Ein Jahr vogelfrei

Komödie | USA 2011 | 101 (24 B./sec.)/97 (25 B./sec.) Minuten

Regie: David Frankel

Drei grundverschiedene Männer wollen einen neuen Rekord im Vögelbeobachten aufstellen und binnen eines Jahres mehr Vogelarten in den USA sichten als je ein anderer zuvor. Über Sieg und Niederlage entscheiden letztlich nicht Talent und Ausdauer, sondern die Bereitschaft, das private Glück dem Rekord zu opfern. Obwohl in den Hauptrollen mit einschlägigen Comedy-Stars besetzt, meidet der Film jeglichen herablassenden Humor auf Kosten der Figuren und entwickelt in einer ansprechenden Mischung aus Leichtigkeit und Ernst eine ureigene Geschichte über den Preis des Erfolgs. - Ab 12.
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Filmdaten

Originaltitel
THE BIG YEAR
Produktionsland
USA
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Red Hour Films/Deuce Three/Sunswept Ent.
Regie
David Frankel
Buch
Howard Franklin
Kamera
Lawrence Sher
Musik
Theodore Shapiro
Schnitt
Mark Livolsi
Darsteller
Steve Martin (Stu Preissler) · Jack Black (Brad Harris) · Owen Wilson (Kenny Bostick) · Brian Dennehy (Raymond) · Anjelica Huston (Annie Auklet)
Länge
101 (24 B.
sec.)
97 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
14.06.2012
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 12.
Genre
Komödie
Externe Links
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Diskussion
Drei Männer, ein ausgefallenes Hobby. Das ist die Essenz, auf die sich die Handlung von „Ein Jahr vogelfrei!“ reduzieren lässt. So unterschiedlich Brad, Stu und Kenny auch sind, alle drei eint, dass sie ihre Freizeit am liebsten damit verbringen, Vögel zu beobachten. Darüber hinaus verfolgen sie alle dasselbe Ziel: Sie wollen einen neuen Rekord über die meisten unterschiedlichen, in einem Kalenderjahr in den USA gesichteten Vogelarten aufstellen. Derzeit hält Kenny diesen Rekord: 732 verschiedene Spezies in 365 Tagen. Er regiert als „König der Birdwatcher“, aber der Gedanke, dass jemand anders ihn überflügeln könnte, spornt ihn an, erneut ein so genanntes Big Year in Angriff zu nehmen, obwohl er eigentlich mit seiner Frau eine Familie gründen wollte. Stu hat sein Leben lang davon geträumt, ein ganzes Jahr dem Beobachten von Vögeln zu widmen, aber die Verantwortung für seine Familie und seine eigene Firma hat ihn bisher davon abgehalten. Jetzt wagt er den Ruhestand und zugleich den Rekordversuch, während seine ehemaligen Mitarbeiter ihn zurück ins Büro locken wollen und sein Sohn selbst Nachwuchs erwartet. Brad hingegen hat nicht annähernd so viel Zeit und Geld zur Verfügung; er ist auf seinen IT-Job angewiesen und kann nur am Wochenende und an Urlaubstagen Vögeln auflauern. Doch da er seit seiner Scheidung wieder bei seinen Eltern lebt, braucht er den Rekord für einen Funken Selbstrespekt. Zunächst wissen die drei nichts voneinander und ihren Plänen, aber im Lauf des Jahres kreuzen sich ihre Wege immer häufiger. mWas erwartet man von einem Film übers Vögelbeobachten, in dem Jack Black, Steve Martin und Owen Wilson die Hauptrollen spielen? Eine Komödie, die sich gnadenlos über das obskure Hobby lustig macht. Dass „Ein Jahr vogelfrei!“ in den USA wenig Zuspruch an den Kinokassen fand, dürfte damit zusammen hängen, dass Regisseur David Frankel diese Erwartungshaltung konsequent ignoriert. Es dauert eine Weile, bis man begriffen hat, dass das Ausbleiben der Lacher Methode hat, dass der vermeintlichen Satire jegliche Ironie fern liegt und Frankel seine Figuren und ihre Leidenschaft ernst nimmt. Erst wenn man sich darauf eingelassen hat, kann man „Ein Jahr vogelfrei!“ als Film genießen, der die Handlung als eine Mixtur aus Ernst und Leichtigkeit, die ans französische Kino erinnert und nebenher vom Preis des Erfolgs erzählt. Alle drei Männer brennen darauf, sich und der Welt der Birdwatcher zu beweisen, wozu sie fähig sind. Doch dabei kommt ihnen immer wieder ihr Privatleben in die Quere: Stu fühlt sich seiner alten Firma und deren Angestellten verpflichtet und will auch für seinen Enkel da sein; Brad muss seine Wochentage im Büro verbringen und sich um seinen herzkranken Vater kümmern; Kenny und seine Frau benötigen medizinische Starthilfe für ihre Familiengründung. Situationen, in denen sich die drei Männer zwischen ihrem persönlichen Ehrgeiz und ihrer Verantwortung für andere, zwischen einer Kurzschnabelgans, die gerade am anderen Ende der USA gesichtet worden ist, und ihren Frauen, Eltern, Kindern und Kollegen entscheiden müssen, gliedern den Film. Welche Wahl die Männer dabei jeweils treffen, definiert sie als Charaktere, auch wenn die Inszenierung Werturteile sorgsam vermeidet – und darüber hinaus die Darsteller dafür sorgen, dass jedem von ihnen die Sympathie des Publikums bis zuletzt erhalten bleibt. Am Ende gibt es einen Gewinner und zwei Verlierer. Dabei bricht Frankel mit der US-amerikanischen Kino-Tradition, dass derjenige, der seinem Herzen folgt, nicht nur als moralischer Sieger dasteht, sondern mit allumfassendem Erfolg belohnt wird. In „Ein Jahr vogelfrei!“ ist das Gegenteil der Fall.
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