen Shorts stopft. Allerdings kann sich George Clooney noch so viel Mühe geben, unvorteilhaft und mittelmäßig auszusehen, es mag ihm nicht recht gelingen. Während Paul Giamatti in „Sideways“ die Verkörperung eines verschrullten Misanthropen überzeugend und spielerisch gelang, bleibt sie in „The Descendants“ über weite Strecken eine bloße Behauptung. Dabei ist das nicht ausschließlich Clooneys „Good Looks“ und seiner Star-Persona zuzuschreiben; das Drehbuch entwickelt Matt zu keiner konturierten Figur, sie bleibt bis zuletzt wenig greifbar. Selbst als Matt in einer der dramatischsten Szenen seine Frau im Krankenhaus beschimpft und dann doch zum liebevollen Abschied findet, lässt einen das seltsam unberührt. Überhaupt fällt der Tonfall ausgesprochen mild und versöhnlich aus, und in seinem politischen Idealismus – Matt entscheidet sich gegen den Verkauf und verhindert damit den Bau neuer Hotelanlagen – ist der Film schlicht naiv. Am Ende findet sich die anfangs beziehungslose Restfamilie zur echten Gemeinschaft vereint auf dem Sofa wieder, zum gemeinsamen Fernsehabend. Doch was so lapidar und selbstverständlich wirken soll, das beiläufige Weitergeben der mit der Lieblingseiscreme gefüllten Schüsseln, das nebensächlich liebevolle Zurechtzupfen der Wolldecke, wirkt ausgestellt und falsch. Es ist nicht die einzige Szene, in der Payne den Ton nicht richtig trifft.
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