Hasta La Vista

Komödie | Belgien 2011 | 120 (24 B./sec.)/116 (25 B./sec.) Minuten

Regie: Geoffrey Enthoven

Drei behinderte belgische junge Männer wollen ihre sexuelle Unschuld verlieren und begeben sich gegen den Willen ihrer Eltern auf die Reise nach Spanien zu einem Bordell, das auf die Bedürfnisse von Behinderten spezialisiert ist. Die Fahrt mit einer bärbeißigen Fahrerin gerät wegen Reibereien in der Gruppe turbulent. Unterhaltsame Komödie um Solidarität, Vertrauen und Verzeihen, aber auch Gebrechen und den Tod, erzählt mit Leichtigkeit, Sensibilität und einem ruppigen Humor, der nie schlüpfrig wird. (Lobende Erwähnung der ökumenischen Jury, Montreal 2011). - Ab 16.
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Filmdaten

Originaltitel
HASTA LA VISTA!
Produktionsland
Belgien
Produktionsjahr
2011
Produktionsfirma
Fobic Films/ÉÉN/K2
Regie
Geoffrey Enthoven
Buch
Pierre De Clerq
Kamera
Gerd Schelfhout
Musik
Meuris & Papermouth
Schnitt
Philippe Ravoet
Darsteller
Robrecht Vanden Thoren (Philip) · Gilles de Schryver (Lars) · Tom Audenaert (Jozef) · Isabelle de Hertogh (Claude) · Karlijn Sileghem (Lars' Mutter)
Länge
120 (24 B.
sec.)
116 (25 B.
sec.) Minuten
Kinostart
12.07.2012
Fsk
ab 12; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 16.
Genre
Komödie
Externe Links
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Diskussion
Komödien über junge Männer auf der Suche nach Sex gibt es wie Sand am Meer, zumindest gefühlt schwappen sie nahezu monatlich auf den Kinomarkt. Oft erschöpft sich das Thema in Klamauk und biederen Schlüpfrigkeiten; Qualität erwartet man von derlei Produktionen ohnehin nicht. „Hasta La Vista“ aber ist anders, was schon bei den drei Hauptfiguren beginnt, die behindert sind. Vor allem aber stimmt die Qualität. Buch und Regie der belgischen Komödie finden den vermutlich einzig richtigen Ton, mit dem man ein solches an Fettnäpfchen reiches Terrain betreten kann: mitleidlos, aber voller Empathie, rotzig, aber nie schlüpfrig. Voraussetzung dafür ist eine stimmige Figurenzeichnung, die die Protagonisten ernst nimmt, aber auch nicht zu ernst, wie es in politisch korrekten Zeiten und Gesellschaften ja gerne mal passiert. Das Drehbuch wurde von der Lebensgeschichte von Asta Philpot inspiriert, einem Briten, der an einer angeborenen Form der Gelenksteife leidet und sich für ein aktives Sexualleben von Behinderten stark macht. Mit zwei weiteren Behinderten reiste er zu einem auf die Bedürfnisse von Behinderten ausgerichteten Bordell nach Spanien, die BBC drehte die Dokumentation „For One Night Only“ über die Unternehmung. Auch der vom Hals abwärts gelähmte Philip, der wegen seiner fortschreitenden Krebserkrankung an den Rollstuhl gefesselte Lars und der blinde Jozef beschließen, gemeinsam in das Bordell „El cielo“ im spanischen Punta del Mar zu reisen, um dort ihre Unschuld zu verlieren. Da sich Lars’ Gesundheitszustand aber rapide verschlechtert und die Eltern der drei Freunde deshalb ihre Einwilligung zu der Reise zurückziehen, machen sich die jungen Männer in einer Nacht-und-Nebel-Aktion heimlich auf den Weg. Die erste Überraschung der hastig organisierten Reise besteht darin, dass sich der Fahrer und Betreuer „Claude“ als bärbeißige Französin herausstellt. Überhaupt läuft längst nicht alles so, wie es sich die drei erträumt hatten. Vor allem Philip macht aus seiner Abneigung gegen Claude keinen Hehl und verdirbt sich und seinen Mitreisenden damit die Stimmung. Erst ein Unfall von Jozef und die folgende Aussprache klärt die Fronten; die vier raufen sich zusammen, und Claude wird fester Bestandteil der Gruppe, lebenserfahrene Freundin und für einen der drei am Ende sogar zur Geliebten. Allerdings wird die neue Freundschaft bald auf die Probe gestellt, da Claude, die wegen einer Bewährungsstrafe erpressbar ist, die drei ihren besorgten Eltern ausliefern soll. Dennoch kommen sie am Ort ihrer Sehnsucht an: Spanien, Sonne, Meer, ein feudales Urlaubsdomizil – und das Bordell „El cielo“. Das, so viel ist auch Philip, Lars und Jozef längst klar geworden, zwar ein wichtiges, aber längst nicht das einzige Ziel der Reise geblieben ist; denn „Hasta La vista“ ist zuallererst ein Film über Freundschaft, der sich auch unabhängig vom Thema „Behinderung“ lesen lässt. Es geht um Solidarität, Unterstützung, gemeinsame Träume, Vertrauen und Verzeihen, auch um den Tod und das Loslassenkönnen. Davon erzählt Regisseur Geoffrey Enthoven mit erstaunlicher Leichtigkeit, mit viel Humor, aber auch sehr anrührenden Szenen. Wozu ganz wesentlich auch die hervorragend besetzten Schauspieler beitragen. Dass Robrecht Vanden Thoren, Gilles de Schryver und Tom Audenaert ihre Behinderung jeweils „nur“ spielen, ist schwer zu glauben. Auch Isabelle de Hertogh als füllige Claude gelingt eine differenzierte, komplexe Charakterstudie, trotz oder gerade wegen ihrer sehr raumgreifenden, eher stoischen Körperlichkeit. Ein schöner, rundum gelungener Film.
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