Sing Your Song

Dokumentarfilm | USA 2010 | 105 (24 B./sec.)/101 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Susanne Rostock

Dokumentarfilm über das bewegte Leben des US-amerikanischen Künstlers Harry Belafonte (geb. 1927), dem als einem der ersten farbigen Entertainer überhaupt eine internationale Karriere gelang. Das Hauptaugenmerk liegt auf dem politischen Aktivisten, der sich für die Bürgerrechte der Afroamerikaner einsetzte, sich gegen die Apartheid in Südafrika engagierte und für die Rechte der Indianer stritt. Eine informative Kompilation aus Archivmaterialien und Interviews, die zunächst recht unterhaltsam Belafontes Aufstieg beschreibt, in der Auslotung seiner politischen Aktivitäten aber keine kritische Distanz erkennen lässt. (O.m.d.U.) - Ab 14.
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Filmdaten

Originaltitel
SING YOUR SONG
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Belafonte Enterprises/S2BN Ent. Prod.
Regie
Susanne Rostock
Buch
Susanne Rostock
Musik
Hahn Rowe
Schnitt
Jason L. Pollard · Susanne Rostock
Länge
105 (24 B.
sec.)
101 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
19.04.2012
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
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Diskussion
Harry Belafonte, 1927 geborener Sohn einer weißer Jamaikanerin und eines schwarzen Seemanns, war einer der ersten farbigen Sänger, Entertainer und Schauspieler, der nicht nur auf US-Bühnen und Kino-Leinwänden Karriere machte, sondern dem auch der Sprung über „den großen Teich“ gelang. Das zeugt von Ehrgeiz und Selbstbewusstsein, aber auch von einem sich wandelnden Publikum, das offen war für Neues. Als der gut aussehende junge Mann 1956 mit seinem Album „Calypso“ Popgeschichte schrieb, war er schon sechs Jahre unter Vertrag und hatte sich in verschiedenen Musik-Genres versucht. Sein internationaler Durchbruch resultierte aus den Klängen seiner karibischen Heimat, war aber auch seinen für die damalige Zeit provozierenden Auftritten geschuldet. Lange vor Elvis Presley ließ er die Hüften kreisen, die hinter zwei offenen Hemdenknöpfen sichtbare nackte Brust sorgte für (wohlige) Irritation: Erfindung einer eigenen Ikonografie, verbunden mit Rhythmen, denen man sich nur schwer entziehen konnte. Susanne Rostocks Dokumentarfilm stellt einen anderen, zumindest hierzulande unbekannten Belafonte ins Rampenlicht: den Bürgerrechtler und Freiheitskämpfer. Das funktioniert in den ersten beiden Dritteln wunderbar: Archivmaterial und Interviews mit dem 85-jährigen Künstler verdichten sich zu einer glaubwürdigen Einheit. Gegen Ende nutzt sich diese Methode freilich ab. Wenn man erst einmal begriffen hat, dass das in „Banana Boat Song“ verwendete „pidgin-english“ zur politischen Identitätsbildung und dem Ausbau des Selbstbewusstseins diente und dass Belafontes Engagement für die Bürgerrechte schwarzer Amerikaner immer wieder mit sinnfälligen Auftritten und Musiken unterstrichen wird, dann tritt der Polit-Aktivist Belafonte immer stärker in den Vordergrund, der seinen Ruhm nutzt, um die Großen der Welt für seine Zwecke zu instrumentalisieren, sich gleichzeitig aber auch in deren Glanze sonnt. Das ist im Sinne einer Zweck orientierten Kosten-Nutzen-Rechnung ja nicht falsch, wenn es die gewünschten politischen Ergebnisse zeitigt; doch der Film hinterfragt dies nicht ausreichend und reiht in der Folge die politischen „Projekte“ Belafontes kommentarlos aneinander. Man sieht ihn in Südafrika, auf dem Marsch nach Washington (1963), 1964 in Mississippi, wo drei Bürgerrechtler ermordet worden waren, in Vietnam, in Memphis, Tennessee, in Bonn angesichts der Proteste gegen die nukleare Nachrüstung, bei Wounded Knee (1973) zusammen mit Indianern, die ihre Rechte einforderten, in Äthiopien als Organisator des Konzerts für Afrika, in Berlin mit dem Rapper Ade, auf Kuba. Der Film entstand anlässlich Belafontes 85. Geburtstags und ist die Bilanz eines erfüllten, engagierten Lebens, getragen von einer charismatischen Persönlichkeit, die Sympathie und Interesse jenseits der Unterhaltungsindustrie verdient. Getrübt wird dieser positive Eindruck dadurch, dass der Film von Belafontes eigener Produktionsfirma produziert wurde, was zumindest Zweifel an der Objektivität des Dargestellten aufkommen lässt.
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