The United States of Hoodoo

Dokumentarfilm | Deutschland/USA 2012 | 100 Minuten

Regie: Oliver Hardt

Der Schriftsteller Darius James durchstreift auf der Suche nach den spirituellen Ursprüngen der afroamerikanischen Kultur die USA und landet in New Orleans, wo er den alten Göttern Afrikas in zahllosen Metamorphosen wiederbegegnet. Ein dokumentarisches Road Movie, das aufmerksam und zugleich entspannt nach den Wurzeln urbaner Kreativität forscht und in den Künstler- und Intellektuellen-Milieus originellen Charakteren begegnet. Die Dialoghaftigkeit der vielen Interviews hätte freilich etwas intensiver durch den interessanten Soundtrack variiert werden können. - Ab 14.
Zur Filmkritik

Filmdaten

Originaltitel
THE UNITED STATES OF HOODOO
Produktionsland
Deutschland/USA
Produktionsjahr
2012
Produktionsfirma
Stoked Film/ZDF-arte/Signature Pic.
Regie
Oliver Hardt
Buch
Oliver Hardt · Darius James
Kamera
Harald Schmuck
Musik
Arto Lindsay
Schnitt
Martin Hoffmann
Länge
100 Minuten
Kinostart
26.07.2012
Fsk
ab 0; f
Pädagogische Empfehlung
- Ab 14.
Genre
Dokumentarfilm
Externe Links
IMDb | TMDB | JustWatch

Diskussion
Der afroamerikanische Schriftsteller Darius James hat sich mit ebenso scharfsinnigen wie (selbst-)ironischen Büchern („That’s Blaxploitation“, „Negrophobia“) über die schwarzen Wurzeln der amerikanischen (Pop-)Kultur einen Namen gemacht. Von 1996 an lebte er in Berlin, wo er mit dem Regisseur Oliver Hardt den Film „Black Deutschland“ (2005) über das Leben als Schwarzer in Deutschland realisierte. Dann ließ der Tod seines Vaters den Autor in seinen Heimatort Hamden, Connecticut, zurückkehren. Unter den Hinterlassenschaften des verstorbenen Malers und Bildhauers fand sich eine große Sammlung afrikanischer Masken, von denen sein Vater stets behauptet hatte, dass er sie nur wegen ihrer Schönheit gekauft habe. Dass ihnen auch spirituelle Dimensionen innewohnen könnten, war für ihn nicht wichtig gewesen. Der Sohn aber macht sich von New York aus auf eine lange Reise kreuz und quer durch den nordamerikanischen Kontinent, um den spirituellen Ursprüngen der afro-amerikanischen Kultur nachzuspüren. Der Trip beginnt bei der Musikerin Val Jeanty in Brooklyn, die ihm ihren „Afro-Elektronica“-Sound erläutert. Mit einer Schauspielerin besucht James das African Burial Ground National Monument in Manhattan und sitzt beim Maler Danny Simmons auf dem Sofa, der über europäische Künstler wie Picasso räsoniert, die sich für afrikanische Kunst nur unter ästhetischen Aspekten interessiert hätten. Nach einigen weiteren Zwischenstopps landet James in New Orleans, dem Mekka der schwarzen Musik und Voodoo-Kultur, wo er sich von einer (weißen) Lehrerin in traditionelle Trance-Techniken einweisen lässt. Die Klischee-Vorstellungen von Voodoo-Ritualen mit frischem Hühnerblut und mit Nadeln traktierten Stoffpuppen sorgen dabei für allgemeine Erheiterung. Hier, wie auf der gesamten Reise, gibt sich Darius James mehr als aufmerksamer Zuhörer denn als Selbstdarsteller. Nur hie und da lässt er sich zu einem ironischen Kommentar hinreißen, wenn er etwa eine Ausstellung zu Ehren des Blues-Musikers Robert Johnson ausgerechnet in einem Baumwollmuseum entdeckt. Überhaupt lebt dieses dokumentarische Road Movie, das den Protagonisten auch nach Seattle und Chicago führt, von einer entspannten Laid-Back-Atmosphäre, ruhigen Einstellungen und mehr oder minder originellen Charakteren, die überwiegend dem Künstler- und Intellektuellen-Milieu entstammen. Bei aller Ernsthaftigkeit der Erforschung traditioneller afroamerikanischer Spiritualität fehlt dem Film auf sympathische Art jeder missionarische Impetus. Die Dialoglastigkeit der Dokumentation wird dabei (etwas zu selten) durch den Original-Soundtrack des musikalischen Grenzgängers Arto Lindsay und die teilweise sehr mitreißende Musik (etwa bei Trauermärschen in New Orleans) gemildert.
Kommentar verfassen

Kommentieren