Enemies of the People - A Personal Journey Into the Heart of the Killing Fields

Dokumentarfilm | Großbritannien/Kambodscha 2010 | 94 Minuten

Regie: Rob Lemkin

Dokumentarfilm über das Regime der Roten Khmer, der die Recherchen des kambodschanischen Journalisten Thet Sambath begleitet. Dieser spürte über Jahre hinweg Angehörige von Opfern und Tätern auf und befragte sie zu ihren Erlebnissen. Dabei kommt auch Nuon Chea, der zweitwichtigste Mann der Pol-Pot-Diktatur, zu Wort. Durch die Aussagen entsteht ein erschütterndes Bild des Grauens, das von der Sanftmut des Journalisten konterkariert wird, dem es um eine Aufarbeitung, nicht um Vergeltung geht. - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
ENEMIES OF THE PEOPLE
Produktionsland
Großbritannien/Kambodscha
Produktionsjahr
2010
Produktionsfirma
Old Street Films
Regie
Rob Lemkin · Thet Sambath
Buch
Rob Lemkin
Kamera
Thet Sambath · Rob Lemkin
Musik
Daniel Pemberton
Schnitt
Stefan Ronowicz
Länge
94 Minuten
Kinostart
-
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Dokumentarfilm
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Heimkino

Das umfangreiche Bonusmaterial der Doppel-DVD umfasst zahlreiche Interviews und Materialien zum Rote-Khmer-Tribunal sowie die zeitgenössische Videokonferenz von Long Beach und Bangkok "Opfer + Täter = Überlebende".

Verleih DVD
Old Street Films (16:9, 1.78:1, DD2.0 engl.)
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Diskussion
Nach dem Ende des Vietnamkrieges hätte eigentlich auch in Kambodscha so etwas wie Frieden einkehren sollen. Doch stattdessen erlebte das Nachbarland in der zweiten Hälfte der 1970er-Jahre unter dem Terrorregime der Roten Khmer einen Völkermord, dem rund zwei Millionen Menschen zum Opfer fielen. Bei ihrem wahnwitzigen Plan, das Land in einen reinen Agrarstaat ohne jeden Privatbesitz zu verwandeln, galt den kommunistischen Khmer schließlich jeder als Verräter, der seine Kuh behalten wollte oder – als Ausweis bourgeoiser Dekadenz – lesen und schreiben konnte. Roland Joffé machte diese Vorkommnisse 1984 zwar zum Gegenstand seines Spielfilms „The Killing Fields“ (fd 24 922), doch eine Aufarbeitung dieser Schreckensjahre blieb lange Zeit aus. Vor diesem Hintergrund machte sich der kambodschanische Journalist Thet Sambath vor zehn Jahren auf eigene Faust daran, Licht in das dunkle Kapitel seines Heimatlandes zu bringen. In langwierigen Recherchen spürte er Angehörige von Opfern auf, aber auch die Täter von damals. Einfache Menschen, die aus Angst zu Handlangern des mörderischen Regimes wurden. Es gelang Sambath sogar, Nuon Chea ausfindig zu machen, jenen Mann, der unter dem Diktator Pol Pot als „Bruder Nummer 2“ der zweitmächtigste Mann in Kambodscha war. Der mehrfach preisgekrönte Film, in dem Sambath und der britische Regisseur Rob Lemkin die Gespräche mit den Tätern festhalten, ist ein bewegendes Dokument des Grauens. Da sieht man, wie der stets freundlich lächelnde Thet Sambath mit ein paar Männern unter blauem Himmel in einer ländlichen Idylle am Wegesrand sitzt, ein bisschen Smalltalk macht, dann das Gespräch auf die vielen Ermordeten von damals lenkt und irgendwann bittet, ihm doch die Stelle zu zeigen, wo die Leichen verscharrt wurden. Nach und nach wird deutlich, dass die Männer seinerzeit zu den Tätern gehörten. Wie viele Landsleute sie umgebracht haben, vermögen sie nicht zu sagen. Waren es zehn oder vielleicht hundert? Sie wissen es nicht mehr oder wollen es nicht wissen. Wobei die Scham über ihr damaliges Tun aus ihren stockenden Worten deutlich herauszuhören ist. Schließlich gehören sie zu den Wenigen, die sich Jahrzehnte danach entschlossen haben, sich dem Journalisten zu offenbaren. Noch grausiger nehmen sich die Interviews mit dem greisen Nuon Chea aus, den Sambath lange in dem Glauben lässt, seine eigene Familie sei von den Massakern verschont geblieben. Erst zum Schluss der sich über Jahre hinziehenden Gespräche teilt er ihm mit, dass sein Vater und sein Bruder den Gräueltaten zum Opfer gefallen und seine Mutter zur Heirat mit einem Khmer gezwungen wurde. Als sich der sichtlich irritierte Ex-Machthaber daraufhin eine dürre Entschuldigung abringt, nimmt Sambeth diese mit Genugtuung zur Kenntnis und erklärt seine Arbeit für beendet. Es ist nicht zuletzt die Diskrepanz zwischen den geschilderten Grausamkeiten und der Sanftmut des Journalisten, der zwar hartnäckig nachfragt, aber scheinbar frei von allen Rachegelüsten ist, die diese unkommentierte, mit wenigen Archivbildern auskommende Dokumentation so bemerkenswert macht. Zwischen den Interviews spricht Sambath über seine Motivation und hie und da ist auch seine Familie zu sehen, die froh ist, ihn nach all den Jahren der Recherche endlich wieder für sich zu haben. Warum dieser herausragende Dokumentarfilm in Deutschland nie eine Kinoauswertung erfuhr, bleibt ein Rätsel. Die DVD-Veröffentlichung umfasst neben dem Film eine zweite Disc mit zahlreichen Interviews und Materialien zum Rote-Khmer-Tribunal, das inzwischen auch Nuon Chea unter Anklage gestellt hat.
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